Xhi hat geschrieben:
Mich erreicht das, was du dort zitierst irgendwie nicht. Dort steht ja nicht mehr als "Es kann nicht mehr als Unterhaltung geben, denn danach kommt nur noch mehr Unterhaltung".
Wenn du diese Erkenntnis nicht instinktiv als richtig anerkennen kannst, dann geht es dir wie mir vor ein paar Jahren. Ohne das nötige Vorwissen, war es mir ganz einfach unmöglich Kierkegaards Meinung nicht abzulehnen. Die
"required reading list" ist ziemlich umfangreich, und erst als ich die ersten paar Bücher und mehr und mehr Artikel und Forenbeiträge gelesen hatte, ging mir langsam ein Licht auf.
Du solltest aber auf jeden Fall mal das verlinkte Vorwort in seiner Gesamtheit lesen, anstatt nach negativen Kritiken zu googeln, die deine ablehnende Haltung untermauern. Es wird sogar eine Antwort auf die eingangs gestellte Frage (Was ist das "mehr an Unterhaltung"?) gegeben (denn anders als all die Pseudo-Philosophen liefert Kierkegaard auch Antworten).
Xhi hat geschrieben:
Ziemlich platt und in keinster Weise irgendwo irgendwie begründet, wie ich finde. Wenn das noch tiefer gehen sollte, lasse ich mich gerne eines besseren belehren.
Da es sich nur um das Vorwort eines Buches über Videospielkultur handelt, werden die Aussagen nicht im Detail erläutert. Es geht in der Tat "tiefer", wenn man bedenkt welches Wissen und welche Vorüberlegungen nötig sind, um zu dieser so einfachen (oder "platten") Erkenntnis zu gelangen.
Xhi hat geschrieben:
Des weiteren halte ich den Vergleich Videospiele-Musik für gewagt - zwar kann man beides als Kunst ansehen, aber sowohl im Prozess ihres Entstehens als auch in ihrem Wesen unterscheiden sich die beiden doch auf ganz substanzieller Ebene.
Da gebe ich dir Recht, man kann nicht alles was über Videospiele ausgesagt wurde eins-zu-eins auf die Musik übertragen, allerdings sollte man deswegen nicht die Augen vor den Parallelen verschließen.
Xhi hat geschrieben:
Auf die schnelle fand ich u.a. das:
http://titel-magazin.de/artikel/173/8521/kritikerschelte.html hat geschrieben:
Alex Kierkegaard gehört zur Avantgarde des Trolltums. Durchintellektualisiert, unhöflich, gesegnet mit dem Ton eines wütenden 15-jährigen Halo-Spielers und dem Bücherregal eines Erstsemesters der Philosophie (B.A.). Auf seiner Seite Insomnia.ac schreibt Alex Kierkegaard gegen alles, was Spielekritiker abseits der größten Seiten lieben: Indie-Games, Kunst, Experimente. Alles Müll für Kierkegaard. Jenova Chens Flower? Ein langweiliger Flugsimulator: einer von fünf Sternen! Jonathan Blows Braid? Zwei von fünf Sternen für ein Jump’n’Run, das abgesehen von den hübschen Hintergründen »einfach nur lol ist«.
Negativ gefärbt, aber generell kann ich einen Videogame-Rezensenten diesbezüglich nur bedingt ernstnehmen.
Ich glaube nicht, dass mich eine Kritik ohne "negative Färbung" ansprechen würde, diese hier finde ich allerdings ziemlich "zahm" (das bequeme Abstempeln als Troll ist eine der "billigsten" Reaktionen die man so finden kann). Soviel sei aber gesagt, sie ist symptomatisch für Leute, die sich nur oberflächlich mit Kierkegaard beschäftigt haben.
Zitat:
Sehe auch nicht Recht den "philosophischen" Aspekt, den du bei deinem Lieblingsphilosophen so sehr zu schätzen scheinst. Wenn das schon Philosophie für dich ist, was macht dann bitte Sascha Lobo?
Die Frage nach der Bedeutung von Videospielen (oder Musik) kann man nur befriedigend beantworten, wenn man die Frage nach der Bedeutung (dem Sinn) von Kunst im Allgemeinen klärt. Wenn man den Weg konsequent zu Ende geht, landet man unweigerlich bei den anspruchvollsten philosophischen Kernproblemen.
Xhi hat geschrieben:
Wie gesagt: Wenn du deinem Vorbild folgen möchtest und in Kunst nichts weiter als Unterhaltung sehen willst, tu es. Mir widerstrebt diese Ansicht zutiefst.
Als ob ich die Wahl hätte, etwas nicht so zu sehen, wie ich es sehe. "What Has Been Seen Cannot Be Unseen", oder so ähnlich.
Falls du jedenfalls noch ein bisschen Lust auf die unhöflichen Ansichten eines Videogame-Rezensenten verspürst, empfehle ich unbedingt
diesen Kommentar über die Evolution und Degeneration der Kunstformen. Ich habe so den Verdacht, dass die Verwesung der Industrien die du ansprachst, nur ein Symptom der eigentlichen Krankheit darstellt, welche dort von Kierkegaard diagnostiziert wird.
Aber Achtung: explicit language
