RPG-Maker Quartier

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Rotfüchschen
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 Betreff des Beitrags: The Seven Storythread
BeitragVerfasst: Mo Dez 22, 2008 16:43 
Im shandorianischen Marinestützpunkt, nahe des Shandoriameeres

Das kleine Büro im Erdgeschoss der Marinekaserne war nicht viel mehr, als eine mühsam eingerichtete Besenkammer, die man Anthony für die Dauer seines Aufenthalts zugesprochen hatte. Unter einem Berg von Pergamenten, die sich auf dem kleinen Schreibtisch stapelten, war das leise Kratzen einer Feder zu hören, das
nur gelegentlich von einem tiefen Seufzer unterbrochen wurde.
Es klopfte an der Tür und hinter den Pergamenten tauchte der Kopf von Anthony auf, der bis eben noch gearbeitet hatte. Hastig schob er die Pergamente beiseite um das Chaos ein wenig zu bändigen, doch jetzt, da die Dokumente auf dem Boden lagen, sah es noch unordentlicher aus als zuvor.
"Herein", rief Anthony.
Ein schlaksiger Mann mit braunem Haar und stoppeligem Kinn trat ein. Er trug eine Offizieruniform und sah leicht nervös aus.
"Guten Tag Sir", begann er und bemerkte dann das Chaos im ganzen Raum. "Oh, ich hoffe, ich störe sie nicht",
brach er seinen Satz ab.
"Nicht doch Barnes", entgegnete Anthony verlegen. "Bitte fahren sie nur fort."
"Nun...", stammelte der Offizier. "Es gab eine kleine... Meinungsverschiedenheit zwischen zweien der Seeleute."
"Eine Prügelei?", fragte Anthony ernst.
"Nun so....könnte man es auch ausdrücken.", entgegnete Barnes verlegen.
"Was war der Anlass?", fragte Anthony nun neugierig.
"Das weiß ich auch nicht...", erwiderte Barnes. "Aber das ist auch nicht das Problem..."
"Sondern?"
"Nun ja, Leutnant Montraínt ging dazwischen..."
"Dazu hatte er natürlich das Recht."
"Und das tat er sehr energisch..."
"Diese Freihheit ist ihm gegeben."
"Und einer der Männer liegt jetzt im Lazarett.
Anthony verstummte. "Oh...", entgegnete er. "Tragisch, aber auch das darf er."
"Nun ja, wissen sie...", stammelte Barnes nun sichtlich nervös. "Bei dem Mann handelte es sich um Montherlant, ihren Artillerieleutnant."
Anthony seufzte und stützte den Kopf in die Hände. "Wir können also nicht ablegen...?", murmelte er zwischen seinen Fingern hindurch.
"Nunja...sofern sie keinen Ersatz für ihn finden...", entgegnete Barnes leise.
Stöhnend richtete sich Anthony auf. "Und das alles heute...", sagte er leise.
"Ich werde mit Montraínt reden...", fuhr er fort. "Er wird uns einen Ersatzmann besorgen, und wenn ich ihn selbst an die Kanonen stellen muss...Sagen sie dem Rest der Mannschaft, das Schiff wird weiter startklar gemacht und dann nehmen sie sich bitte diese Papiere..", er drückte Barnes einen Stapel Dokumente in die Hand. "...und führen sie eine vollständige Schiffsinventur durch. Hab ich mich klar ausgedrückt?"
Barnes salutierte. "Glasklar Kommandant. Ich werde alles nötige in die Wege leiten."
Dieses Kommandantengeschwafel war Anthony noch immer fremd, doch es funktionierte.
10 Minuten später hatte er sich seines Dienstgrades entsprechend gekleidet und klopfte an die Quartiertür von Saix.
"Leutnant Montraínt, hier spricht Leutnant Martin.", er räusperte sich. "Bitte öffnen sie die Tür, ich habe etwas mit ihnen zu besprechen..."


Zuletzt geändert von Lonesome Wanderer am Fr Dez 26, 2008 12:35, insgesamt 2-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: The Seven Storythread
BeitragVerfasst: Mo Dez 22, 2008 20:31 
Im shandorianischen Marinestützpunkt, nahe des Shandoriameeres [Saix Quartier]

Langsam erhob sich Saix aus seinem alten Sessel, dessen schwarzes Leder an den Armlehnen bereits
abgenutzt und grau geworden waren. Er spizte die Ohren. Noch im selben Moment, als er sich aufrichtete,
verstummte jedes Wort, jeder Laut im Raum unverzüglich. Allein drei der groben Meute die sich zu ihm
gesellt hatten (sie genossen es, sich in solch einem Gefühl von Sicherheit, von unbarmherziger Stärke in
ihrer Nähe zu baden, ja das taten sie) hatten seine Reaktion auf das dumpfe Klopfen nicht bemerkt.
Lautstark lachten sie, tranken Rum und hielten sich die Bäuche, während sie heiteren Gemüts ihre Partie
Watch Me fortführten. Ein Zucken, nur den Bruchteil einer Sekunde vernehmbar, schlug wie der rasche
Flügelschlag einer Motte über Saixs Gesicht. Die Finger seiner rechten Hand ballten sich zu einer Faust, seine
Stiefel schlugen bei jedem Schritt schwer und knarrend auf den alten Holzdielen auf, bis er vor dem kleinen
runden Tisch stand, an dem die drei jungen Burschen ihren Abend feierten. Kapitän Pierét war der erste,
vielleicht sogar der Einzige, der Saix bemerkte und noch im selben Moment, als er sich nach hinten warf und
mitsamt seinem Stuhl scheppernd zu Boden stürzte, den Krug voll Rum auf seinem Brustkorb verteilend,
teilte Saixs Faust den alten Holztisch in Zwei. Splitter, Spielkarten und haufenweise Rum flogen durch die
Luft und verteilten sich im gesamten Raum.
"Er hat doch um Ruhe gebeten nicht?"
"Natürlich hat er das!", warf einer der Matrosen ein.
"Wirklich? Ich habe gar nichts.."
Saixs eiskalter Blick unterbrach den jungen Maat und ließ ihm eine ebenso kalte Gänsehaut über Arme und
Nacken jagen.
"I..Ich öffne schon die Tür, Sir!", rief er, nachdem er sich wieder gefangen hatte und rannte zur Tür,
rutschte auf einer Lache Alkohol aus, stützte sich aber im letzten Moment an der Klinke ab und riss die
Tür mit einem keuchenden "Jawohl!" bis zum Anschlag auf.
Saix kam langsamen Schrittes hinter dem Jungen aus dem Schatten hervorgetreten. Er packte ihn an der
Schulter, nickte ihm zu und schob ihn beiseite, woraufhin dieser sofort in das Innere des Raumes zurück
rannte und began den Boden zu wischen.
Saix lachte sein tiefes, raues Lachen und stemmte die Hände in die Hüften.
"Na sieh mal einer an. Offizier Martin, was führt sie zu so später Stunde in mein Quartier?
Wollt ihr auf die Sache mit der kleinen 'Prügelei' aus? Ich kann euch beruhigen, ich habe die
Angelegenheit bereits geklärt. Es konnte letztendlich auch kein nennenswerter Schaden verzeichnet werden."
Anthony zog eine Braue hoch. Er wollte gerade zu sprechen beginnen, als Saix ihn unterbrach.
"Oder haben wir hier eine Meinungsverschiedenheit?", fragte Saix mit einem Grinsen.

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 Betreff des Beitrags: Re: The Seven Storythread
BeitragVerfasst: Mo Dez 22, 2008 22:37 
Im shandorianischen Marinestützpunkt, nahe des Shandoriameeres [Saix Quartier]

Der entgegenkommende Gestank von Rum, Zigarettenqualm und Schweiß raubte Anthony für einen kurzen Moment den Atem. Hinter der breiten Statur von Saix konnte man den Raum hinter ihm nur bruchstückweise erkennen doch allein diese Ausschnitte reichten um Anthony klarzumachen, warum Saix hier im Stützpunkt so ein begehrtes Thema war.
Anthony strich sich die Haare aus dem Gesicht und sah dem vernarbten Leutnant in die Augen. Saix mochte des gleichen Dienstgrades sein, doch seine Erfahrung und sein Auftreten verliehen ihm den Respekt, den man einem Berglöwen entgegenbrachte.
"Leutnant Montraínt...", räusperte sich Anthony. "Ich möchte, dass sie wissen, dass ich Raufereien und Gewalttätigkeiten zwischen den Männern ebensowenig toleriere wie sie."
Saix grinste noch immer. "Und...?", antwortete er dem verstummten Anthony.
Dieser wurde wütend. Das war sein erstes Gespräch mit einem Gleichgestellten Marinesoldaten und ihm fehlten die Worte. Er entschied sich spontan, die Förmlichkeiten diesesmal wegzulassen.
"Mein Artilleriehauptmann liegt im Lazarett und ich habe strikte Anweisungen morgen die Segel in Richtung Medialozean zu setzen, in dem sich die Piraten in letzter Zeit wohl tummeln wie die Schmeißfliegen und ich kann nicht ablegen, weil ich ohne erfahrenen Kanonier mich auch gleich unter die Erde legen könnte und
Ja Leutnant, Ja das ist in der Tat ihre Schuld!"
Anthony holte tief Luft, war aber noch nicht ganz fertig.
"Da es ihr verschulden ist, dass mein Mann verletzt ist, werden sie mir also auf die Schnelle einen Ersatzmann organisieren, denn ich habe bis in drei Stunden noch zwei Schiffe zum Ablegen bereitzumachen und kann mich mit so etwas jetzt nicht befassen! Und wenn sie wieder einmal glauben, dass ihre Art von Gerechtigkeit über der des Gesetzes steht, dann werde ich dafür sorgen, dass das ernsthafte Konsequenzen haben wird Montraínt!"
Anthony sagte in diesem Moment das, was er für seine Position für angemessen hielt. Hätte er erfahren, dass sein Artilleriehauptmann am Tag vor der Abreise in eine Prügelei verwickelt wurde, hätte er ihn gleich aus dem Dienst entlassen, doch hier ging es um das Prinzip.


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 Betreff des Beitrags: Re: The Seven Storythread
BeitragVerfasst: Mo Dez 22, 2008 23:12 
Im shandorianischen Marinestützpunkt, nahe des Shandoriameeres [Saix Quartier]

"Ihr würdet mich am Kragen packen, würde ich ein Hemd tragen, nicht wahr?"
Saixs Tonfall war spöttisch und voller Ernstlosigkeit.
"Nein, ich würde"
"Hör mir mal zu Kurzer. Wenn ich nicht dazwischen gegangen wäre, wär dein geliebter Kanonier jetzt
wahrscheinlich selbst bereits Kanonenfutter. Dann könnte er sich selbst in alle Winde zerstreuen. Ich kann
dich übrigends beruhigen. Er hat den Streit nicht angefangen. Leider war er zu diesem Zeitpunkt aber auch
nicht im Geringsten in der Lage die Situation für sich zu entscheiden. Indem ich ihn aus dem Verkehr gezogen
habe, habe ich einen weitaus größeren Sorgenbrand im Keim erstickt, bevor der Funke überspringen konnte."
Anthony atmete tief ein, hielt dann aber den Atem an und verkneifte sich den Kommentar, den er dazu
geben wollte. Langsam ballten sich selbst seine Finger zu Fäusten, was ihm ganz und gar nicht ähnlich sah.
"Du brauchst einen Kanonier?" Saix lächelte, trotz seinem mitlerweile sehr ernsten Tonfall.
"So ist es und ich"
"Du kannst einen haben. Kannst meinen haben."
Anthony sah einen Augenblick entsetzt aus, jedoch verschwand der Ausdruck in seinen Augen recht
schnell wieder und wurde von dem eiskalter Gelassenheit ersetzt.
"Ich weiß, dass ich nicht in der Position bin in dieser Form der Verhandlung Forderungen zu stellen.
Und doch tue ich es. Du kannst ihn haben. Aber unter einer Bedingung."
"Die da wäre?", fragte Anthony mit hochgezogenen Augenbrauen. (Seine Fäuste waren bereits wieder
zu Finger geworden)
"Ich werde mit dir kommen. Ins Quartzmeer, in jeden Ozean dieses Planeten. Meinetwegen bis zum Arsch der Welt."
Wiedereinmal öffnete Anthony den Mund ohne etwas zu sagen. Saix schätzte er wolle eine Bemerkung
bezüglich seines obszönen Mundwerks machen. Er lehnte sich mit dem Unterarm am Türrahmen ab und
lächelte ein geduldiges, schmales Haifischgrinsen.
Den anderen Arm hielt er ausgestreckt und bot seinem Gegenüber die Hand.
"Und? Wie sieht es aus? Kommen wir ins Geschäft? Werdet ihr mich auf eurem Schiff erdulden? Glaubt mir,
mein Kanonier hat mehr Männer im nassen Grab versenkt als ihr in eurem gesamten Leben gesehen habt."

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 Betreff des Beitrags: Re: The Seven Storythread
BeitragVerfasst: Mo Dez 22, 2008 23:25 
Im shandorianischen Marinestützpunkt, nahe des Shandoriameeres [Saix Quartier]

Anthony zögerte, die bereitwillig ausgestreckte, vernarbte Hand des Mannes zu nehmen und die Abmachung zu besiegeln. War das klug? Nun, zumindest war es die einzige sinnvolle Möglichkeit, eine ordentliche Mannschaft bis morgen früh auf die Beine zu stellen. Abgesehen davon hatte Saix seine Männer im Griff wie kein zweiter...Unter Umständen könnte sich diese Abmachung als nützlich erweisen...
Langsam erhob Anthony seinen Arm und griff nach der Hand des Leutnants.
"Meinentwegen...", meinte er. "Wenn sie nicht anders wollen gern. Meine Flotte legt in zweieinhalb Stunden hier ab."
Anthony versuchte bewusst gelassen zu klingen und die gerechtfertigten Maßregelungen von Seiten Saix über sich ergehen zu lassen.
Er ließ die Hand los. "Ich habe kein Interesse daran, mich weiter mit ihnen zu streiten. Gedenken sie mit ihrem eigenen Schifff dazuzustoßen, oder werden sie mit einem der meinen Segeln? Ich lade sie natürlich herzlich dazu sein, auf der Dorian May zu segeln."
So diplomatisch das auch klang, ihm war nicht wohl dabei...


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 Betreff des Beitrags: Re: The Seven Storythread
BeitragVerfasst: Di Dez 23, 2008 0:08 
Im shandorianischen Marinestützpunkt, nahe des Shandoriameeres [Saix Quartier]

Saix lachte lautstark auf und entblößte dabei eine Reihe scharfer, weißer Zähne, die dem Gebiss eines
Hais glichen. Dieser Mann war schon lang kein gewöhnlicher Mensch mehr gewesen. War es vielleicht nie
gewesen.
"Ich muss euer Angebot leider dankend ablehnen. Ich würde nur ungern dabei zusehen, wie meine Meute
euer feines Schiff mit ihren dreckigen Stiefeln besudelt."
Er grinste dem Teil seiner Crew zu, die sich in seinem Quartier aufhielten. Sie lachten, wenn man es auch
kaum für möglich hielt, dass jemand dies in Saixs Gegenwart ohne ausdrücklichen Befehl wagte.
Die drei, die mitlerweile kartenlos um den zerschmetterten Rundtisch saßen hoben die Krüge und hakten ein.
Anthony vernahm von weiter hinten obszönen Seegesang und schüttelte nur niedergeschlagenen Blickes
den Kopf. Saix legte die linke Hand auf die rechte Schulter und ließ dann den daraus sprießenden Arm ein
paar Maal kreisen um seine Gelenke in Schwung zu bringen. Ein dumpfes Knacken war unter seiner linken
Hand zu vernehmen.
"Nein, sorgt euch nicht werter Herr Matin. Ich werde in zwei Stunden mit dem Narbengrat zu eurer Flotte
hinzustoßen. Bis dahin bereitet ihr eure Männer auf eine lange Reise vor. Und ich die meinen."
Enttäuschtes Stöhnen war vom Inneren des Raumes zu vernehmen.
"Kein Bier, kein Frischfleisch." Das Stöhnen wurde lauter.
"Und keine Frauen.", warf Anthony mit ein. Ein beinahe bebender Seufzer durchdrang den Raum.
"Nehmt den armen Jungs doch nicht alle Freuden.", rief Saix und begann sein donnerndes, raues Lachen
zu gröhlen.
"Ich gebe euch einen Rat junger Anthony." Anthonys Herz schien einen Schlag lang auszusetzen. Er war
fassungslos, dass Saix ihn, wenngleich sie auch den selben Dienstgrad trugen mit seinem Vornamen
ansprach. Das hatte bisher noch niemand gewagt.
"Und es ist ein Guter." Er griff mit der rechten Hand an den Türrahmen und spannte sie wie eine
Schraubzwinge um diesen, dessen Holz unter dem kräftigen Griff zu splittern begann.
Anthony war ganz Ohr. Er wäre zwar ohnehin auf alles gefasst gewesen, war aber dennoch an Saixs
Rat interessiert.
"Nehmt niemanden mit an Bord den ihr vermissen könntet. Denn ihr werdet ihn verlieren."
Auch wenn Anthony sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz darüber im Klaren war, was Saix damit
meinte, ließ ihn dieser Satz ein Stück weit erschaudern.
"Wir sehen uns in zwei Stunden. Und nun rasch, unsere Anliegen eilen."
Er nickte Anthony noch einmal knapp zu, dann warf er die Tür wieder zu und drehte sich zu seiner Crew
um, die angespannt im Raum stand und befehlserwartend zu ihm rüberblickte.
Er senkte den Kopf.
"Nur die Wenigsten von euch werden mit mir kommen. Die Jungen und Alten werden
diesen Stützpunkt wie ihre eigenen Mütter verteidigen. Lasst es mich wissen, wenn es Probleme geben
sollte. Und selbst wenn auch nur einer von euch die geringsten Anzeichen auch nur eine Ahnung haben
sollte, dass Ärger bevorsteht, lasst es mich wissen."
Er griff sich mit der Hand an den Kopf und dunkelte die Augen mit seinen breiten, rauen Fingern ab.
"Zwei Stunden. Pedros, du packst meine Sachen, du weißt was ich benötige auf dich ist verlass. Wenn
du damit fertig bist hilfst du den Anderen dabei diesen Saustall hier wieder aufzuräumen. Und räumt
den Tisch hier raus. Ich besorg euch einen Neuen."
Ein letztes Mal blickte er zu seiner Mannschaft rüber,
dann drehte er sich um und verließ den Raum.
"Reynold, Kaufmann, zu mir. Der Rest räumt schonmal den den ganzen Mist hier weg."
Schweiß rann ihm die Sdhläfe hinab. Seine alten Wunden schmerzten wieder. Verdammt schlechtes
Wetter um sich auf die See zu begeben. Verdammt Schlechtes. Er trat einen herumliegenden Bierkrug in
den Raum und verließ mit Reynold und Kaufmann den Raum, ehe er die Tür von außen zuschlug und sich
in den kommenden zwei Stunden nicht mehr blicken ließ.

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 Betreff des Beitrags: Re: The Seven Storythread
BeitragVerfasst: Di Dez 23, 2008 11:06 
Im shandorianischen Marinestützpunkt, nahe des Shandoriameeres [Anthonys Büro]

Im kleinen, schwach erleuchteten Kämmerchen hatte sich Anthony wieder an seine Dokumente gesetzt. Bedauerlicherweise verstand er nur ungefähr die Hälfte von dem, was in diesen Schiffspapieren stand, weswegen er sie nach einer halben Stunde entnervt zur Seite legte und aufstand, um seine Gedanken vor der Abreise noch einmal zu ordnen.
Er ging die paar Schritte durch das Zimmer, die der Platz erlaubten und versuchte, sich zu beruhigen. In wenigen war die große Stunde gekommen...zurück in den Kampfeinsatz. Im Medialozean war es erneut zu Scharmützeln zwischen Handelsschiffen und Piraten gekommen, zwei Handelsrouten waren bereits völlig unbrauchbar geworden und dadurch konnten wichtige Handelsabkommen mit Ishtonia nicht eingehalten werden.
Anthony wusste, dass sich so ein Konflikt anbahnen würde, der der Seeschlacht zwischen den beiden Kontinenten in nichts nachstehen würde. Schon damals waren Piraten der Auslöser gewesen.
Und dann dieser Montraínt...was führte er wohl im Schilde?
Anthony wusste so gut wie nichts über den Leutnant, der ihn in den anstehenden Kampf begleiten sollte.
In diesem Moment klopfte es leise an der Tür.
"Leutnant? Leutnant Martin sind sie wach? Hier spricht Barnes."
Erfreut, endlich eine Stimme zu hören, die ihn aus seinen Gedanken riss, antwortete Anthony.
"Kommen sie rein Barnes"
Die Tür öffnete sich und der Offizier trat ein. In der Hand hielt er eine Kaffeetasse, die herrlich dampfte.
"Guten Morgen Sir...", begann Barnes. "Ich wollte sie nur davon in Kenntnis setzen, dass der Kanonier des Narbengrat vor zehn Minuten an der Dorian May eingetroffen ist."
"Sehr gut!", entgegnete Anthony erfreut. "Wie kommt er zurecht?"
"Oh, er hat sich lediglich von der Mannschaft das Geschützdeck zeigen lassen und ging dann zu Bett.", antwortete Barnes. "Er machte mir einen recht professionellen Eindruck, obwohl er genau so ein Schläger zu sein scheint, wie der Rest von Montraínts Truppe."
"Leutnant Montraínt für sie Barnes. Ich bitte sie...", Anthony klang ernst.
"Natürlich Sir...Tut mir Leid.", erwiderte Barnes verlegen. "Ich war übrigens der Meinung, sie könnten diese hier gebrauchen...", fuhr er fort und reichte Anthony den Kaffee. Er war noch heiß und duftete verführerisch.
Mit Freuden nahm er den Kaffee an sich.
"Vielen Dank Barnes...", dankte er seinem Offizier von Herzen. "Ich glaube, das ist genau, was ich jetzt brauche..." Seufzend lies er sich auf seinem Schreibtisch nieder und nippte an dem heißen Getränk. Es schmeckte köstlich, doch die Worte von Saix hinterließen einen bitteren Nachgeschmack.
Denn ihr werdet ihn verlieren...
"Barnes...", begann Anthony ernst.
"Sir?", erwiderte Barnes verwundert. "Ist der Kaffee in Ordnung?"
"Der Kaffee ist wunderbar...", entgegnete Anthony. "Bitte setzen sie sich, ich muss mit ihnen reden."
Immer noch verwundert lies sich Barnes unsicher auf einem Schemel nieder.
"Ich habe sie von meinen Männern immer als den Fähigsten erlebt Barnes..."
"Danke Sir."
"Und ich habe sie bei Admiral Ivanov als Leutnant vorgeschlagen."
"Sir...", entgegnete Barnes atemlos. "D..Danke!"
"Die anstehende Reise wird gefährlich, und unser Ziel ist der Krieg. Sie dienen unter einem unerfahrenen Leutnant und der Kanonier unseres Schiffes ist segelunfähig.", fuhr Anthony ernst fort.
"Worauf wollen sie hinaus Sir? Ich habe sie stets als klugen und verlässlichen Kommandanten erlebt."
"Ich danke ihnen...Aber ich möchte, dass sie diesesmal nicht mit mir segeln."
"Was?", erwiderte Barnes geshockt.
"Sie haben eine großartige Zukunft in der Marine vor sich Barnes. Ihre Geschichte soll nicht in einer Schlacht enden, weil ihr Leutnant eine Fehlentscheidung getroffen hat."
"S..Sir ich glaube nicht..."
"Bitte Barnes...Bitte melden sie sich so schnell wie möglich bei Admiral Ivanov und machen sie die Leutnantsprüfung. Sie sind das letzte mal mit mir gesegelt."
Anthony erhob sich, stellte die Kaffeetasse beiseite und reichte Barnes die Hand.
"Viel Glück Offizier Barnes", sagte er feierlich und traurig zugleich. "Ich wünsche ihnen alles Gute."
Barnes griff die Hand des Leutnants.
"Ihnen auch Sir", erwiderte Barnes.
"Gehen sie jetzt...", ermutigte Anthony den zögernden Barnes. "Gehen sie schlafen."

Als Barnes den Raum verlassen hatte, war es nur noch eine halbe Stunde bis zur Abreise. Anthony war erstaunt, wie leicht ihm die Arbeit nun von der Hand ging, seine Hand kritzelte unaufhörlich in die Dokumente und pünktlich zur Abreise war alles bereit.
Anthony kleidete sich an, klemmte die Dokumente unter den Arm und verließ sein Büro, in dem guten Gewissen, endlich etwas getan zu haben, was seinem Dienstgrad entsprach...


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 Betreff des Beitrags: Re: The Seven Storythread
BeitragVerfasst: Mi Dez 24, 2008 22:51 
Im shandorianischen Marinestützpunkt, nahe des Shandoriameeres [An Deck des Nabengrats]


Der blasse Morgenreif, der über dem Deck hing umhüllte Saixs Stiefel und umspielte sie wie die kleinen Dampfwölkchen die sein Atem bildete seine Lippen. Reynold stand mit leerer Miene neben ihm und starrte den Horizont hinab. "Kaufmann ist auf Position." Saix nickte. Er zog an der schmalen Wildlederschnur, die um das Ende des kleinen Beutels an seinem Gürtel gebunden war und zog eine flache Blechschatulle aus dem Beutel. Langsam öffnete er den Deckel, entnahm eine der Zigaretten aus dem Behällter, hielt ihn Reynold kurz entgegen, bis dieser mit einem dankenden Kopfschütteln abwies und ließ die Schatulle wieder in dem kleinen Lederbeutel verschwinden. Sein Kamerad zog sein Feuerzeug aus der Hosentasche, dessen poliertes Silber in der aufgehenden Morgensonne glänzte und zündete seinem Leutnant die Zigarre an. "Habt dank." Reynold schüttelte erneut den Kopf. "Es ist mein Dank zu dem ich euch verpflichtet bin Sir." Saix winkte ab. "Spar dir dein Geschwafel. Wir sind hier unter uns. Hier oben sind nur wir beide. Was meinst du Joey? Was wird uns der kommende Tag bringen?" Reynold lehnte mit dem Rücken an der Brüstung und blickte somit in die entgegengesetzte Richtung von Saix, der sich mit den Unterarmen auf diese gelehnt hatte. Einen Moment lang herrschte nur Stille. Dunkler, dichter Qualm stob in breiten Wölken aus Saixs Zigarre empor und verirrte sich in der kühlen Seeluft. Joseph Reynold, einer der begnadetesten Schwertkämpfer die unter dem Einfluss der Marine standen war ein hochgewachsener, schlanker Mann mit einem Körper, so trainiert wie die flinken Finger eines Meisterschützen und Augen, so grau wie Raureif. Er kniff die Augen zu schmalen Spalten zusammen, als würde er etwas in weiter Ferne betrachten, stieß mit dem Daumen das Stichblatt seines Katanas an und ließ die schmale Klingenzwinge im Morgenlicht aufblitzen. Dann schnappte die Scheide blitzschnell zurück gegen das Stichblatt. Joey lächelte ein schmales Sichelgrinsen und sah zu Saix rüber. "Du weißt, dass es nicht einfach wird. Rechnest du eigentlich damit, dass ich vielleicht sterben werde?", fragte Joey, der immernoch genauso schmal lächelte wie zuvor. "Ich lasse dich schon nicht im Stich. Es wäre immerhin nicht das erste Mal, dass du bei einer größeren Sache draufgehst und du stehst dennoch hier. Immernoch. Und daran wird sich so schnell auch nichts ändern." Joey nickte. Er sah einen Augenblick lang zu Boden, sein Lächeln verschwand genauso schnell wie es gekommen war. "Es wär das dritte Mal Saix. Das dritte. Es ist furchtbar dort. Auf der anderen Seite. Ich will nicht mehr dorthin zurück müssen." "Willst du hier bleiben? Bei den Anderen?" Erschrocken stieß sich Joey von der Brüstung und sah Saix mit großen Augen an. "Nein! Niemals! Es ist nur.." "Vertraust du mir nicht?", fragte Saix mit stummer Miene. "Saix!" "Na also. In ein paar Minuten stechen wir in See. Wenn du kneifen willst, dann tu das jetzt." Joey schüttelte den Kopf, blickte wieder stumm zu Boden und wandte sich von Saix ab. Er verschwand unter Deck in seinem Quartier. Saix blies den letzten rauchigen Atem aus und schnippte den Zigarrenstumpf in die tosende See die sein Schiff umschlang. "Dann lasst das Spiel beginnen."

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 Betreff des Beitrags: Re: The Seven Storythread
BeitragVerfasst: Do Dez 25, 2008 11:39 
Im shandorianischen Marinestützpunkt, nahe des Shandoriameeres [bei den Docks]

Der frühe Morgennebel hing schwer auf den Laufplanken des Marinedocks, in dem Anthonys Flotte noch immer fest vertaut war. Das Flaggschiff, die Dorian May, stach mit ihrer stolzen Galeonsfigur und den drei Masten deutlich hervor. Dieser Anblick lies Anthonys Herz noch immer höher schlagen. Er hatte seine Papiere dem Admiral übergeben und war jetzt auf dem Weg zu seinem Schiff. Auch wenn ihm der Abschied von seinem ersten Offizier schwer gefallen war, so war er dennoch guten Mutes, was die anstehende Reise betraf.
Zwei seiner Besatzungsmitglieder empfingen ihn bereits am Aufstieg zum Schiff.
"Sir", salutierten sie beide. "Wir sind froh ihnen mitteilen zu können, dass das Schiff startklar ist!"
"Sehr gut", nickte Anthony etwas müde.
"Ihren Anweisungen entsprechend wurde Kapitän Gomez zu Offizier Gomez befördert und wird nun Barnes Posten einnehmen."
"Ja", bestätigte Anthony. "Das entspricht tatsächlich meinen Anweisungen. Ist der Narbengrat bereits aufgetaucht?"
"Nein Sir, wir erhielten die Nachricht, dass sie vom anderen Pier aus starten und später mit uns zusammentreffen."
"Dankeschön Seeman", nickte Anthony. "Nun an ihre Positionen"
Die beiden Matrosen salutierten erneut und begaben sich an Bord. Anthony folgte ihnen und schickte sich an, seine Quartiere aufzusuchen. Vor dem Abstieg wurde er jedoch von Offizier Gomez abgefangen.
"Guten Tag Sir", begrüßte er Anthony. "Wir sind bereit zum Ablegen"
Anthony nickte nur noch und gab den Befehl zum Ablegen.
"Setzt die Segel", sagte er. "Auf eine gute Fahrt."
"Sir ich denke das Wetter wird gut!", bestätigte Gomez, salutierte und begab sich an seine Position.
Anthony erreichte sein Quartier, und legte sich in die Hängematte. Er war Hundemüde und ehe er es sich versah, war er eingeschlafen, während die Medialflotte ihre Segel setzte und endlich in See stach.


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 Betreff des Beitrags: Re: The Seven Storythread
BeitragVerfasst: Do Dez 25, 2008 17:57 
Freie Anlegestelle am Quartzhorn, nördliches Shandoria-Gebiet

"Wie weit denn noch?" Alenia war ungeduldig. Unsicher lief sie über den holprigen Weg, die Augen verbunden, an der Hand von Lucian. "Nicht mehr weit. Glaub mir, du wirst Augen machen!" "Hoffentlicht!"
3 Wochen war es jetzt her, dass sie und Lucian ihre Heimatstadt verlassen hatten und nun zum Quartzhorn an der Nordküste Shandorias gereist sind. Alenia hatte ein altes Plattbodenschiff für wenig Geld von einem verarmten Adel gekauft. Zugegeben, fahrtüchtig war es nicht, aber es ist ein Schritt mehr. Lucian hatte ihr angeboten es ein wenig zu bearbeiten. Und nun wollte er ihr seine Arbeit präsentieren.
"Du wirst bestimmt begeistert sein - es ist fantastisch, es ist genial, es ist einfach-" Er nahm Alenia die Augenbinde ab. "..ein Meisterwerk!".

Alenia war überwältigt vom Anblick "ihres" Schiffes: Das löchrige Holz wurde ersetzt, das Geländer gecshlieffen und neu lackiert und die Segel - "Was ist das für ein Logo?" Alenia sah den großen blonden Jolly Roger auf dem Segel. "Nun...", stotterte Lucian, "da ich dachte, dass du deine Piratemutter finden wolltest, würdest du selbst unter Piratenflagge am Besten fahren - so wirst du vielleicht ernster genommen als als einfache Seefahrerin." Alenia lähelte. "Du hast recht. Und wie kamst du auf das Logo?" "Deine Mutter." "Wie, 'meine Mutter'?" "Deine Mutter hat ein ähnliches Logo - nur mit ihrer typischen Frisur." "Woher..." Lucian öffnete seine Umhängetasche und holte ein Buch hervor. Er gab es Alenia. 'Piraten der Moderne - Von Berühmt-berüchtigt bis Möchtegern' Sie schlug es auf und entdeckte ein Lesezeichen. Sie schlug nach und fand Informationen über ihre Mutter. " '...gesichtet zuletzt in den Gewässern des nördlichen Quartzmeeres.' Lucian, woher..." "Ich hab's zufällig auf dem Markt gefunden. Also kennen wir jetzt unser erstes Ziel?" "Definitiv. Ich habe übrigens gehört, dass wenn wir einmal losgesegelt sind, wir durch die Strömung von der Insel weggetrieben werden. Also werden wir so leicht nicht mehr zurück kommen." "Na und?" "Nur dass du es weißt..." "Okay."

Sie arbeiteten den restlichen Tag noch hart an der Einrichtung und besorten proviant. Und am nächsten Morgen setzten sie die Segel und wurden in Quartzmeer Richtung Nordost.


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 Betreff des Beitrags: Re: The Seven Storythread
BeitragVerfasst: Do Dez 25, 2008 23:49 
Shandoriameer, nahe dem shandorianischen Marinestützpunkt [An Deck des Narbengrat]

Der Narbengrat hatte den schützenden Hafen des Marinestützpunktes verlassen und war auf hohe See hinausgefahren. Es war Mittag, die Sonne schien in einem blassen grau durch den dichten Wolkenhimmel, der sich über den alles verschlingenden Fluten ausbreitete und das gesamte Panorama in ein altes, staubiges Licht hüllte. Saix ruhte auf seinem alten, knarrenden Bett. Bei jedem Schwanken, und davon gab es heute, vor allem bei dieser Wetterlage, genug, ächzte das Holz des Rahmens unter der Bewegung und Saixs Gewicht einen stöhnenden Laut. Während Saix mit ausdrucksloser Miene die Astlöcher in den Latten der Decke in seinen Gedanken zu unbeschreiblichen Mustern ordnete, saß Offizier Reynold eine Hand voll Metern neben ihm auf einem Stuhl, dessen Knarren dem des Bettes wahrlich Konkurrenz machte, und polierte seine beiden Schwerter, die er stehts an seiner rechten Hüfte zu tragen pflegte. Die schlagenden Wellen trieben das Schiff immer weiter auf die See hinaus. In einer halben Stunde etwa sollten sie auf die Flotte der Dorian May stoßen und sich dieser als zweite Spitze neben dem Flaggschiff anschließen.
"Du weißt genau was auf uns zukommt, richtig?" Reynold sah weiterhin gelassen auf seine beiden Schwester herab. Der blasse Schein der Kerze die auf Saixs Schreibtisch stand warf ihr orangegelbes Licht auf die stahlenden Klingen und tiefe Schatten, die sich wie Schlieren den gesamten Raum entlangzogen und sich in dessen Ecken voll und dunkel ausbreiteten. Saix schüttelte den Kopf, obgleich Reynold es nicht sah. "Genau wäre gelogen. Ich habe so eine Ahnung." "Wer wird uns diesmal in der Schlacht beistehen?" "Niemand.", antwortete Saix. "Wir sind also auf uns allein gestellt? Nur wir beide ja? Seite an Seite gegen die größten Schrecken der Meere?" Ein flaches Kichern drang durch den düsteren Raum. "Ich hoffe unser Abenteuer enttäuscht dich nicht Joseph." "Wie könnte es?" Reynold begann zu lachen und ließ die Klingen seiner sauber polierten Schwerter zurück in die Scheiden schnappen. "Hm.." Reynold blickte auf. Saixs sah nachdenklich aus und es hatte eindeutig nichts mit Astlöchern und wahllosen Mustern zu tun. "Was hast du?", fragte Reynolds. Seine Stimme klang verunsichert und gleichermaßen interessiert. "Da wäre doch jemand. Außer uns Beiden." "Du meinst diesen Martin?" "Hm.." Einen Moment lang herrschte Stille und Reynold senkte gerade den Blick auf seinen Schoß als Saix wieder zu sprechen began. "Was hällst du von ihm Joseph?" "Ganz ehrlich?" Saixs nickte. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und atmete schwer aus. "So ehrlich wie dein Versprechen mein Freund. Sprich." "Er ist 'n Babbie. 'N Kleiner Hüpfer wenn du mich fragst. Hat ihm grade erst das nuckeln abgewöhnt da greift er schon zum Säbel. Du solltest auf ihn aufpassen Saix, sonst geht der Kleine dir noch hops." "Kümmer dich um deinen eigenen Dreck." Saix klang alles andere als erheitert und Reynold war dieser Tonfall alles andere als entgangen. "Ich lasse mich mal an Deck blicken. Mal sehen was es Neues gibt." "Tu das." Mit diesen Worten beendete Saix ihr kleines Palaver vorläufig. Er sah Reynold von seinem Bett aus noch hinterher wie dieser die Treppe hinaufstieg und die Tür hinter sich schloss. Dann schlief er ein. Und bei den Göttern, seine Träume, waren alles andere als schön.

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 Betreff des Beitrags: Re: The Seven Storythread
BeitragVerfasst: Fr Dez 26, 2008 13:14 
Shandoriameer, zentrale Gewässer [an Deck der Dorian May]

"Sir, Sir!", riss die Stimme von Gomez Anthony aus seinem Schlaf. Der Offizier hämmerte mit der Faust gegen die Kabinentür. "Sir, der Narbengrat ist soeben zu uns gestoßen!"
Anthony war sofort hellwach und schwang sich aus der Hängematte.
"Ich bin sofort bei ihnen!", rief Anthony durch die geschlossene Tür und warf sich seinen beigefarbenen Mantel über. Er griff nach seinem Gewehr und stürzte auf das Deck.
Tatsächlich hatte sich das Schiff bereits der Flotte genähert und schickte sich an, seine Position neben dem Flagschiff einzunehmen. Die Crew der Dorian May war bereits in heller Aufruhr, alle anderen Schiffe korrekt zu manövrieren. Es wurden Befehle gebrüllt, Fahnen geschwenkt und nach ein paar derben Flüchen des Kapitäns des Narbengrats, die man warscheinlich noch bis zum Stützpunkt gehört hatte, war die Formation komplett.
"Alles bereit zur Weiterfahrt Sir", rief der Kapitän vom Steuerrad auf das Deck.
Unwillkürlich lies Anthony den Blick über das Deck des Narbengrats schweifen. Saix konnte er jedoch nicht ausmachen, was bei ihm für eine gewisse Erleichterung sorgte. Die Crew dieses Schiffes bestand zum größten Teil aus Seeleuten, die vom gleichen Schlag waren wie Montraínt. Raubeinig, bis an die Zähne bewaffnet und fies grinsend, sobald sie ein Besatzungsmitglied der Dorian May erblickten.
Eine Person missfiel Anthony besonders. In den umherwuselnden Seeleuten stand ein Mann, den Blick auf ihn gerichtet und mit der Hand an einem seiner zwei Schwerter herumspielend. Mit jedem Moment, in dem Anthony den Blick erwiderte wurde das dünne Lächeln des Mannes breiter. Anthony verspürte unwillkürlich den Drang, sein Gewehr zu laden.
Er schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Es gab jetzt Dringenderes zu tun. Die geplante Route war für Anthonys wendige Flotte oftmals eine Herausforderung, niemals jedoch ein Problem. Er wusste nicht, wie sich der Narbengrat unter solch wiedrigen Umständen schlug. So oder so, er kam wohl um ein weiteres Gespräch mit Leutnant Montraínt nicht herum.
"Joneston!", rief er seinem Navigator zu. "Machen sie denen da drüben klar, dass ich an Bord kommen will!"
Dieser nickte und begann ohne ein weiteres Wort mit den Flaggen zu hantieren.
Der Navigator des Narbengrat gab das Zeichen, dass er verstanden hatte und brüllte etwas zu seiner Besatzung, worauf diese in Gelächter ausbrach.
Ein paar Momente später wurde ein dickes Segeltau vom Narbengrat zur Dorian May geworfen.
Anthony fing es auf und betrachtete es kritisch. Das konnte ja wohl nicht ihr ernst sein. Der Leutnant eines Flaggschiffes sollte sich an einem Segeltau auf ein anderes Deck schwingen? Wie ein Pirat?
Dieser Montraínt und seine Bande....
Auf dem Narbengrat brach man in höhnisches Gelächter aus. Anthony brodelte innerlich.
Er umfasste das Tau, nahm kurz Anlauf und schwang sich über den nassen Abgrund zwischen den beiden Schiffen. Kalte Gischt spritzte ihm wie Sprühnebel ins Gesicht, als er sich auf dem Deck des Narbengrat abrollte und zum Stehen kam.
"Ich will sofort mit Leutnant Montraínt sprechen!", rief er in das verstummende Gelächter.
Ohne ein Wort kam der Mann mit den zwei Schwertern auf ihn zu und bedeutete Anthony, ihm zu folgen.


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 Betreff des Beitrags: Re: The Seven Storythread
BeitragVerfasst: Fr Dez 26, 2008 18:51 
Shandoriameer, zentrale Gewässer [an Deck des Narbengrat]

Ein dumpfes Klopfen riss Saix aus seinem Traum. Und er war dieses mal sogar recht erfreut darüber in anbetracht dessen, was für grausame Träume er erdulden musste. Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen und rappelte sich auf. "Wer stört?" Saix klang genervt und gleichermaßen erleichtert wieder wach zu sein. "Sir, Leutnant Martin ist hier. Er wünscht euch zu sprechen." "Er soll eintreten.", rief Saix durch die geschlossene Tür zurück, die sich im selben Moment öffnete. "Montraínt ich komme mit besonderem Anliegen und ich würde es begrüßen ein kleines Palaver mit euch führen zu können." Anthony blickte kurz hinter sich. Er warf Offizier Reynold einen giftigen Blick zu und wandte sich wieder an Saix. "Allein." Saix winkte Reynold mit einer kurzen Geste ab, woraufhin dieser nickte, das Quartier verließ und die Tür hinter sich schloss. "Nun denn. Setzt euch. Sprecht frei heraus, ihr habt mein Gehör." Er bat ihm einen Stuhl an und ließ sich dann auf der Bettkante nieder. "Also. Es ist so", begann Anthony.

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 Betreff des Beitrags: Re: The Seven Storythread
BeitragVerfasst: Sa Dez 27, 2008 21:31 
Shandoriameer, zentrale Gewässer [an Deck des Narbengrat, Saix Quartier]

"Nun", begann Anthony, nachdem er sich versichert hatte, dass die Tür tatsächlich geschlossen war und Reynolds den Raum verlassen hatte. "Sie sind mit unserer Reiseroute vertraut, wie ich annehme."
Saix nickte. "Durch das Quartzmeer über den Norden in den Medialozean", gab er knapp zu verstehen.
"Im nördlichen Medialozean erwarten uns überdurchschnittlich starke Strömungen. Meine Flotte hat sie bereits einige Male durchsegelt und ich selbst habe sie in meiner Laufbahn schon so oft durchquert, dass ich aufgehört habe zu zählen. Wie sieht es aus mit ihnen, insbesondere ihrem Schiff?"
Saix runzelte die Stirn, doch noch bevor er antworten konnte fuhr Anthony fort.
"Das ist aber nicht mein Hauptanliegen...", sagte er leise. "Seit dem Anbeginn der Reise, bin ich im unklaren über ihre Motive. Sofern sie besondere Absichten bezüglich dieser Reise haben, bitte ich sie, sie mir mitzuteilen."
Er wischte sich etwas Dreck von der Uniform und wartete gespannt.


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 Betreff des Beitrags: Re: The Seven Storythread
BeitragVerfasst: So Dez 28, 2008 22:41 
Shandoriameer, zentrale Gewässer [an Deck des Narbengrat, Saix Quartier]

Saix sah einen Moment zu Anthony rüber, dann blickte er wieder zu Boden. Er hatte verstanden, was er gesagt hatte, aber nicht worauf er hinaus wollte. Was sollten ihn seine Motive interessieren, solang sie ihm nicht bei seiner Mission in die Quere kommen würden? "Was ist es, was ihr fürchtet junger Martin? Ich bin nicht darauf aus euch ein Leid zuzufügen oder eure Mission zu gefährden." Anthony nickte. Saix atmete einmal kurz ein, bließ den Atem dann zischend wieder hinaus, so wie er es stehts mit dem Qualm seiner Zigarren zu tuen pflegte. "Ich war oft genug dort draußen. Ich bin durch die Hölle gegangen." "Ich hörte bereits, dass eure Vergangenheit wahrlich nicht die schönste gewesen sein sollte.", warf Anthony ein. Diesmal war es Saix der nickte. "Und doch glaubt mir, ihr wisst nicht das Geringste. Viele dieser Menschen die ihr auf eurer Reise antreffen werdet sind weniger Mensch als sie zu sein scheinen. Angefangen mit ihrem neuen Kanonier. Behaltet ihn eine Weile ihm Auge, ihr werdet sehen was ich meine. Und was ich meinte als ich sagte, er habe mehr Menschen auf dem Gewissen als ihr in eurem Leben saht." Anthony öffnete den Mund und versuchte etwas zu sagen aber Saix unterbrach ihn. "Er sieht nicht wirklich alt aus, nicht wahr? Nein, das tut er nicht. Er ist kaum älter als ich. Zumindest äußerlich." Einen Moment sah es so aus als würde Anthony nicht recht verstehen was Saix ihm zu verstehen geben wollte. Dann begriff er. "Ihr wollt sagen, dass" "Ja, er ist ein Toter. Er starb gemeinsam mit mir vor dreiundzwanzig Jahren." Anthony riss die Augen auf und erhob sich so hastig von seinem Stuhl, dass dieser unter lautem Scheppern zu Boden stürzte. "Ihr hört richtig, auch ich bin nichts weiter als eine Hülle. Und doch bin ich keine leere Hülle, denn meine Gabe sorgte dafür, dass ich meine Seele behalten durfte. Der Preis dafür war erschwinglich, so bin ich der Meinung. Was meinen, euren Kanonier betrifft, auch er hat eine Seele, das wiederum, ist mein Verdienst. Also sorgt euch nicht um ihn, sein Tod wird nicht euer Unglück sein."

Es war still. Beide sahen einander stummen Blickes an und Anthony stand noch immer ungerührt im Raum. Seine Augen weit geöffnet, den Mund offen stehend. "Wie.. ihr.. ich hörte bereits von Magie. Von s..s..solchen Wesen, f..finsteren Gestalten aber.." "Ihr werdet auf euerer Reise eine ganze Menge Neues sehen wie mir scheint. Besonders auf dieser. Ihr wollt wissen was ich weiß, das euch entgangen zu sein scheint? Nun, ich spreche rein aus Erfahrung. Darum, tut mir den Gefallen und schenkt meinen Worten Glauben. Diese Reise, wird wahrlich mit keiner der Vergangenen vergleichbar sein."
Saix erhob sich von der Kante seines Bettes. "Es ist besser ihr geht nun. Eure Mannschaft braucht euch."

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