"Scheint so.", war das Einzige, was Shan dazu einfiel.
Luca kramte den Brief aus dem Tasche und las laut vor: "... doch bevor du dich aufmachst, finde ein junges Mädchen, sie ist der Schlüssel zum Tor von Murunia. Ihr Name bedeutet soviel wie Hoffnung und sie ist wahrhaftig unsere letzte Hoffnung. Finde sie und bringe sie zur Insel des Lächelns..."
Sie ließ den Brief sinken und starrte Shan an: "Ich bin es. Ich bin die, auf dessen Schulter die Hoffnung von Murunia liegt. Aber... ich weiß doch noch nicht einmal, was Murunia ist!"
Sie schluchzte auf und Shan umarmte sie.
"Wir finden es schon heraus!", flüsterte er und strich ihr beruhigend über die Haare. Luca weinte in seine Schulter und nach einer Weile wurde sie ruhiger. Shan merkte, dass sie eingeschlafen war und legte sie aufs Bett. Er räumte die ganzen Bücher weg und deckte Luca zu, die nun ruhig atmete. Dann setzte er sich in seinen Sessel und schloss die Augen.

Am nächsten Morgen wurde Luca von lautem Geschrei geweckt. Kurz darauf wurde die Tür aufgerissen und Nay stürzte herein. Dicht gefolgt von Junay.
"Luca! Gott sei Dank! Du lebst!", rief Nay und fiel ihr um den Hals. Luca sah erst sie, dann Junay verwirrt an, während Shan sich rührte und die Augen aufschlug.
"Was ist den hier los?", fragte er amüsiert und Junay fuhr sie an: "Wir haben Luca überall gesucht! Wir dachten, Reon hätte sie gekriegt! Kannst du uns nicht sagen, dass sie hier bei dir ist?!"
Shan sah erst verwirrt, dann wütend aus. "Soll ich vielleicht ein Schild an die Theke heften: Luca Dyne schläft bei Shan Wendy im Zimmer, weil ihr Freund, der sturzbesoffen nach hause kam, sie aus dem Zimmer vertrieben hat?!"
Junay schwieg verdutzt, dann sah er Luca an. "Stimmt das?"
"Nun ja, du wolltest gestern schlafen, als du hierhin kamst und da ich noch weitersuchen musste, bin ich zu Shan gegangen.", flüsterte Luca bedrückt und Junay nahm sie in den Arm.
"Das tut mir so leid!", rief er, scheinbar am Boden zerschmettert. Er warf Shan hinter Lucas Rücken gehässige Blicke zu und küsste Luca kurz.
"Habt ihr den etwas herausgefunden?", fragte Nay, um das Schweigen zu brechen.
"Genau! Erzählt doch mal!", forderte Mio auf, die inzwischen ins Zimmer gekommen war.
"Wir haben herausgefunden, was Hoffnung heißt.", flüsterte Luca und sah Shan an, der erzählte: "Hoffnung heißt in der alten Sprache... Luca."
Im Zimmer wurde es totenstill und alle starrten Luca an, die nervös an den Bettdecke herumfuchtelte.
"Dann...", sagte Mio schließlich und Luca nickte: "Ich bin das Mädchen, nach dem du suchen solltest..."
"Und warum macht ihr dann so betretene Gesichter?", fragte Nay, die nichts begriff.
"Verdammt!", schrie Luca verzweifelt. "Ich bin die letzte Hoffnung für etwas, von dem ich nichtmal wusste, dass es existiert und ich weiß noch nichtmal, was es ist!"
Dann sprang sie auf und lief aus dem Zimmer.
"Luca!", rief Nay und wollte ihr hinterherlaufen, doch Junay hielt sie zurück. "Lass sie jetzt allein."
Luca war inzwischen zu den Focardys gelaufen und schmiss sich weinend an Ronyas Hals. Sie weinte sich erstmal aus, bis sie schließlich flüsterte: "Du verstehst mich, Ronya!"
Das Focardy schnaubte liebevoll und Luca lächelte.
"Zusammen schaffen wir es!"
Dann ging sie eiligen Schrittes zu den anderen zurück, die in Shans Zimmer saßen und die weitere Route besprachen. Sie sahen auf, als Luca eintrat und sie lächelte.
"Wo wollen wir jetzt hin?", fragte sie, als ob nichts geschehen wäre.
Shan grinste und sagte: "Wir wollen jetzt nach Eshantu. Zu Nays Eltern. Dort können wir erstmal bleiben und schließlich mit der Fähre nach Kizuni fahren."
"Dort fährt eine Fähre? Das wusste ich ja gar nicht.", wunderte sich Luca und setzte sich neben Mio aufs Bett.
"Ich auch nicht. Nay meinte, da würde eine fahren.", sagte Junay und Nay nickte.
"Gehen wir dann jetzt?", fragte Mio und die anderen nickten.
"Ich muss vorher nur noch die Bücher wegbringen.", rief Luca und schnappte sich den Packen. Junay nahm ihr drei davon ab und die zwei versprachen, in einer Viertelstunde wieder hier zu sein. Die anderen wollte inzwischen noch ein wenig Brot und Wasser für die Reise besorgen, denn nach Eshantu war es weit und es gab kein Dorf dazwischen.
Junay und Luca liefen eilig zur Bücherei und Luca sah schon von weitem den netten Mann, der auf einer Bank saß und ihnen entgegen lächelte.
"Da sind Sie ja wieder! Wie ich sehe, haben Sie mir alle meine Bücher zurückgebracht."
"Aber sicher.", lächelte Luca und stellte die Bücher neben ihm auf die Bank. Junay legte seine dazu und sie bedankten sich mit einer Verbeugung.
"Haben Sie denn gefunden, wonach sie gesucht haben?", fragte der Mann interessiert und Luca nickte zögernd.
"Mehr, als mir eigentlich lieb war."
Doch bevor der Alte nachfragen konnte, rief sie eilig: "Schon so spät?! Wir müssen leider gehen! Nochmal vielen Dank für ihre Hilfe! Auf Wiedersehen!"
Sie winkte noch einmal, dann zog sie Junay zurück zum Hotel. Dort standen schon die anderen bereit und gemeinsam sprangen sie auf ihre Focardys und ritten aus der Stadt hinaus.
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