Was Roman durch das Zerschlagen der Fließen freigelegt hatte, war eine rechteckige Fläche, die geschätzte 2 x 1 Meter groß und aus Metall war. Stahl womöglich. Auch befand sich ein Knopf an einer der schmäleren Seiten, der mehr eine kleine, viereckige Fläche denn ein Knopf im eigentlichem Sinne war. Man könnte dies für eine Art Hebebühne halten, doch wozu? Das Dach über der Gruppe war abgeschlossen und nirgends auch nur der Hauch eines Anzeichens, dass sich daran etwas ändern würde. Keine sichtbaren Scharniere, keine Hydraulik... nichts, was das Dach öffnen würde. Der viele Rost auf dem Stahl hingegen verriet, dass diese Hebebühne wohl viele Jahre schon nicht mehr in Gebrauch war. Roman betätigte den Schalter und wich zurück, als mit einem Mal aus dem Nichts ein Motorengeräusch ertönte, so als würde ein Fahrstuhlmotor anspringen. Wie erwartet fuhr diese Hebebühne nach oben, doch anders als erwartet war die Vorrichtung, die diese Hebebühne anhob, kein Teleskoprohr, sondern etwas, das einem Sockel gleich kam. Als das Anheben der Hebebühne beendet war, war sie gerade einmal etwa einen Meter nach oben gefahren, das Motorengeräusch blieb weiter aktiv. Es sah mehr so aus, als sei dies eine Art... Tisch oder etwas damit vergleichbares. Nur mit stärkerer Tischplatte. Am Rand, an dem Roman stand, waren weitere Schalter angebracht mit bis zur unkenntlichkeit zerkratzten Symbolen.
Wieder schossen Roman Bilder durch den Kopf, doch diesmal gänzlich ohne diese Musik, die er sonst im Ohr hatte.
Vielmehr sah er den Grafen und Oberst Reichenhall in einem Raum, der diesem absolut glich. Nur schien der Oberst... deutlich älter zu sein. Mindestens 80 oder 90 Jahre. Er stützte sich auf zwei Krücken und atmete schwer angestrengt, während der Graf nach wie vor mitte 60 zu sein schien. Auf dem Tisch lag eine junge Frau, die man mit etwas Fantasie für die halten konnte, die sich Joachim nannte.
Oberst Reichenhall: "Und Ihr seid Euch sicher, dass dieses Experiment funktionieren wird?" Franz Xaver: "Natürlich. Ihr wart doch selbst zugegen, als meine... verstorbene Frau Gemahlin wieder zum Leben erweckt wurde. Meine Versuche mit einigen der Gefangenen, die Sie mir aus den Konzentrationslagern brachten, belegten meine Thesen. Es wird funktionieren, Herr Oberst. Ich meine... es ist viele Jahre her und ich konnte nach einigen Fehlschlägen das Prozedere vollenden. Es ist absolut fehlschlagsfrei." Oberst Reichenhall: "Nun... was wird konkret geschehen?" Franz Xaver: "Es ist recht simpel. Das Quellwasser, das ich von einer Expedition mitbrachte und in einer bei der Quelle gefundenen Amphore aufbewahrte, reproduziert sich in dieser Amphore selbst stetig neu. Es kann also niemals vollständig aufgebraucht werden. Der zweite Nebeneffekt ist, dass wenn es einem kürzlich verstorbenem verabreicht wird, es zu immenser Zellregeneration und Zellneubildung führt. Ihr wart zugegen, als meine Frau Gemahlin von ihrem... Liebhaber... erschossen wurde. Seit sie von dem Wasser trank, ist sie nicht auch nur einen Tag gealtert. Allerdings - und das ist mir unklar - war dies bislang nur bei ihr so. Bei all meinen Versuchen mit den Gefangenen hat sich das nie wiederholt. Sicher, sie wurden jünger, allerdings alterten sie in gewohnter Weise weiter. Erschwerend kam hinzu, dass sie sofort starben, wenn sie ein weiteres Mal von diesem Wasser kosteten. Hier ist noch Forschungsbedarf, den wir allerdings durch einen dritten Nebeneffekt nahezu der Bedeutungslosigkeit übergeben können." Oberst Reichenhall: "Und was ist dieser... dritte Nebeneffekt?" Franz Xaver: "Hier kommt diese junge Dame ins Spiel." Der Graf deutete auf die auf dem Tisch festgeschnallte, junge Frau. Franz Xaver: "Es ist eher aufgrund eines Zufalls zu Tage getreten. Wenn das Wasser aus dem gleichem Gefäß von zwei Menschen getrunken wird, werden ihre Geister die Körper tauschen. Dies habe ich mit einem meiner Gefangenen sowie meinem Butler ausprobiert... oder hätten Sie gedacht, dass dieser Butler mit osteuropäischem Akzent in Wahrheit Stanislav Landowski ist, der damals bei der Vorführung meine Frau erschoss? Ihr seht, dass diese Vorgehensweise vollkommen frei von etwaigen Risiken ist."
Der Oberst nickte, der Graf reichte ihm einen Schnabelbecher, in den er etwas von dem Wasser aus der Amphore füllte. Der Oberst trank einen Schluck daraus, wonach der Graf der jungen Frau mit Gewalt den Schnabel des Bechers in den Mund steckte und ihr die Nase zu drückte. Der Frau blieb keine andere Wahl als das Wasser zu schlucken.
...
Die Frau lachte, während der Oberst in Panik geriet. Oberst Reichenhall: "Hilfe! Ich bin ein alter..." Weiter kam er nicht. Franz Xaver hatte die Frau vom Tisch befreit, die sich vom Grafen eine Pistole geben ließ und den Oberst kaltblütig mit einem Kopfschuss niederstreckte. Die Frau lachte. Junge Frau - Joachim: "Es ist unglaublich, Herr Graf. Nur... warum musste es unbedingt ein Frauenkörper sein? Nun... auf der anderen Seite... es hat durchaus seine Vorzüge. Nur... wie sieht der weitere Plan aus?"
Roman wurde genau in diesem Moment aus seinen Gedanken gerissen, als ihn Jazz und Silvio darauf aufmerksam machten, dass die Gitterstäbe abgesunken und der Zugang zu diesem Raum wieder freigegeben war...
_________________ Der einzige Held, der dich aus tiefster Finsternis erretten kann, wohnt in dir selbst.
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