♱☣☯[Donbask]☯☣♱ hat geschrieben:
Aber eigentlich läuft dieser Gedankengang wieder auf meinen ersten hinaus, weshalb ich Dich entweder immernoch nicht verstanden habe (was gut möglich ist, da ich oftmals ziemlich verpeilt bin XD), oder Du noch nicht erkannt hast, dass dieser Gedanke für mich eine Art "Universal-Trost" ist, der auch auf andere Menschen, Tiere, Pflanzen, Dinge und die ganze Welt angewandt werden kann. - So gehe ich jedenfalls mit der (für mich unbewiesenen) Vergänglichkeit der Dinge um. ^^
Doch ich denke schon, dass ich verstanden habe, was du meinst. Das wollte ich eigentlich auch mit dem letzten Satz aus meinem vorherigen Beitrag sagen (der in den Klammern). Für dich ist meine Ausgangsvorstellung, dass alles in dieser Welt nur von beschränkter Dauer ist und vergeht, nicht bewiesen. Also sammelst du Hoffnung und Trost an dem Gedanken, dass da stets noch etwas bleibt („Seele“ etc.), was sich z.B. beim Tod eines Menschen einfach aus dessen körperlicher Hülle hebt.
Allerdings ist das nun eher eine Glaubenssache, weil nun mal rein faktisch aus meiner Sicht nichts dafür spricht, dass es so etwas wie eine „Seele“ (die dann auch noch unabhängig des Körpers weiterexistiert) wirklich gibt. Da stimme ich mit Igos du Ikana überein. Und daher habe ich diesen Glauben eben leider auch nicht und kann mich an ihm nicht orientieren bzw. trösten. Ich kann aber durchaus verstehen, dass das bei dir evtl. funktioniert.
♱☣☯[Donbask]☯☣♱ hat geschrieben:
Wie gehst Du eigentlich selbst damit um? Mir ist eben aufgefallen, dass Du zwar danach fragst, wie das andere machen, aber noch gar nicht geschrieben hast, wie Du Dich trösten kannst bzw. auf welche andere Weise Du damit umgehst. Mich würde es jedenfalls interessieren (da mich das Thema an sich sowieso schon interessiert, seit ich 10 war).

In meinem ersten Post habe ich ja bereits geschrieben, dass ich bisher keine wirkliche Antwort gefunden habe. Manches Mal denke ich zwar daran und fühle mich bei dem Gedanken auch unwohl, aber das vergeht wieder. Sobald ich mich wieder im regen Treiben des Alltags befinde, bleibt keine Zeit dafür und vermutlich bin ich dann auch zu gerne bereit es auszublenden. Ich versuche im Leben immer möglichst auf den Moment bezogen zu leben, sodass ich von einer zeitlichen Einordnung absehe. Was interessiert mich morgen, kann ich doch jetzt tun und lassen, was ich will? Das könnte in etwa eine spontane Aussage sein, die ich mir zurede, um mich einfach von der Last dieser eher zukunftsorientierten Gedanken zu befreien. Den Moment immer für sich betrachten und leben, dass ist letztlich die Strategie, die bei mir dahinter steht. Allerdings gehe ich fest davon aus, dass diese Strategie mit dem Alter problematischer wird, schließlich bin ich ja jetzt im „besten Alter“. Und wenn der Alltag immer schwieriger wird und man ggf. von Einsamkeit und Trauer (z.B. Altersheim, Verlust alter Freunde des Partners etc.) umschlossen wird, kann man dann noch sagen: „Ok, ich lebe auf den Moment bezogen!“? Ich denke eher nicht. Die Orientierung alter Menschen an der Vergangenheit kommt ja nicht von ungefähr. Genau das ist es aber, womit ich ein Problem habe, wenn ich nämlich nur noch zurückblicke, hat mich die Vergänglichkeit nämlich doch schon zu sehr am Kragen gepackt – so sehr, dass ich im eigentlich ablaufenden Moment meines Lebens nur noch sehr wenig bis gar keine Freude mehr finde.
Igos du Ikana hat geschrieben:
Ich finde Vergänglichkeit außerordentlich befreiend. Es spielt keine Rolle, was man tut, am Ende stirbt man und vergeht alles. Wie nun gestalten wir diesen Aufstieg und Fall? Die Freiheiten sind unbegrenzt. Ein kleines, leeres Büchlein ward mir geschenkt; ich beschrifte es Seite um Seite, Tag um Tag, und jedes Mal, wenn ich weiterblättere, verwischen vergangene Seiten. Doch das Schreiben macht so viel Spaß! Was kümmert mich, dass niemand es lesen kann und wird?
Mhh, also ich mag den Gedanken, dass die Vergänglichkeit auch etwas Erlösendes hat, denn sicher gibt es auch Schlechtes, was damit ein Haltbarkeitsdatum erhält.
Die Metapher mit dem Büchlein, in dem ich jede Seite (also jeden Tag) völlig frei gestalten kann, deckt sich glaube ich mit meiner Strategie, jeden Tag für sich und gegenwartsbezogen zu leben. Nur funktioniert das auch im Herbst deines Lebens noch, in dem bildlich gesprochen, deine Schreibkünste quasi eingerostet sind und du viel weniger spannende Seiten schreibst und nur zu gern zurückblättern würdest zu den Kapiteln, die du einst so schön ausgestaltet hattest? Was hält dich dann an der Seite, die du momentan schreibst, wenn in ihr so gut wie keine neuen Lebensaspekte auftauchen und du dich in erster Linie mühst Entbehrungen zu überstehen? Bzw. wie genau erkenne ich dann etwas von „Beauty in the breakdown“?
Ich mag wohl jetzt evtl. sehr kritisch klingen, möchte aber anmerken, dass ich im Leben momentan nicht derart davon belastet bin. Es geht mir nur darum, die Diskussion auszuleuchten. ;-)
EDIT: lol, mir gefällt gerade erst auf, wie sehr mein Name zum Thema passt. x-D