Redaktionsblog
Fußball WM in Deutschland
Warum wir schon jetzt Weltmeister sind!
Wir schreiben den 28. Juni 2006 – die mehr oder weniger glorreichen Achtelfinalspiele sind abgeschlossen, die Holländer haben die Wohnwagen bereits wieder angekuppelt und bevölkern die Autobahnen gen Heimat. Die Schiedsrichter haben ihren persönlichen Wettbewerb um die meisten gelben Karten und die lächerlichsten Foulelfmeter kurzzeitig unterbrochen und Fußballdeutschland fiebert dem Duell gegen die Nachfahren des legendären, für meinen Geschmack viel zu extrovertierten, Maradona entgegen. Eine Weltmeisterschaft ohne echte Leckerbissen, eine Weltmeisterschaft ohne große Sensationen, eine Weltmeisterschaft bei der sich die „Großen“ am Ende trotz mieser Leistungen nahezu obligatorisch gegen die gut aufspielenden Underdogs durchsetzen. England erschleicht sich durch einen Freistoß von Beckham den unrühmlichen Sieg über Ecuador, Italien rettet sich per Hechtsprung in der 94. Minute ins Viertelfinale und entgeht damit dem totalen Kollaps des nationalen Fußballs. Wo sind die Helden dieser WM? Wo sind die Jungstars, die nahezu jede WM hervorbringt? Wo sind die torreichen Partien, von denen man sich noch Jahre später erzählt? Selbst die erfahrenen und populären Persönlichkeiten des Weltfußballs werden ihrem Ruf keinesfalls gerecht – Ronaldo glänzt durch Standfußball, Figo setzt mit einem Kopfstoß gegen seinen Mitspieler Akzente und Schevchenko lässt durch scheinbare Abwesenheit und einen viel zu lässig verschossenen Elfmeter, Zweifel an seiner 65 Millionen Euro umfassenden Ablösesumme aufkommen.
Eine WM ohne Glanz, wäre da nicht der Gastgeber. Neben der nahezu perfekten Infrastruktur und Organisation, überzeugt unser Land auch auf sportlicher Ebene. Deutschland verfügt über ein Team, das scheinbar den optimalen Kompromiss aus Erfahrung und Alter verkörpert. Nicht nur im fußballinteressierten Ausland wird dieser Trend mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, auch im Inland schwappt die Welle der Begeisterung. Eine Welle, die sogar den seit Jahrzenten verschütteten Nationalstolz erweckt und uns dazu bewegt, die Hymne zu singen, Fahnen aus den Fenstern zu hängen und endlich wieder als geschlossene Nation aufzutreten. Historische Altlasten sind zwar nicht vergessen, doch scheinen sie erstmalig nicht mehr hemmend zu wirken. Am Freitag ist es dann wieder soweit – die nächste Etappe auf dem schweren Weg zum Finale in Berlin. Doch auch wenn es nicht klappen sollte, auch wenn Lehmann den Angriffen der Argentinier nicht standhalten kann, auch wenn Maradona am Ende den Sieg bejubelt ... gewonnen haben wir schon jetzt!
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