RPG-Maker Quartier

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Citizen Nerd
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 Betreff des Beitrags: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: Di Jan 06, 2009 23:32 
Kann man eigentlich sagen, dass ein Mensch, der nichts oder nur sehr wenig von Naturwissenschaften versteht, weltfremd ist?

Das wachsende Wissen über die Natur ist es doch, das unsre Gesellschaft heute stärker als jemals zuvor beeinflusst: die Gentechnologie, die in vielleicht nicht allzu ferner Zukunft einen neuen Menschen schaffen möchte; die Physik, aus deren Erkenntnisse die verheerendesten Waffen des ersten und zweiten Weltkriegs hervorgingen, der wir zugleich nahezu jede technologische Errungenschaft verdanken und die heute unser Energieproblem lösen soll; die Medizin, die mit einem modernen Krankenhaus gewissermaßen einen Wissensspeicher hervorgebracht hat, durch den wir den Tod unzähliger Menschen verschieben können usw.

Um dem Ganzen einen kleinen Schubs zu geben, eine Position, die in diesem Fall eine klare und provokative Stellung bezieht: "Sollen sich alle schämen, die gedankenlos sich der Wunder der Wissenschaft und Technik bedienen und nicht mehr davon erfasst haben, als die Kuh von der Botanik der Pflanzen, die sie mit Wohlbehagen frisst." Dieses Zitat stammt von Einstein aus dem Jahr 1930.

Ist diese Haltung noch zeitgemäß? Ist es eine Schande ein Flugzeug zu betreten, ohne auch nur eine grobe Ahnung von dessen Funktionsweise zu haben? Oder einen Computer zu verwenden? Der Gedanke, dass ein Mensch der heutigen Zeit das Wissen dieser Welt auch nur ansatzweise überschauen kann, ist eine Illusion. Im Gegenteil, das Wissen scheint sich zu verselbstständigen, es ist, als seien es keine Ideologien mehr, die den Weltlauf bestimmen, sondern die Naturwissenschaften.


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Archmaester of the Citadel
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 Betreff des Beitrags: Re: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: Di Jan 06, 2009 23:42 
Nun, ich denke, da kann man unterschiedliche Positionen vertreten, und alle nicht ohne Berechtigung.

Es kommt wohl drauf an, was man will. Man kann perfekt sein Leben leben, ohne viel von den "großen Dingen" zu verstehen. Ist auch nicht viel falsches dran - ich muß die Dinge ja nur benutzen, nicht selber herstellen oder analysieren.
Will man allerdings etwas davon verstehen, wie unsere Welt funktioniert - oder zumindest wie sie sich uns zeigt -, dann gehört sich auch ein Grundverständnis der Naturwissenschaften dazu. Es ist die Frage, wieviel Bildung ein Mensch braucht und wieviel ihm auch egal sein kann. Da Bildung besonders auch Kinder betrifft, muß man natürlich hierzu sagen, daß man es nicht zu 100% dem Kind überlassen kann, was es lernen will. Andererseits kann man ein Kind, finde ich, auch nicht zu allem zwingen, wenn es das partout nicht mag.

Allerdings möchte ich schon noch hinzufügen: Es geht nicht nur um die Naturwissenschaft und diese Behauptung regt mich oft auf. "Die Naturwissenschaft erklärt unsere Welt, man muß sich dafür interessieren!" ist ja gut und Recht, aber sie erklärt eben nur einen Teil und ohne die Geisteswissenschaften wird unser Verständnis darüber, was eigentlich Menschsein bedeutet und wie wir in vielfältigen Bereichen miteinander umgehen, auch nicht geschärft. Wir sprechen pro Tag hunderte von Sätzen und doch haben die meisten keine Ahnung, was "Sprache" überhaupt ist usw.

Es braucht also nicht alleine die Geisteswissenschaften für ein tiefergreifendes Verständnis - sowieso finde ich, daß Interdisziplinarität leider eine verkommende Tugend ist und daß doch eigentlich gerade das in der immer komplexer werdenden Welt wichtig ist. Natürlich kann keiner alles überblicken, aber man kann trotzdem versuchen, über den Tellerrand seiner einzelnen Wissenschaft hinauszublicken und auch mal das andere zu sehen.


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Gnu-Hirte
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 Betreff des Beitrags: Re: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: Mi Jan 07, 2009 12:16 
Hm... Was persönlich hat jemand davon, Dinge zu begreifen, die ihn nicht interessieren und die er wahrscheinlich nie brauchen wird?
Klar, er "erweitert dann seinen geistigen Horizont!" aber was genau hat man davon? Man kann mit anderen Leuten die es wissen darüber reden, diskutieren und anderen Leuten erklären. Aber was genau hat man davon, ausser einen Zeitvertreib oder eventuellen Respekt durch die, denen man etwas erklärt hat? Ich persönlich denke, dass Naturwissenschaften zwar durchaus wichtig sind, aber auch viel zu oft missbraucht werden.
Jede neue Technologie wird zuerst beim Militär eingesetzt, bevor sie irgendwann zum Otto-Normal-Verbraucher kommt.
Es gab bspw. erst die Atombombe, bevor es größere Kernkraftwerke gab, MEINES Wissens nach.
Natürlich gibt es auch umgekehrte Beispiele. Bspw. in der Pharmazie.
LSD, Kokain, Heroin und co. sollten erst als ganz normale Arzneimittel eingesetzt, bzw. wurden es sogar. Bis dann jemand rausfand, dass es entweder zu süchtig macht oder zu viele Nebenwirkungen besitzt.
Die Geisteswissenschaften finde ich persönlich auch nicht gerade wirklich wichtig, sofern es sich um Religion handelt. Philosophie im großen und ganzen ist auch nicht wichtig, eher Teilgebiete der Philosophie, wie die Ethik, sollten in meinen Augen heute eine größere Rolle spielen. Utopien usw. spielen doch heute keinerlei Rolle mehr für die breite Masse.
Ideologien spielen nur noch für Randgruppen eine Rolle. Vielen sind sie schlichtweg scheißegal.

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Der Don
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 Betreff des Beitrags: Re: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: Mi Jan 07, 2009 12:33 
Eric hat geschrieben:
Die Geisteswissenschaften finde ich persönlich auch nicht gerade wirklich wichtig, sofern es sich um Religion handelt.

Bei einem Spektrum, das unglaublich viele Bereiche einschließt (nur um mal ein paar Beispiele zu nennen: Soziologie, Psychologie, Pädagogik, Philosophie) von einem Punkt, mit dem du dich nicht identifizieren kannst, induktiv auf das Ganze zu schließen ist irgendwie ganz schön banane xD.

Zum Topic kann ich gar nicht so begründet Stellung beziehen, zumal ich diesen Beitrag hier von einem Laptop aus schreibe, dessen Funktionsweise ich nicht im geringsten nachvollziehen kann. Ähnlich verhält es sich mit dem Auto, mit dem ich durch die Stadt fahre, oder der Cola, die ich nebenher trinke und über deren Herstellung ich nichts weiß.
Es ist zwar richtig, dass man nicht völlig unreflektiert durch sein Leben gehen sollte, aber man muss auch nicht alles bis ins Detail verstehen um sich zu bilden.

Dieser Konflikt zwischen Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft ist dann doch so neu nicht und irgendwie können beide Positionen ja doch nicht ganz ohne die jeweils andere.

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Technik-Freak
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 Betreff des Beitrags: Re: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: Mi Jan 07, 2009 13:26 
Zitat:
Was persönlich hat jemand davon, Dinge zu begreifen, die ihn nicht interessieren und die er wahrscheinlich nie brauchen wird?


Heute schon in die Steckdose gepackt? Egal, ob du mir erklären kannst, warum da nun Strom fließt und was Strom überhaupt ist, dein gesunder Menschenverstand sollte es dir doch verbieten, da rein zupacken. Genauso wie man nicht völlig weltfremd irgendwelche Reiniger zusammen kippt oder in einem Tunnel in dem es brennt, mit dem Qualm rennt. Irgendwelche Sachen, die sicherlich ihren Ursprung in den Naturwissenschaften finden, die man aber besser beachtet, wenn man halbwegs unbeschadet durchs leben kommen will.

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Gnu-Hirte
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 Betreff des Beitrags: Re: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: Mi Jan 07, 2009 14:49 
Ungünstiges Beispiel ^^"
Ich meinte eher Dinge wie:
Was hab ich davon, dass ich weiß, wie eine Telefonleitung funktioniert, solange sie funktioniert?
Was hab ich davon, dass ich weiß, wie man Silizium herstellt?
Was hab ich davon, dass ich weiß, wie man synthetische Kleidung herstellt?

Klar, sollte man schon einen gewissen Bildungsstandard besitzen, um sich nicht selbst zu gefährden, aber kaum einer greift in eine Steckdose, oder? Warum nicht? Weil es gefährlich ist. Warum ist es gefährlich? Darum. So wird es einem als Kind beigebracht. ^^

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Archmaester of the Citadel
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 Betreff des Beitrags: Re: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: Mi Jan 07, 2009 15:55 
Letzten Endes kommt es doch wohl auch gewissermaßen darauf an, auf welcher Ebene man dieses "eben darum" ansiedelt - denn das kommt sowieso irgendwie. Auch wenn man Atomphysiker oder sowas ist, irgendwo kommt immer der Punkt, wo man eben das Primitivum an sich lernen muß - daß es eben Bosonen und Fermionen oder sowas gibt, oder daß es die Addition gibt, usw. Natürlich ist es aber so, daß man, wenn man das tief genug ansiedelt, selbst im Prinzip in der Lage ist, vielfältige Zusammenhänge selbständig daraus abzuleiten, d.h. im Endeffekt zahlt sich das durch größere Flexibilität im Bewältigen von ganz neuartigen Problemen aus.
Eh, versteht man, was ich sagen will?


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Wolkenmaler
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 Betreff des Beitrags: Re: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: Do Jan 08, 2009 18:03 
Spezialisierung ist hier das Stichwort. Und Spezialisierung ermöglicht und erst diese komplexe künstliche Umwelt zu schaffen. Jeder hat seinen Fachbereich in dem er arbeitet und seine Errungenschaften teilt er mit den anderen.
Das ist auch vollkommen sinnvoll. Wir haben nur eine begrenzte Lebensspanne zur Verfügung und wenn man heute zur Schule geht und danach studiert, ist man schonmal etwa 20 Jahre mit Lernen beschäftigt. Das ist bei manchen Menschen schon ein Drittel ihres Lebens. Also so viel wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte.
Würden wir jetzt den Anspruch stellen, möglichst viel aus allen Fachbereichen zu verstehen, dann müssten wir unser ganzes Leben an Schulen und Universitäten verbringen und sämtliche Arbeit bliebe liegen.
Aus gesellschaftlicher Perspektive ist das natürlich nicht wünschenswert und die Spezialisierung wie sie heute stattfindet, ist viel sinnvoller.

Wie du das jetzt persönlich einschätzt, das bleibt dir überlassen. Die einen wollen eben mehr wissen und die anderen weniger. Dem einen reicht es, dass die Mikrowelle sein Essen warm macht, wenn er auf nen Knopf drückt und dem anderen ist es wichtig zu wissen, dass dort irgendwelche Magneten Strahlung erzeugen, die Wassermoleküle zum Schwingen bringt und damit erhitzt. Das muss jeder selbst sehen.

Aber man sollte sich dessen bewusst sein, dass man nie alles verstehen kann. Dafür ist unser Leben einfach zu kurz. Und selbst wenn du alles gelernt hättest, dann hätten sich in der Zeit schon so viele neue Erkenntnisse ergeben, dass du wieder von vorne anfangen kannst. Daher ist Spezialisierung schon ne nette Einrichtung für uns Menschen.

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Archmaester of the Citadel
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 Betreff des Beitrags: Re: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: Do Jan 08, 2009 18:12 
Das ist im großen und ganzen nicht falsch. Trotzdem plädiere ich dafür, daß es immer noch Leute geben muß - wohl einige wenige, engagierte -, die die Dinge in ihrer Gesamtheit zumindest ansatzweise überblicken sollten. Die verstehen sollten, wie alles zusammenhängt. Ansonsten fehlen die Kräfte, die dies alles koordinieren und zusammenhalten und wir haben einen Haufen Fachidioten, die keine Ahnung haben, wie sie ihr spezialisiertes Wissen überhaupt zur Anwendung bringen sollten.
Und mit der Spezialisierung darf man es auch im wissenschaftlichen Umfeld nicht übertreiben. Es ist ein Irrglaube, daß Phänomene auf dieser Welt isoliert betrachtet werden könnten - und genau deswegen ist es nötig, zumindest einen Überblick über benachbarte Disziplinen zu haben und sich mit deren Forschungsgeschichte ebenfalls ein wenig auseinanderzusetzen. Ansonsten kommt es so raus, wie es leider momentan viel zu häufig der Fall ist - jeder versucht auf seine eigene Art, in seinem eigenen Fachgebiet etwas rauszufinden, was eigentlich längst schon anderswo tausendfach diskutiert wurde, und am Schluß haben wir dann so einen Salat wie zB in der Linguistik, wo die Germanisten keinen Plan von den Anglisten haben und umgekehrt. Das ist in den Naturwissenschaften gottseidank schon alles viel besser konsolidiert - Physiker verstehen auch was von Mathematik und Chemie, ist ja auch dringend nötig. Leider funktioniert das anderswo nicht so wirklich gut.


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Citizen Nerd
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 Betreff des Beitrags: Re: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: Do Jan 08, 2009 19:21 
Hier stand unsäglicher Mist. :rotwerd:


Zuletzt geändert von Bandanbladderstiddle am Mi Sep 30, 2009 12:14, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: Fr Jan 09, 2009 12:35 
Fryie hat geschrieben:
Das ist im großen und ganzen nicht falsch. Trotzdem plädiere ich dafür, daß es immer noch Leute geben muß - wohl einige wenige, engagierte -, die die Dinge in ihrer Gesamtheit zumindest ansatzweise überblicken sollten. Die verstehen sollten, wie alles zusammenhängt. Ansonsten fehlen die Kräfte, die dies alles koordinieren und zusammenhalten und wir haben einen Haufen Fachidioten, die keine Ahnung haben, wie sie ihr spezialisiertes Wissen überhaupt zur Anwendung bringen sollten.

Hm. Ich denke nicht, dass es möglich ist. Wie ich bereits erwähnte, sind unsere zeitlichen Ressourcen beschränkt. Wir stehen alle mehr oder weniger vor der Wahl zwischen Universaldilettantismus und Fachidiotie. Und historisch gesehen haben wir uns auch von der einen zu der anderen Form entwickelt. Wenn man z.B. an Medizinmänner denkt. Das sind oftmals solche Universaldilettanten, die für alles mögliche von Depressionen bis zum Milzriss zuständig sind, im Endeffekt aber weniger effektiv arbeiten als es heute ein Psychater und ein Chirurg tun. Wenn man jetzt von einem modernen Mediziner erwartet, dass er sowohl Psychologie als auch Chirurgie studiert, dann steht dieser schon vor einem leichten zeitlichen Problem. Wenn er dazu auch noch Radiologe, Anästhesist, Pharmazeut, usw usw sein soll, dann ist dies schlicht unmöglich. Er könnte höchstens gewisse Grundlagen in allen Disziplinen erwerben. Damit aber könnte er die einzelnen Fachrichtungen nicht koordinieren, da er nicht in der Lage ist, ernsthaft an Fachdiskursen teilzunehmen, geschweige denn, solche zu leiten.
Aber selbst wenn wir davon ausgehen würden, dass es einzelnen Menschen mit Hochbegabung gelingen könnte, solch ein Wissen zu haben, wollen wir dann so einer kleinen Elite die ganze Kontrolle überlassen? Ich würde das für gefährlich halten.

Lieber Konsensentscheidungen von einem Haufen Fachidioten als ein Diktat einzelner Genies.

@Lemieux

Was genau meinst du eigentlich mit "weltfremd"? Kannst du das mal näher definieren? Was ist die "Welt" und worin besteht die "Fremdheit"?

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 Betreff des Beitrags: Re: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: Fr Jan 09, 2009 21:24 
Ich denke schon, dass das bis zu einem gewissen Grade möglich ist. Ein Universalist der heutigen Zeit müsste vielleicht eben nicht ein perfektes Wissen der menschlichen Anatomie vorweisen können, ein Grundwissen über die Organe, den Blutkreislauf usw. wäre sicherlich ein Mittelweg, zum Beispiel. Auf das Maß kommt es halt an - es muss doch soetwas wie einen Mittelweg zwischen Fachidiotie und Laienwissen geben. Aber eigentlich ging es mir gar nicht um diese Debatte, die finde ich eher langweilig. Mir ging es mehr um die Frage ob es so etwas wie eine Verantwortung gibt, Dinge zu wissen oder zu verstehen, die unser Leben beeinflussen.

Hm, die Welt ist alles was der Fall ist. :D Im Ernst, wieso sollte ich "Welt" definieren? Es ist irgendwie müßig, bestimmte Worte exakt definieren zu wollen, weil die Definitionen wieder Worte enthalten, die definitionswürdig sind (siehe "Gerechtigkeit"). Mit "Weltfremdheit" meine ich in etwa das, was im Duden stehen wird, vielleicht etwas weiter gefasst: aber vor allem in Bezug zu dem letzten Satz des vorigen Absatzes.


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Archmaester of the Citadel
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 Betreff des Beitrags: Re: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: So Jan 11, 2009 14:11 
Also bei aller Kritik gegenüber der freien Marktwirtschaft, der Realsozialismus insbesondere unter Stalin oder Mao war ganz anderer, widerwärtigerer Natur als alles, was uns heutzutage in demokratischen Staaten quälen mag, insbesondere schon nur darum, weil der freie Markt grundsätzlich und an sich demokratisch, die Wirtschaftspolitik Stalins und Maos hingegen eng an den totalitären Staat geknüpft ist.
Hab jedenfalls noch nie davon gehört, daß Leute massenweise in Deutschland deportiert würden, egal wie politisch oder künstlerisch aktiv sie sein mögen.

Und ich fühle mich stark geneigt, Lemieux Recht zu geben. Der Begriff der Weltfremdheit ist wohl vor allem davon abhängig, was man als "Welt", bzw. deren relevante Aspekte überhaupt definiert; und der Wirtschaftsprofessor, Politiker, Schriftsteller, der noch nie in seinem Leben 1 Stunden am Tag geschuftet hat, hat nur sehr bedingt das Recht, den einen als weltfremd zu betrachten, der so ein Leben führen muß.


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Archmaester of the Citadel
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 Betreff des Beitrags: Re: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: So Jan 11, 2009 14:32 
Xhi hat geschrieben:
Sowieso ist es erneut recht weltfremd zu behaupten, das Mao oder Stahlin die Menschen auf grausamere Weise hinrichteten, als es der Raubtierkapitalismus und die Globalisierung (die beide keine aus der Luft gegriffenen Theorien, sondern bittere, reale Praxis sind) heutzutage tun.

Nein, ist es nicht.

Zitat:
Ist es grausamer erschossen oder vergast zu werden, als zu verhungern? 34000 Kinder sterben jeden Tag an den direkten Folgen von Unterernährung, obwohl mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen ohne Probleme 12 Milliarden Menschen ernährt werden könnten. Wie nennst du das?

Wenn man nicht mit gleichen Maßstäben mißt, vielleicht nicht, aber wenn man daran denkt, daß der Sozialismus z.B. in der Sowjetunion nicht wahnsinnig viel mehr dazu beigetragen hat, die Armut in anderen Gegenden der Welt zu lindern, als dies die freie Marktwirtschaft tut, so bleibt in beiden Fällen jeweils nur die Situation im eigenen Land als valider Vergleich. Da war in der Tat der Stalinismus nun um einiges widerwärtiger. Oder die DDR. Oderso. Glaubst du die Leute dort sind aus Spaß unter Lebensgefahr aus der DDR geflohen?

Zitat:
Und der Mythos der freien Marktwirtschaft als "demokratisches" Gut ist ohnehin schon lange obsolet, weiß nicht, wie man auf sowas kommen kann.

Freie Marktwirtschaft ist demokratisch. Rein von der Definition her. Sie ist vielleicht nicht gerecht, aber sie ist demokratisch. Das kannst du einfach nicht abstreiten.

Wir sind sehr offtopic.


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 Betreff des Beitrags: Re: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: So Jan 11, 2009 18:00 
Lemieux hat geschrieben:
Hm, die Welt ist alles was der Fall ist. :D Im Ernst, wieso sollte ich "Welt" definieren? Es ist irgendwie müßig, bestimmte Worte exakt definieren zu wollen, weil die Definitionen wieder Worte enthalten, die definitionswürdig sind (siehe "Gerechtigkeit"). Mit "Weltfremdheit" meine ich in etwa das, was im Duden stehen wird, vielleicht etwas weiter gefasst: aber vor allem in Bezug zu dem letzten Satz des vorigen Absatzes.

Also ich finde solche Definitionen sehr wichtig, wenn man diskutieren möchte. Unter "Welt" kann ich etwas völlig anderes verstehen, als du. Wenn wir dann diskutieren ohne eine gemeinsame Definiton, dann reden wir nur aneinander vorbei. Als würde man über Autos reden und einer denkt nur an Sportwagen und der andere an LKWs. Da gibts irgendwann Schwierigkeiten. Und eine gute Definition zeichnet sich durch Klarheit aus. Ohne dass man ewig ein Fremdwörtbuch blättern muss. ;)

Wenn ich jetzt z.B. deine erste Definition "Welt = alles was der Fall ist" nehmen würde. Dann könnte ich jetzt mit dir darüber diskutieren, ob du dich vielleicht vom Buddhismus entfremdet hast. Oder ob du nicht genug über das Heiratsritual der Einwohner von Papua weißt. Das wäre ziemlich sinnlos, hm?
Deine zweite Definition ist da schon viel präziser. "Welt = Dinge, die unser Leben beeinflussen" Damit lässt sich mehr anfangen. Wie die Leute aus Papua heiraten, beeinflusst mich nämlich nur wenn man den Begriff "Einfluss" unsinnig weit fasst. Also weiter mit dieser Definition!

Du fragst nach Verantwortung. Wem gegenüber? Meinen Mitmenschen? Mir selbst? Irgendeiner höheren Macht?
Die nächste Frage ist: Kann ich das überhaupt? Darauf bin ich ja schon zuvor eingegangen und ich denke, es ist klar, dass man nicht alles wissen kann, das unser Leben beeinflusst.
Kann ich eine Verantwortung für ein unmögliches Ziel tragen? Ich persönlich kann das nicht. Andere mögen das können. Sinnvoll ist es in den meisten Fällen vermutlich nicht, da man am Ende nur frustriert wird, da man zum Scheitern verurteilt ist.

Ich versuche jetzt mal deine Frage ein wenig umzuformulieren.
"Sollte es den Menschen ein Ziel sein, mehr über ihre Umwelt und die Vorgänge, die ihr Leben beeinflussen, zu wissen und ein besseres Verständnis für solche Zusammenhänge zu entwickeln?"

Das würde ich klar bejahen. Im Grunde würde ich diesen Zielzustand mit "Mündigkeit" beschreiben wollen. Also dem Zustand, in dem man etwas Sinnvolles über eine Sache sagen kann. Je mündiger ein Mensch, desto besser. Je mehr die Menschen Bescheid wissen, desto besser funktioniert Demokratie. Wobei Menschen, die einen tieferen Einblick in ihre Umwelt haben, sicherlich auch mit Erfolg andere Gesellschaftsformen wie den Sozialismus gestalten könnten.

Aber wer will das? Wer steht auf uns sagt: "Ich will die Welt besser verstehen! Mit allen Opfern und allem Aufwand, den es kostet!"
Sicher gibt es solche Leute. Aber das sind nur einige wenige. Die große Masse hat kein Interesse daran. Weil sie keine Motivation haben. Es bringt ihnen keinen persönlichen Vorteil. Ich denke nicht, dass eine nennenswerte Zahl von Menschen irgendwann diese "Weltfremdheit", wie du sie nennst, ablegen wird.



@ Fryie und Xhi
Ich mag unsere heutige Weltordnung. Einfach weil sie mir mehr persönliche Freiheiten lässt. Und natürlich weil ich eher am oberen Ende
der Wohlstandsverteilung sitze, wie die meisten in Deutschland. Aber auch, weil ich Darwinist bin. Wir kämpfen alle nur ums Überleben. Heute haben wir die Oberhand, in tausend Jahren kann das ganz anders Aussehen. Wir handeln unserer Natur gemäß. Ob das ein Manager im Telekomvorstand oder ein Schwarzmarkthändler in Simbabwe ist.
Ich halte es für Unsinn, die Gleichheit aller Menschen anzustreben. Dann würde sich die Bevölkerung bloss wieder vermehren und es würden neue Kämpfe ausbrechen. Kämpfen gehört zum Leben. Natürlich könnte man alles mit Geburtenkontrollen und anderen Späßen angehen. Aber das würde uns nur denaturieren und wenn so ein System mal zusammenbricht, dann richtig. Nein, ich denke bei allem Elend dem Menschen so ausgesetzt sind, hat doch alles seine Richtigkeit. In dem Sinne, dass es unabwendbar ist. Es gehört zum Leben.

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