Die Disziplinen
Gymnische Disziplinen
Stadionlauf: Nach
antiker Überlieferung war die Kurzstrecke unter den Laufdisziplinen der
älteste Wettbewerb der Spiele von Olympia; seit 776 v. Chr. sollen sich
Sportler um das Prädikat des schnellsten Läufers bemüht haben.
Die Laufstrecke maß die Länge eines Stadions (Der Begriff Stadion
steht sowohl für die Wettkampfstätte als auch für ein Längenmaß
von 600 Fuß. Das olympische Stadion betrug 192 Meter.)
Doppellauf (gr. diaulos): Zu den 14. Olympien soll der Laufwettbewerb über
die zweifache Strecke des Stadions eingeführt worden sein. Da das antike
Stadion keine Rundbahnen hatte, nimmt man an, dass am Ende jeder Laufbahn Holzpfosten
standen, die den Läufern als Wendemarke dienten.
Langlauf (gr. dolichos):
Beim Langstreckenbewerb soll eine Strecke von 20 Stadien gelaufen worden sein,
was ca. 3,8 Kilometern entspricht.
Übrigens: Der heutige Marathonlauf war natürlich keine Sportdisziplin
der Antike. Er wurde erst 1896 mit den Olympischen Spielen der Neuzeit aus der
Taufe gehoben. Die Idee dazu basierte auf der Legende vom Botenläufer,
der 490 v. Chr. den Athenern den Sieg über die Perser in der Schlacht von
Marathon meldete und danach tot zusammenbrach.
Waffenlauf: Diese
aus der militärischen Sphäre stammende Disziplin wurde 520 v. Chr.
in Olympia eingeführt. Ursprünglich hatten die Athleten in der vollen
Rüstung eines Hopliten, eines griechischen Schwerbewaffneten, d. h. mit
Helm, Beinschienen, Speer und Schild einen Lauf über die doppelte Stadionlänge
zu bestreiten, später verzichtete man auf Beinschienen und Speer.
Waffenläufer (attische Amphore, Mitte 6. Jh. v. Chr.)
Ringen: Seit 708
v. Chr. soll der Ringkampf Bestandteil des olympischen Programms gewesen sein.
Da es keine Gewichtsklassen gab, waren schwergewichtige Athleten bevorteilt.
Die Kämpfe endeten mit dem dreimaligen Bodenkontakt eines der Ringer.
Übrigens: Da Griffe an allen Körperbereichen erlaubt waren, entspricht
das antike Ringen dem heutigen Freistilringen eher als der modernen Disziplin
des griechisch-römischen Ringens, bei dem nur der Griffansatz oberhalb
der Gürtellinie zulässig ist!
Faustkampf (gr. pygme): Das Boxen war seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. olympische Disziplin. Die Kämpfer umwickelten ihre Hände mit Lederriemen, die die Wirkung der Schläge verstärken sollten. Der Kampf endete mit der Kampfunfähigkeit oder der Aufgabe eines der Kontrahenten. Nicht selten führten die Kämpfe zu Verletzungen, bisweilen hatten sie auch einen tödlichen Ausgang. Durch eine Grabinschrift ist der Todesfall des Boxers Agathos Daimon überliefert, der 35-jährig im Kampf um den Olympiasieg starb.
Pankration: Bei
dieser Mischung aus Faust- und Ringkampf war außer Beißen und Kratzen
fast alles erlaubt. Entsprechend brutal verliefen die Kämpfe dieser 648
v. Chr. in Olympia eingeführten Disziplin. Übliche Kampfpraktiken
waren Schläge, Tritte, Würfe, Luftabdrücken und Gelenkeverdrehen.
Der Kampf wurde solange ausgetragen bis einer der Gegner seine Aufgabe signalisierte.
Sieg und Tod
Die 54. Olympien des Jahres 564 v. Chr. waren die letzten Spiele, die Arrhichion
aus Phigaleia erleben sollte. Bereits zweimal hatte er im Pankration den Olympiasieg
errungen. Auch dieses Mal erreichte er den Endkampf. Dort traf er auf einen
Gegner, den er zwar besiegte, aber nicht überlebte: Sein Gegner schnürte
ihm die Luft ab und Arrhichion starb im Kampfe. Doch zuvor hatte er seinem Kontrahenten
den Zeh gebrochen. Sein Gegner, der die Schmerzen nicht ertrug, gab den Kampf
auf. Der im selben Moment gestorbene Arrhichion wurde von den Kampfrichtern
postum zum Sieger erklärt. [Pausanias VI 3,7. VIII 40,1f. Eikones II,6]
Fünfkampf (gr. pentathlon):
Der antike Mehrkampf vereinigte die Disziplinen Diskuswerfen, Weitsprung, Speerwurf,
Laufen und Ringkampf. 708 v. Chr. soll er erstmals in Olympia ausgetragen worden
sein. Im Gegensatz zu heute standen Diskus- und Speerwurf sowie der Weitsprung
nicht als Einzeldisziplinen auf dem olympischen Programm.
Beim Diskuswerfen fanden ca. 5 kg schwere Scheiben aus Bronze, Eisen, Blei oder
auch Stein Verwendung. Die Weitspringer nutzten Sprunggewichte in jeder Hand.
Der Sprung erfolgte wahrscheinlich in fünf aufeinander folgenden Sätzen
aus dem Stand. Die Technik des Speerwurfs unterscheidet sich von der modernen
Sportart dadurch, dass der antike Athlet das Wurfgeschoss unter Nutzung einer
Lederriemenschlaufe in die Weite katapultierte. Die Disziplin des Laufens wurde
wahrscheinlich über die Distanz eines Stadions ausgetragen. Das Ringen
im Rahmen des Fünfkampfs unterschied sich vom Einzelwettbewerb durch die
Statur der Mehrkämpfer, die gewiss nicht so schwergewichtig waren wie die
Spezialisten.
Der Fünfkampf wurde wohl in der Reihenfolge der hier erfolgten Darstellung
bestritten. Der Sieger wurde wahrscheinlich nicht nach einem Punktesystem –
wie es für heutige Mehrkampfsportarten üblich ist – ermittelt,
sondern in einem fortgesetzten Ausscheidungsverfahren.
Auf der unten abgebildeten Amphore sind 3 der 5 Disziplinen des Fünfkampfs
zu sehen (von links nach rechts): Diskuswurf, Speerwurf, Weitsprung. Die Amphore
war der Preis für den Sieger im Fünfkampf bei den panathenäischen
Wettspielen (kurz vor 500 v. Chr.)
Wettbewerbe der Trompeter und Herolde: Nichts mit unserem heutigen
Sportverständnis gemein hatten die seit 396 v. Chr. durchgeführten
Wettbewerbe der Trompeter und Herolde. Unbekannt ist, auf welche Weise diese
Wettkämpfe entschieden worden sind.
Hippische Disziplinen
Eine Attraktion der Olympischen
Spiele waren die hippischen Wettbewerbe. Die älteste Pferdesportdisziplin
Olympias soll das 680 v. Chr. eingeführte vierspännige Wagenrennen
gewesen sein; manche Forscher halten es jedoch für wahrscheinlicher, dass
das Rennen mit dem traditionelle Zweigespann (laut Überlieferung erst seit
408 v. Chr.) früher eingeführt worden ist. 648 v. Chr. soll dann das
erste Pferderennen ausgetragen worden sein. Über die Jahrhundert wurde
das olympische Programm um eine Reihe von hippischen Wettbewerben erweitert:
Zweigespann von Maultieren, Stutenrennen, Viergespann von Fohlen, Zweigespann
von Fohlen, Fohlenrennen. Schon diese Programmausdehnung ist ein Indiz für
die außerordentliche Beliebtheit des Pferdesports bei Publikum und Teilnehmern.
Da der Pferdesport mit hohen Kosten verbunden war, konnten sich nur Angehörige
reicher und aristokratischer Familien an den Wettbewerben beteiligen. Als Teilnehmer
galten nicht die Wagenlenker oder Reiter, sondern die Besitzer der Pferde. Auf
diese Weise konnten auch Frauen Olympiasiege erringen. (Sonst waren Frauen von
der Teilnahme an olympischen Wettbewerben ausgeschlossen. siehe: Zuschauer).
Viergespann kurz vor dem Wendepfosten
(weiße Linie), Siegespreis bei den Panathenäen
BerühmtePersönlichkeiten
errangen im Pferdesport den olympischen Siegeskranz: Philipp II. von Makedonien,
Vater Alexanders des Großen, war ebenso Olympiasieger (sogar dreifacher)
wie der spätere römische Kaiser Tiberius.