Hallo, totes Quartier.
Ich habe nun endlich den neuen Evil Dead im Original gesehen. Den Kinobesuch der synchronisierten Fassung lasse ich natürlich nicht gelten. Dies ändert leider nichts an der Tatsache, dass der Film nichts als verschwendetes Potential ist und sich trotz toller Effekte (Splatter!

) selbst zum Standard-US-Horrortrash degradiert, indem er all das weglässt, was den Originalfilm so außergewöhnlich macht. Der war ja letztendlich eine tolle und sehr kreative Amateur-Horrorkomödie, und Teil 2 und 3, die ich auch sehr mag, haben das noch auf die Spitze getrieben und funktionieren auf diese Weise wunderbar.
Aber der neue Film will irgendwie etwas ernster genommen werden und vor allem "schockieren" (siehe
das Kinoplakat). Nur, welche Art von Menschen findet fluchende Dämonenmädchen mit Reptilienaugen auch nur ansatzweise unheimlich oder verstörend? Mir geht dieser ganze Mädchen-Wahn in aktuellen US-Horrorfilmen sowieso dermaßen auf den Sack. Man hätte es einfach bei The Exorcist belassen können, da war das immerhin noch neu, und der Film überzeugt wirklich durch eine unglaublich intensive Entwicklung der anfangs sympathischen Hauptfigur, die dann komplett durchdreht. Aber bei diesen ganzen neuen Filmen wirkt das so dermaßen lächerlich und gewollt. Ich weiß nicht, was im Kopf des heutigen Teenies vorgeht, der dann im Kino sitzt und "aaah!" sagt und es meint. Es ist vollkommen realitätsfremd, spricht nicht irgendwelche Urängste an, ist auch nicht abgefahren oder neuartig genug, um zu verstören, da schon tausendmal gesehen, und dieses infantile Beleidigen erinnert eher an Sadomaso und Gothic-Partys denn an Horror.
Vorhersehbare Schockmomente (die sich natürlich immer durch die Musik und eindeutige Kameraeinstellungen ankündigen müssen), irrationales Handeln der Hauptfiguren, Pseudo-Gefühlskitsch um die geliebte Schwester, die da plötzlich zum Über-Zombie mutiert ist, und Unverwundbarkeit mancher Charaktere setzen dem dann noch die Krone auf. Die Mischung funktioniert einfach nicht. Entweder will man doch lachen oder sich gruseln, fürchten oder schockieren lassen. Zusammen ist das aber völlig unmöglich. Wenn da im bösen Dämonenbeschwörungsbuch plötzlich irgendwas mit "Motherfucker" steht, kann ich mir nur an den Kopf fassen.
So oder so, der Film ist immerhin ordentlich gemacht (die meisten Splatter- und Goreeffekte scheinen handgemacht zu sein), unterhält ein wenig und hat ein paar nette Anspielungen auf das Original. Aber man vergisst ihn sofort wieder, und der Anspruch, der "most terrifying film" zu sein, den ich "ever experience", zu sein,
ist wirklich ein schlechter Witz (um nur mal ein paar aktuellere und halbwegs bekannte Beispiele zu geben).
Ein gutes Beispiel für einen modernen US-Horrorfilm (na gut, es ist eigentlich eine französische Produktion, wer hätte es gedacht) ist hingegen der neue Maniac. Was für ein geiler Film.

Ich bin hingegen sehr gespannt auf den angekündigten "Army Of Darkness 2", den Sam Raimi wieder selbst mit dem guten, alten Bruce Campbell drehen will. Ob er es immer noch kann? Ich lasse mich einfach überraschen!