RPG-Maker Quartier

[...] Denn im Vergleich zu heutiger Zeit, in der wir durch viele Bücher und Bildung die Dinge ergründen und erklären können, war der Glaube an Geister und Heiligkeit kein wissenschaftlicher – Auch kein Erklärungsversuch, sondern eine Art die Welt wahrzunehmen. Nietzsche beschreibt in „Menschliches, Allzu Menschliches“ zum Thema Schlaf und Traum:


„Logik des Traumes. – Im Schlafe ist fortwährend unser Nervensystem durch mannigfache innere Anlässe in Erregung, fast alle Organe sezernieren und sind in Tätigkeit, das Blut macht seinen ungestümen Kreislauf, die Lage des Schlafenden drückt einzelne Glieder, seine Decken beeinflussen die Empfindung verschiedenartig[…]

[…] – alles dies, nach seinem täglichen Wechsel und Grade, erregt durch seine Außergewöhnlichkeit bis in die Gehirnfunktion hinein: und so gibt es hundert Anlässe für den Geist, um sich zu verwundern und nach Gründen dieser Erregung zu suchen: der Traum aber ist das Suchen und Vorstellen der Ursachen für jene erregten Empfindungen, das heißt der vermeintlichen Ursachen. Wer zum Beispiel seine Füße mit zwei Riemen umgürtet, träumt wohl, dass zwei Schlangen seine Füße umringeln: dies ist zuerst eine Hypothese, sodann ein Glaube, mit einer begleitenden bildlichen Vorstellung und Ausdichtung: […]

[…] Wie kommt es aber, dass der Geist des Träumenden immer so fehl greift, während derselbe Geist im Wachen so nüchtern, behutsam und in bezug auf Hypothesen so skeptisch zu sein pflegt? – so dass ihm die erste beste Hypothese zur Erklärung eines Gefühls genügt, um sofort an die Wahrheit zu glauben? (Denn wir glauben im Träume an den Traum, als sei er Realität, das heißt wir halten unsere Hypothese für völlig erwiesen.)
Ich meine:
Wie jetzt noch der Mensch im Träume schließt, schloß die Menschheit auch im Wachen viele Jahrtausende hindurch: die erste causa, die dem Geiste einfiel, um irgend etwas, das der Erklärung bedurfte zu erklären, genügte ihm und galt als Wahrheit. (So verfahren nach den Erzählungen der Reisenden die Wilden heute noch.) Im Traum übt sich dieses uralte Stück Menschentum in uns fort, denn es ist die Grundlage, auf der die höhere Vernunft sich entwickelte und in jedem Menschen sich noch entwickelt: der Traum bringt uns in ferne Zustände der menschlichen Kultur wieder zurück und gibt ein Mittel an die Hand, sie besser zu verstehen.“

Das heißt, dass unser Gehirn im Schlaf auf eine Urvolk-Variante zurückfährt, und wir jede Wahrnehmung mit einer ersten Vermutung zu Erklären versuchen. Die Spiritualität und Religion hinter unseren Vorfahren hat sich – So denke ich und kann die Gedanken Nietzsches dahingehend verstehen – aufgrund des noch unentwickelten Gehirns entwickelt, sodass die Nacht ein „Geist“ war, der Tag und die Sonne ein „Heiliger Himmelskörper“ und jedes Lebewesen gleich wie man selbst – sodass man mit Ehrfurcht und Respekt miteinander umging, und auch jede Pflanze eine ganz eigene Göttlichkeit an sich hatte.
Durch die Naturverbundenheit und der Art des Umgangs mit der Umgebung dieser Völker, sodass Regen z.B. Tränen der Götter darstellen, sieht man, dass auch die urältesten Arten der Weltanschauung noch heute existieren und praktiziert werden können.