Die olympische Idee: Wiederbelebung nach 1500 Jahren
IOC-Mitglieder in Athen 1896: von links Gebhardt (Deutschland), Coubertin (am Tisch sitzend), Guth-Jarkovsky (Böhmen), Bikelas (Griechenland), Kemeny (Ungarn), Butowsky (Russland), Balck (Schweden) |
Am 25. November 1892 schlug der französische Baron Pierre
de Coubertin bei einem Vortrag in der Pariser Sorbonne ein internationales Sportfest
vor, das dem Frieden und der Völkerver- ständigung dienen und den
Namen der berühmtesten Wettkampfveranstaltung des Altertums tragen sollte:
Olympische Spiele. Coubertin war damit nicht der erste, der an das antike Olympia
anknüpfen wollte, indem er eine Sportveranstaltung ins Leben rief. Olympia
begeisterte spätestens seit dem Beginn der deutschen Ausgrabungen der antiken
Stätten die Menschen. Bereits vor Coubertins Vorschlag hatten „Olympien“
im nationalen Rahmen stattgefunden (so in Griechenland). 1891 hatten der Australier
J. A. Cooper und der englische Historiker J. A. Froude „Pan-Britannische
Olympische Spiele“ angeregt. Doch nur Coubertin gelang es eine internationale
Bewegung zu begründen, die der olympischen Idee in einer erfolgreichen
Veranstaltung dauerhaft Gestalt gab.Auf einem Leibeserzieherischen
Internationalen Kongress in Paris wurde am 23. Juni 1894 die Neubegründung
der Olympischen Spiele beschlossen und ein Internationales Olympisches Komitee
(IOC) gegründet. Entgegen dem Willen Coubertins vergab das IOC die ersten
Olympischen Spiele nicht für 1900 nach Paris, sondern beschloss bereits
1896 Spiele zu veranstalten, die im Ursprungsland der Olympischen Idee, in Athen
stattfinden sollten.Am Ostersonntag des Jahres 1896 (5.
April) begannen in Athen die elftägigen Wettkämpfe. Austragungsort
war das nach antikem Vorbild errichtete Stadion, das vom griechischen Millionär
Georg Avaroff gestiftet worden war. 295 Athleten aus 13 Ländern ermittelten
42 Olympiasieger. Wie in der Antike nahmen bei den Wettkämpfen nur Männer
teil. Erfolgreichste Nation wurden die USA (11 Olympiasiege) vor Griechenland
(10) und Deutschland (7). Erfolgreichster Sportler war der deutsche Turner Carl
Schuhmann mit vier ersten und einem dritten Platz.Seit
104 Jahren werden nun wieder Olympische Spiele ausgetragen – eine kurze
Zeitspanne im Vergleich mit den antiken Spielen. Doch die Olympische Bewegung
der Moderne hat in diesem Jahrhundert eine Reihe schwerer Prüfungen (kriegsbedingter
Ausfall von Spielen, Missbrauch durch die Nazis, Kalter Krieg mit Boykotten,
Professionalisierung des Sports) überstanden, so dass man optimistisch
auf ihre Fortdauer hoffen kann – wenn die olympische Idee und die Wurzeln
der Bewegung nicht in Vergessenheit geraten.
Das Olympiastadion der Spiele von Athen 1896 (zeitgenössische Darstellung) |