Lemieux hat geschrieben:
Hm, die Welt ist alles was der Fall ist.

Im Ernst, wieso sollte ich "Welt" definieren? Es ist irgendwie müßig, bestimmte Worte exakt definieren zu wollen, weil die Definitionen wieder Worte enthalten, die definitionswürdig sind (siehe "Gerechtigkeit"). Mit "Weltfremdheit" meine ich in etwa das, was im Duden stehen wird, vielleicht etwas weiter gefasst: aber vor allem in Bezug zu dem letzten Satz des vorigen Absatzes.
Also ich finde solche Definitionen sehr wichtig, wenn man diskutieren möchte. Unter "Welt" kann ich etwas völlig anderes verstehen, als du. Wenn wir dann diskutieren ohne eine gemeinsame Definiton, dann reden wir nur aneinander vorbei. Als würde man über Autos reden und einer denkt nur an Sportwagen und der andere an LKWs. Da gibts irgendwann Schwierigkeiten. Und eine gute Definition zeichnet sich durch Klarheit aus. Ohne dass man ewig ein Fremdwörtbuch blättern muss.

Wenn ich jetzt z.B. deine erste Definition "Welt = alles was der Fall ist" nehmen würde. Dann könnte ich jetzt mit dir darüber diskutieren, ob du dich vielleicht vom Buddhismus entfremdet hast. Oder ob du nicht genug über das Heiratsritual der Einwohner von Papua weißt. Das wäre ziemlich sinnlos, hm?
Deine zweite Definition ist da schon viel präziser. "Welt = Dinge, die unser Leben beeinflussen" Damit lässt sich mehr anfangen. Wie die Leute aus Papua heiraten, beeinflusst mich nämlich nur wenn man den Begriff "Einfluss" unsinnig weit fasst. Also weiter mit dieser Definition!
Du fragst nach Verantwortung. Wem gegenüber? Meinen Mitmenschen? Mir selbst? Irgendeiner höheren Macht?
Die nächste Frage ist: Kann ich das überhaupt? Darauf bin ich ja schon zuvor eingegangen und ich denke, es ist klar, dass man nicht
alles wissen kann, das unser Leben beeinflusst.
Kann ich eine Verantwortung für ein unmögliches Ziel tragen? Ich persönlich kann das nicht. Andere mögen das können. Sinnvoll ist es in den meisten Fällen vermutlich nicht, da man am Ende nur frustriert wird, da man zum Scheitern verurteilt ist.
Ich versuche jetzt mal deine Frage ein wenig umzuformulieren.
"Sollte es den Menschen ein Ziel sein, mehr über ihre Umwelt und die Vorgänge, die ihr Leben beeinflussen, zu wissen und ein besseres Verständnis für solche Zusammenhänge zu entwickeln?"
Das würde ich klar bejahen. Im Grunde würde ich diesen Zielzustand mit "Mündigkeit" beschreiben wollen. Also dem Zustand, in dem man etwas Sinnvolles über eine Sache sagen kann. Je mündiger ein Mensch, desto besser. Je mehr die Menschen Bescheid wissen, desto besser funktioniert Demokratie. Wobei Menschen, die einen tieferen Einblick in ihre Umwelt haben, sicherlich auch mit Erfolg andere Gesellschaftsformen wie den Sozialismus gestalten könnten.
Aber wer will das? Wer steht auf uns sagt: "Ich will die Welt besser verstehen! Mit allen Opfern und allem Aufwand, den es kostet!"
Sicher gibt es solche Leute. Aber das sind nur einige wenige. Die große Masse hat kein Interesse daran. Weil sie keine Motivation haben. Es bringt ihnen keinen persönlichen Vorteil. Ich denke nicht, dass eine nennenswerte Zahl von Menschen irgendwann diese "Weltfremdheit", wie du sie nennst, ablegen wird.
@ Fryie und Xhi
Ich mag unsere heutige Weltordnung. Einfach weil sie mir mehr persönliche Freiheiten lässt. Und natürlich weil ich eher am oberen Ende
der Wohlstandsverteilung sitze, wie die meisten in Deutschland. Aber auch, weil ich Darwinist bin. Wir kämpfen alle nur ums Überleben. Heute haben wir die Oberhand, in tausend Jahren kann das ganz anders Aussehen. Wir handeln unserer Natur gemäß. Ob das ein Manager im Telekomvorstand oder ein Schwarzmarkthändler in Simbabwe ist.
Ich halte es für Unsinn, die Gleichheit aller Menschen anzustreben. Dann würde sich die Bevölkerung bloss wieder vermehren und es würden neue Kämpfe ausbrechen. Kämpfen gehört zum Leben. Natürlich könnte man alles mit Geburtenkontrollen und anderen Späßen angehen. Aber das würde uns nur denaturieren und wenn so ein System mal zusammenbricht, dann richtig. Nein, ich denke bei allem Elend dem Menschen so ausgesetzt sind, hat doch alles seine Richtigkeit. In dem Sinne, dass es unabwendbar ist. Es gehört zum Leben.