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Citizen Nerd
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 Betreff des Beitrags: Re: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: So Jan 11, 2009 18:19 
Das Thema, das angeschnitten wurde, macht mich selbst zum Exempel: Ich habe absolut nicht die geringste Ahnung von Ökonomie, ich weiß auch wenig von Politik, in dieser Hinsicht bin ich wirklich weltfremd. Dann lese ich einen Satz wie Xhi ihn geschrieben hat, von den 34.000 Kindern, die täglich an den Folgen von Unterernährung sterben, obwohl die uns verfügbaren Ressourcen 12 Milliarden Menschen zu ernähren imstande wären, und mir dreht sich der Magen um. Genau darum geht es mir: jetzt treffen sich nämlich die beiden Themen "Weltfremdheit und die Verantwortung zur persönlichen Bildung" und die Debatte um die Möglichkeit, die Welt nach unseren Mitteln zu erfassen, ohne sich dabei von der Gesellschaft zum Fachidioten ausbilden zu lassen und dadurch wiederum ein hohes Maß an Weltfremdheit in Kauf zu nehmen. In solchen Momenten fühle eine Ohnmacht gegenüber den herrschenden Gesellschaftsstrukturen, und zwar hinsichtlich dem Bildungsweg, den ein Mensch heute zu gehen hat. Und das spüre ich selbst am eigenen Leib: ich studiere gezwungenermaßen auf Bachelor, das Studium lässt durch die größere Stoffvermittlung in kürzere Zeit und den sonstigen Umstrukturierungen viel weniger Freiraum, viel weniger Zeit, aber um derlei Details soll es hier nicht gehen. Wie aber kann jemand in meiner Lage die obigen erwähnten Defizite ausgleichen? Ich spüre die Dringlichkeit zu handeln, bin zugleich jedoch nicht imstande die Thematik zu überblicken, nicht imstande rationale Entscheidungen zu treffen, von denen ich selbst überzeugt bin; in dem von der Gesellschaft vorgeschriebenen Bildungsweg, der meinen Neigungen und persönlichen Vorlieben entspricht (nämlich: dem Studium für das ich mich entschieden habe; aber auch schon früher: die Art, auf die Schule organisiert ist), ist es nicht vorgesehen, einen Menschen auszubilden, der die Entwicklungen, die sein Leben bestimmt, halbwegs zu überblicken imstande ist. Dazu passt folgendes:

Fryie hat geschrieben:
Trotzdem plädiere ich dafür, daß es immer noch Leute geben muß - wohl einige wenige, engagierte -, die die Dinge in ihrer Gesamtheit zumindest ansatzweise überblicken sollten. Die verstehen sollten, wie alles zusammenhängt. Ansonsten fehlen die Kräfte, die dies alles koordinieren und zusammenhalten und wir haben einen Haufen Fachidioten, die keine Ahnung haben, wie sie ihr spezialisiertes Wissen überhaupt zur Anwendung bringen sollten.
Und mit der Spezialisierung darf man es auch im wissenschaftlichen Umfeld nicht übertreiben. Es ist ein Irrglaube, daß Phänomene auf dieser Welt isoliert betrachtet werden könnten - und genau deswegen ist es nötig, zumindest einen Überblick über benachbarte Disziplinen zu haben und sich mit deren Forschungsgeschichte ebenfalls ein wenig auseinanderzusetzen.

Xhi hat geschrieben:
Ich finde, die Menschen sollten sich über das informieren, was ihr Leben bestimmt, was ihre Existenz definiert, oder besser gesagt, was ihnen versucht zu diktieren, wie ihre Existenz definiert ist, darauf kommt es an. [...] Also ja, ich finde definitiv, dass ein Mensch, der sich ausschliesslich auf sein Leben konzentriert, seine Arbeit möglichst gut verrichten will, seine sozialen Kontakte pflegen möchte, seinen Drang nach materiellem Besitz befriedigt etc. etc. und dabei nicht einmal einen Blick um sich herum wirft und nicht bemerkt, was sein Leben eigentlich wirklich bestimmt und warum sein Leben so ist, wie es ist, als absolut weltfremd zu bezeichnen ist.


Damit ist klar, dass ich daran zweifle, dass der heutige Bildungsweg (in Ermangelung eines besseren Wortes), der sich zugegebenermaßen in Jahrhunderten langsam herauskristallisiert hat, nämlich die Durchsetzung des Spezialistentums, imstande ist, einen mündigen Bürger heranzubilden, der imstande ist, Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft in einer derart komplexen Welt (die Komplexität halte ich nicht für eine Illusion) wie sie sich der Mensch bis heute geschaffen hat, zu überblicken, zu hinterfragen, zu reflektieren und letztlich Entscheidungen zu treffen.


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Schweizer Reiter
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 Betreff des Beitrags: Re: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: Mo Jan 12, 2009 12:35 
Lemieux hat geschrieben:
Damit ist klar, dass ich daran zweifle, dass der heutige Bildungsweg (in Ermangelung eines besseren Wortes), der sich zugegebenermaßen in Jahrhunderten langsam herauskristallisiert hat, nämlich die Durchsetzung des Spezialistentums, imstande ist, einen mündigen Bürger heranzubilden, der imstande ist, Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft in einer derart komplexen Welt (die Komplexität halte ich nicht für eine Illusion) wie sie sich der Mensch bis heute geschaffen hat, zu überblicken, zu hinterfragen, zu reflektieren und letztlich Entscheidungen zu treffen.


Zumal dieser Bildungsweg immer mehr von dem eigentlichen Ziel des Erwachsenwerdens (nämlich selbst-/eigenständig zu werden) abweicht und stattdessen so viel Theorie und Spezialwissen vermittelt, dass soziale Aspekte immer mehr in den Hintergrund treten. Außerdem wird, wie schon richtig erwähnt, die Zeit, dieses Wissen aufzunehmen immer mehr verkürzt bzw. verzerrt sich das Verhältnis zwischen den einzelnen Bereichen ins Unkenntliche. Da werden einerseits Ganztagsschulen angeschafft, um den Kindern mehr Zeit zum lernen zu geben. Wobei der familiär-soziale Aspekt der Nachmittagsfreizeit schonmal im Nachteil ist. Andererseits heißt es, man soll das Abi in 12 statt wie bisher in 13 Jahren schaffen. Paradox? Von meiner Warte aus, ja. Man könnte zwar sagen, dass dadurch, dass die Schulzeit am Tag verlängert wurde, das eine Jahr wegfallen kann. Aber viele lassen dabei außer Acht, dass das Pensum, wie viel man am Ende zu lernen hat, auch immer weiter zunimmt.
Außerdem wird bereits mit 10Jahren entschieden, auf welche weiterführende Schule das Kind geschickt wird. Bei manchen Kindern ist das zwar okay -ich kenne selbst solche Fälle- aber bei vielen entscheidet sich frühestens(!) mit dem Teenageralter, sprich mit 12+, welche Schulform angebracht ist und wie die spätere Lebensplanung überhaupt aussehen soll. Das führt dann zu Schulwechseln und im schlimmsten Fall zu noch mehr Lernpensum. Freizeit gleich null. Dabei wird in der Freizeit, beim sozialen Kontakt (spielen) mit anderen Kindern, erst ein grundsätzliches soziales Gefüge aufgebaut, welches für die zwischenmenschliche Interaktion im Erwachsenenalter wichtig ist. So haben wir später dann Fachidioten, die zwar mit enormem Theoriewissen glänzen, die aber nicht in der Lage sind, in der menschlichen Gesellschaft Beziehungen zu anderen Menschen(/Lebewesen?) aufzubauen.
Am betsen ist es also, dass jeder und jede zwar ein Basiswissen aus verschiedensten Gebieten erhält, (lesen/schreiben, Grundrechenarten etc.) aber auf der anderen Seite die Dinge nicht außer Acht gelassen werden sollten, die unserer Natur entsprechen.
Denn wir sind und bleiben nur "intelligente" Tiere.

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Alex
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 Betreff des Beitrags: Re: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: Fr Jul 17, 2009 0:57 
Das Thema gefällt mir, da es mich schon seit einiger Zeit beschäftigt und ich freue mich über die Qualität der Antworten.

Wenn ich mal provokant sein darf: Ist es nicht auch zu weites Wissen dass uns Weltfremd macht?
Das ist nicht ganz ernst gemeint und nur bedingt so zu sehen. Jedoch finde ich die Entfremdung des Menschen von der Natur schon recht bedenklich.
Diese Betonstädte und Bürojobs sind schon seltsam, Designerklamotten, Parfums, Duschgele, Schminke, Armbanduhren........was soll das alles, haben wir Karneval oder was ist los? Und warum sind die Menschen so lieb- und verständnislos, so ungeduldig und desinteressiert?

Das betrifft natürlich nur indirekt das eigene Wissen und sind eher Zivilisationskrankheiten....wobei ich früher in der Schule in der Unter- oder Mittelstufe den Biologieunterricht schon etwas befremdlich fand...Anatomie und sowas.



Ansonsten hat Xhi ziemlich Recht mit dem was er über Gesellschaftswissenschaften sagt, auch wenns bei ihm etwas einseitig in die politisch-wirtschaftliche Schiene schlägt.
Das kann ich soweit definitiv unterstützen. Es liegt an uns was an unserer Gesellschaft zu ändern.
Zwar hat Schocutus soweit Recht wenn er sagt dass alles irgendwie seine Ordnung hat....aber Resignation ist bei weitem immer der schlechteste Weg den man einschlagen kann. Gesellschaftlich gibt es Probleme und es liegt an uns was dran zu machen. Sonst macht es keiner.
Und ich finde eigentlich dass es kaum zu leugnen ist, dass unsere Gesellschaftsstrukturen eigentlich überholt sind und sich bloß keiner traut was dran zu machen.

Die Wertesysteme sind vollkommen veraltet, die Politik ist korrupt und das zwischenmenschliche Miteinander ist absolut nicht das was es sein sollte, die Welt ist laut, verständnislos und ungeduldig und voll von Selbsthass. Gut, so ist das Leben. Aber es geht auch wirklich anders.


Die Geisteswissenschaften finde ich eigentlich nicht minder wichtig. Für das persönliche Leben finde ich sind sie noch weitaus wichtiger.
Man eignet sich ein gutes Sprachverständnis an, lernt wie man mit Leuten umgeht, lernt sich selbst zu verstehen, lernt andere zu verstehen....
Das klingt nach dem was unsere Kinder lernen, so ist es nicht gemeint und geht darüber deutlich hinaus.
Was Psychologie, Sprachwissenschaften, Soziologie und letzten Endes auch die Philosophie für unser Leben bringen ist an Wert nicht zu überschätzen.
Man braucht es jeden Tag und wird dadurch ziemlich bereichert.

Die Naturwissenschaften find ich nicht so wichtig.....
Ich persönlich finde es gut und wichtig, dass ich da überall Grundlagen kenne, aber mehr brauch ich eigentlich nicht....
Was rechnen ist gut, bisschen Chemie, und genug Wissen, dass ich mir bestimmte Dinge selbst basteln kann wenn ich was brauche.
Sonst noch was ernährungswissenschaftliches und n bisschen was über Sport und Biologie.
Aber mehr als Halbwissen braucht da heutzutage kein Mensch wenn er da nicht was bestimmtes vorhat.

Weltfremdheit würde ich daher höchstens bei Unwissenheit über die ersten beiden Bereiche feststellen.....Was man an Naturwissenschaften braucht weiß man eigentlich wenn man die Schule besucht hat und als Kind nicht allzusehr verzärtelt wurde (also ich jedenfalls hab durch probieren und Mist machen immer ziemlich viel gelernt...)
Ansonsten ziehe ich Universaldilletanten Fachidioten jederzeit vor. Davon hat man definitiv was nützliches fürs eigene Leben und ist auch immer ein wertvoller Gesprächspartner. Fachidioten sind bestenfalls gut für Wissenschaft und Wirtschaft.....aber meines Erachtens in dem Sinne nicht besser als Huren.


Ansonsten wollte ich noch anmerken, dass freie Marktwirtschaft nur für die demokratisch ist, die sie ausüben.
Die meisten Arbeitskräfte werden in dem Sinne eigentlich schon ziemlich ausgebeutet...
Und als Verkäufer zum Beispiel ist es deine Aufgabe unmündigen Bürgern Güter an zu drehen, die sie de facto nicht brauchen. Aber für den Gewinn manipuliert man sie dahingehend, dass sie hinterher glauben es sei erstrebenswert. Klar könnten die sich dagegen wehren, tun sie aber nicht.
Ist das wirklich demokratisch? Einerseits ja, aber wenn man die Leute dazu bringt zu verlangen dass man sie manipuliert und versklavt unterwandert man doch etwas die Begriffe....


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Archmaester of the Citadel
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 Betreff des Beitrags: Re: Natur und Affentheater
BeitragVerfasst: Mi Jul 22, 2009 0:55 
ArchoSoma hat geschrieben:
Ansonsten wollte ich noch anmerken, dass freie Marktwirtschaft nur für die demokratisch ist, die sie ausüben.

Also jeder. Naja, kleine Babys vllt. nicht, aber sonst jeder. Als Arbeiter bist du ein Teil des Arbeitsmarktes, du hast prinzipiell die Möglichkeit, deinen Job in einem gewissen Rahmen selbst zu wählen. Natürlich hast du nie die absolute Freiheit: Als was du arbeiten kannst, hängt von deiner Position ab, deiner Herkunft, deinen Fähigkeiten, deiner Ausbildung, usw. - aber es wäre ja auch unsinnig anzunehmen, daß die Wirtschaft oder die Politik uns von der Marionettenhaftigkeit unseres Daseins befreien könnte, das kann nämlich niemand.

Ob das System gerecht ist, ist wie gesagt noch mal ne ganz andere Frage (die ich nicht eindeutig mit ja oder nein beantworten würde), aber demokratisch ist es im Prinzip.


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