~SECHSTER TAG~

Der erste Tag ohne Sparky. Ganz alleine durch Midgard zu laufen fühlt sich mehr als komisch an. Ich trete mit Albert in Kontakt, der mich in Payon erwartet. Plötzlich ist es offiziell, unsere "bloc_party" ist aufgelöst. Das Team zersplittert. Sparky ist fortgezogen, *Abendstern* haben wir nicht wieder gesehen und Albert hat mit einem Freund eine neue Party gegründet. Kanara weiß noch von nichts.
Albert versucht, mich in sein neues Team zu holen, er möchte mich und Kanara auf keinen Fall im Stich lassen. Skeptisch lasse ich mir seinen Freund zeigen.

Zum Glück verstehen Kizuta und ich uns trotz der Sprachbarriere blendend. Eigentlich wollten wir weiter und zusammen ein paar Greatest Generals plattwalzen, wenige Minuten später machte uns eine erschreckende Nachricht aber einen Strich durch die Rechnung.

Irgendjemand hat im ohnehin schon gefährlichen Wald einen Dead Branch gezündet und damit zwei Owl Dukes und einen Owl Baron freigelassen. Jeder, der durch das Warpportal zog, kam entweder schreiend wieder heraus, oder eben garnicht.

Vorerst haben wir die vorbeiziehenden Krieger und Kriegerrinnen gewarnt. Bis sich inzwischen eine ganze Traube an Menschen vor dem Portal angesammelt hatte.

Stundenlanges Hin- und Herüberlegen bringen uns nicht weiter. Das sonst recht einsame Plätzchen südlich von Payon wird plötzlich zum Ballungszentrum kampfgieriger Schwertschwinger und blutlechzender Jägerinnen. Gelegentliche Spähtrupps kommen jedes Mal mit schlechter Nachricht wieder herausgestürmt. Auch Albert und ich, zwei Männer der Tat, wagen sich todesmutig ins Innere des Waldes...

... und kehren nach fünf Schritten wieder zurück, natürlich, ohne die Owls gesehen zu haben. Leider sind wir noch ziemlich schwach auf der Brust und können uns so schon kaum in das Baumdickicht wagen. Tatenlos zuschauen wollen wir natürlich aber nicht.

Völlig lebensmüde und endlos sensationsgeil schaffen wir es, die Anwesenden zum Kampf zu überreden. Ein spannender Moment, als wir uns in der recht großen Truppe in den Wald wagen. Es wird kampfeifrig gebrüllt, wir alle wollen die Owls zerschlagen. Auch wenn Albert und ich wissen, wir werden das nicht lange überleben, dabei sein ist alles!

Kurzerhand wird eine Taktik zurechtgelegt, und ehrfürchtig blicke ich zu den großen Helden herauf, die dieses Himmelfahrtskommando anführen. Ein letzter Atemzug, Angstschweiß auf der Stirn, und die Biester können kommen.

Doch plötzlich, wie aus dem Nichts, stehen sie vor uns ... das höllische Trio schlägt ohne Gnade eiskalt ins Gefecht und erwischt alles, was nicht flüchten kann. Einer nach dem anderen werden wir niedergemäht, wir Schwächlinge zuerst. Jeder gibt sein Bestes und tut, was er kann, aber gegen diese Kraft scheint kein Kraut gewachsen zu sein.

Alles, was von der Schlacht übrig bleibt, sind unsere leblosen Körper. Lachend verzieht sich das Böse ins Gebüsch.

Man möchte meinen, dieser Rückschlag hat uns lahmgelegt, unser Ehrgeiz wurde dadurch allerdings erst richtig entfacht. Wenn ich schon nicht im Kampf glänzen kann, muss ich trotzdem helfen, wo ich kann. Also trommeln wir jeden zusammen, den wir kriegen können. Auf meine Nachricht hin ist auch Menabastet flugs von der Party, mit Anhang. Durch Zufall erwische ich auch *Sacrifice*, der mir vor Kurzem sein Lob in einem Brief ausgesprochen hat.

Inzwischen konnten so viele Leute herbeigerufen werden, dass eine Gruppe allein garnicht mehr ausreichte. Kommando "Stirb Baron!" ging also in die zweite Runde, und zwar mit einer ganzen Armee von Gefolgsleuten.

In dieser großen Gemeinschaft trampeln wir durchs Geäst, einige von uns wissen, dass ihnen am Ziel nur der Tod blüht. So natürlich auch mir, als definitiv kleinstes Glied der Kette. Mena rettet mir dank ihrer Zauberkunst noch einmal das Leben, doch die Versammlung gerät aus den Fugen und in den Wirren der Bäume gehen einige verloren.

Als ich einen Moment unachtsam an den Wegrand schaue, erwischt mich plötzlich ein Greatest General und tötet mich ohne mit der Wimper zu zucken. Vom Kampfgeschehen gegen die Eulen kriege ich nichts mit, was mich sehr traurig macht, wenngleich ich froh bin, von den schmerzhaften Klauen der Horrorvögel verschont geblieben zu sein.

Als alles schon vorbei ist, erfahre ich von *Sacrifice*, dass sie verlustreich, aber einschlägig gewonnen haben, und die drei Gestalten erlegt haben. Endlich können Sacrifice und ich uns näher kennenlernen. Er zeigt mir eine andere Seite des gefährlichen Waldes, nämlich die Schönheit der Natur, und begleitet mich fortan.

Der junge Jäger liebt seine Heimat Midgard, und das merkt man, wohin man auch mit ihm geht. Als ich ihm sage, dass ich morgen abreise, und noch nicht viele Städte kenne, beschließt er, den Tag zu einer Rundum-Reise zu machen. Er bietet sich als Reiseführer an und möchte mich an die schönsten Orte Midgards leiten. Ich bin überwältigt und ziehe mit ihm vorerst in die Wüstenstadt Morroc, wo ich noch nie gewesen bin.

Auf dem Weg dort hin zeigt er mir Anthell, die Hölle der Insekten. Ein grässlicher Schlund führt tief unter die Erde in das Reich der Krabbeltiere. Es dauert nicht lange, und wir verschwinden wieder an die frische Luft.

Es folgt eine Besichtigung weiterer Abstrusitäten der Wüste, und wir sind angekommen.

*Sacrifice* legt nach seinem Wüstenrundgang eine Pause ein, ich schaue mir in Ruhe die Stadt an.

Besonders die Architektur hat es mir angetan und auch das Wasser ist glasklar und lädt zum Baden ein. Nur die Temperaturen machen mir unter meiner Swordman-Kluft arg zu schaffen.

Auf dem Weg zum nächsten Reiseziel, nämlich der Magierstadt Geffen, finden wir auch endlich Kanara, die inzwischen völlig ohne Begleitung dasteht. Ich erkläre ihr, warum Sparky gegangen ist, und dass sie sich gerne an uns heften kann. Auch *Sacrifice*, ein wahrer Gentleman, freundet sich schnell mit der Schweigsammen an. Geffen ist ihre Heimat, und ohnehin eine wunderschöne Stadt, sagen die anderen, deshalb ziehen wir nun zu Dritt weiter.

Auf den Pfaden nach Geffen genieße ich die mir unbekannte Landschaft, wohlwissend, dass es mein letzter Besuch sein könnte. Die Vegetation ist abwechslungsreich, hier und da plätschert ein Bach oder eine klare Wassergrube vor sich hin. Stets werden wir von unserem Reiseführer mit Informationen gestopft.

Vor unseren Augen bietet sich die umwerfende Magierstadt Geffen. Zwischen prächtigen Bauten und liebevoll gestaltetem Gemäuer prangt ein wuchtiger Turm. Der berühmte Geffen Tower.

Auch in die Keller des Turms führte mich unser neuer Freund. Leider lief der Besuch für ihn nicht sonderlich rosig aus.

Für Kanara, als einziges Mädchen in der Gruppe, heißt es mal wieder Geschenke-Zeit. Neben den Unsummen an Zeny, die mein Helfer-Syndrom stets verschlingt, darf es jetzt auch noch ein Ring sein. Doch keine Bange, mal wieder zieht mir jemand einen Strich durch die Rechnung. Als Sacrifice der Dame des Hauses einen Poring schenkt, ist alles drumherum vergessen. Trotzdem erfreuen wir uns alle an unserem neuen Begleiter.

Dass Kanara mich nicht völlig hasst, beweist überraschenderweise der Name ihres Haustiers. Ich bin zutiefst gerührt und spiele entzückt mit dem knuffigen Tierchen. Entzückend klingt auch unser nächstes Reiseziel... ein Aussichtsturm?

Über die gigantische Westbrücke führt uns Sacrifice hinüber zum Aussichtsturm, über dessen ulkiges Treppensystem wir nach oben gelangen. Ein Bisschen Höhenangst macht sich breit, doch der Ausblick ist hier schon bombastisch.

Fasziniert staune ich über den wohl tollsten Ort, den ich in Midgard je gesehen habe. Bis nach Prontera können wir schauen, und mit dem Fernrohr lässt sich sogar der Tempel Payon's blicken. Ich bin überwältigt von den Kenntnissen unseres Anführers, und seiner grenzenlosen Freundlichkeit.

*Sacrifice* beherrscht sogar unterschiedlichste Sprachen, und erklärt einem desorientierten Novizen, dass das Leben in Midgard nicht nur aus Kampf und Stärken bestehen muss. Aus Spaß und Interesse am Land nämlich führen wir unsere Reise fort. Zunächst soll es etwas spannender werden, nach all der Erholung. Mit geschichtlichen Information gespickt wird uns der Besuch einer Gildenfestung schmackhaft gemacht.

Unser Wissensdurst ist unermesslich, und auch der Luxus einer angesehenen Gilde haut uns aus den Socken. Zum Glück ist gerade niemand da, aber auch angefasst wird nichts, wir wollen nur mal schauen.

Nach einer kleinen Stärkung am Fluss wird der Wunsch nach einem Adrenalinkick geäußert. Wir wollen etwas angsteinflößendes sehen und wagemutig in unerforschte Gefilde schauen. Dass uns *Sacrifice* in das Dorf der Orks führen würde, war Kanara und mir in dem Moment noch nicht bewusst.

Doch kaum angekommen, werden wir von stürmischen, übel riechenden Orkfrauen mit Keulen angegriffen und niedergeschlagen. Nur Kanara kann sich retten und schnellt zurück auf die Wiesen.

Durch Zufall treffe ich auch Albert wieder, ganz alleine. Ohne zu zögern spendiere ich ihm das Warp Ticket nach Morroc, wo wir uns mit den anderen wieder treffen, um ein weiteres Reiseziel zu besichtigen. Den krönenden Abschluss unserer Tour sollte die Stimmungsinsel Comodo bilden.

Die Lichter der Stadt bezaubern stundenlang, unsere Münder stehen offen.

Ein Gruppenfoto auf dem Gipfel des Vulkans zur Erinnerung, das drückende Gefühl des Abschieds presst heimlich erste Tränen ins Auge. Ich ergreife das Wort und bedanke mich bei den wundervollsten Menschen Midgard's für alles, und verspreche, wiederzukommen. Auch meine Zeit nimmt nun ihr Ende. Dennoch haben wir noch nicht alles gesehen und müssen bald zurück nach Hause.


Ein letzter stürmischer Besuch im Undersea-Tunnel und am Strand, wo wir auf modische Krokodile und fiese Robben treffen, und wir sind bereit für den Heimweg nach Prontera.

Dort allerdings wütet gerade ein Deathbranch und hinterlässt etliche Tote. Wir flüchten uns flugs in eine stille Ecke, doch der Trouble nimmt bereits ein Ende.

Auch mein Freund Lord'sPrayer schaut noch einmal vorbei, um Lebe Wohl zu sagen. Wieder verspreche ich, nicht für immer zu gehen. Leider haben wir Albert scheinbar verloren, er ist auf dem Heimweg verschollen. Zu guter Letzt sind nur noch Kanara, *Sacrifice* und ich übrig, und wir beenden den Tag in tiefsinnigen Gesprächen.

Was gesagt werden musste, ist gesagt, wer verabschiedet werden musste, wurde verabschiedet. Morgen werde ich vielleicht noch einmal durch die Gräser Payons streifen, bevor ich verschwinde. Doch eins steht fest, ich komme wieder, in absehbarer Zeit, das verspreche ich. Kanara, *Sacrifice* und Albert werden außerdem Briefe bekommen, und auch Botschaft von Sparky wird nicht allzu lange auf sich warten lassen.

Ich wünsche den beiden eine gute Nacht, drehe mich noch einmal um... und gehe nach Izlud, um dort meine letzte Nacht in Midgard zu verbringen.

~NUR NOCH EIN EINZIGER TAG~