Rosa hat geschrieben:
Das wird nun ein bisschen Offtopic, aber ich höre das einfach zu oft um es zu ignorieren. Der Syrienvergleich ergibt wirklich nur Sinn, wenn du ein Kriegstreiber bist und außerdem von Verbrechen ablenken möchtest, die wir unmittelbar unterstützen. Syrien ist nicht deutsche Staatsraison. Wir unterstützen Assad nicht mit Waffen, nicht mit diplomatischen-, nicht mit wirtschaftlichen Mitteln. Du kannst Menschen, die in die Palästinasoli involviert sind, nicht vorwerfen, nicht zu Protesten in dieser Sache aufzurufen, weil es unter denen ohnehin und grundsätzlich überhaupt keinen Support gibt fürs Zerbomben arabischer Landstriche, oders Aushungern ihrer Bevölkerung.
Aber, äh, das war eigentlich weniger ein Vergleich (derer habe ich auch schon genug gesehen) als vielmehr eine Aufzählung anderer Konflikte, die er hätte ansprechen können, damit es nicht so wirkt, als würde er sich speziell auf Israel einschießen. In diesem Sinne: keine Bange.
Rosa hat geschrieben:
Und nachdem ich deinen Kommentar gelesen habe, stell ich mich dann doch hinter den Satz, den Xhi da rettete. Erkenne beim besten Willen keinen anderen Sinn als die Forderung um Himmels Willen doch hier nicht mit toten Menschen belästigt zu werden.
Wenn Perry, wenn es nach Xhi geht, seine Meinung zusammenzitieren darf, darf ich das schon lange. Hier ein User aus den Facebookdiskussionen:
Zitat:
I have always considered your art to be one of healing and uniting. This particular article posted, seems to be very biased and unfortunately has offended many people. Of course you have every right to post your views politically and socially, however, I am at a point in my life where I am seeking a healing, unifying voice in a world of division and anxiety. This type of rhetoric, has clearly, achieved the exact opposite of what I really loved about your message and artistic expression. Debate is fine but biased unwavering one sided viewpoints are not. Tolerance must be exercised on both sides of any argument to truly make a change.
Das kommt schon ganz gut hin.
Xhi hat geschrieben:
Zitat:
Der Unterschied ist: "Amnesia" offenbart eine Sicht, auf das man sich schnell mal einigen kann, weil der Text nichts Konkretes anspricht, sondern beim - dare I say it - Gemeinplatz bleibt.
Der Unterschied wozu? Zu DK7? Na dann hör dir den Text aber nochmal an.

Du bist ein Schelm.

Nein, der Unterschied dazu, irgendeine auf tatsächliche, momentane Geschehnisse verweisende politische Botschaft auf sein Facebookprofil zu pappen statt eine allgemeinere Botschaft wie die von "Amnesia" zu verbreiten, die schlichtweg niemandem wehtun
kann, weil sie so wenig konkret ist.
Xhi hat geschrieben:
Dass Facebook kein geeigneter Ort für derlei Diskussionen sein mag, kann ich ja noch verstehen (wenn auch nicht fundiert beurteilen, weil ich dort nie aktiv war). Allerdings frage ich mich, wo du diese Diskussionen besser aufgehoben siehst.
Du bist hier der Fachmann für politische usw. Diskussionen, müsstest du das nicht besser wissen als ich?

Im Ernst, gerade in Zeiten des Aussterbens des Konzeptes Forum tue auch ich mich ein wenig schwer, eine Alternative zu benennen. Was ich nur sagen wollte: Das Facebook-Profil seiner Band, wo Menschen zusammenfinden, die praktisch ausschließlich durch den Enthusiasmus, den sie Dead Can Dance entgegenbringen, geeint werden, kann nicht die beste sein.
Xhi hat geschrieben:
Naja, eine solche Einstellung gegenüber diesen Realitäten hingegen klingt exakt nach dem Klischee, das du hier gerade auf die Schippe zu nehmen versuchst. Wenn du dich schon daran störst und scheinbar unangenehm berührt fühlst, dann frage ich mich, wie du reagierst, wenn die politischen Konsequenzen auch in deinem Leben spürbar werden, die solch emotional appellierende Bilder erst ermöglichen.
Aha! Man beachte hier die verräterische Formulierung "emotional appellierend". Und ob dieser Ausschnitt emotional appelliert, wogegen ja nichts zu sagen ist, das haben Filme so an sich. Wenn man dabei allerdings dermaßen mit dem Holzhammer zu Werke geht wie die Macher von "Baraka", ist es zu einfach zu durchschauen, was diese Bilder mit mir machen sollen. Das Denken soll mir quasi abgenommen werden, wodurch ein Gutteil dieser Wirkung verpufft. Außerdem begehst du hier einen entscheidenden Fehler: "Einstellung gegenüber diesen Realitäten"? Wo habe ich davon irgendetwas geschrieben? Es geht mir in keiner Form um die Realitäten selbst, sondern um die Art, wie diese Realitäten künstlerisch dargereicht werden, nicht weniger, aber ganz sicher auch nicht mehr. Wodurch auch dein argumentativer Schluss...
Xhi hat geschrieben:
Und genau deshalb kann ich hier nur nochmal Kains Eindruck teilen
...auf Sand gebaut ist.
Xhi hat geschrieben:
Gerrard muss "Baraka" nicht gedreht haben, um hier Position zu beziehen.
Ziehst du hier nicht etwas viele Schlüsse aus diesem einen Interviewstatement? Ich meine nur: Es ist ein Unterschied, ob Gerrard aktiv an der Gestaltung eines Filmes mitwirkt, oder ob sie das Konzept von "Baraka" vorgelegt bekommt und meint: "Ach, warum nicht, kann nicht schaden." Ich sage hier nicht, dass unbedingt letzteres Extrem zutreffen muss, bevor du mich drauf festnagelst.
Xhi hat geschrieben:
Ich sehe hier nur nach wie vor keine "Entzauberung", weil ich davon ausgehe, dass derart kreative und begnadete Musiker, wie in diesem Fall, auch etwas im Köpfchen haben.
Die Frage ist nur, was "etwas im Köpfchen haben" damit zu tun hat, ohne jeglichen persönlichen Kommentar außer eines sinngemäßen "Haha, mein Experiment hat funktioniert" irgendwelche Pro-Palästina-Inhalte zu teilen, wie reflektiert und fair sie auch immer sein mögen, ich hab mir das auch weder durchgelesen noch angesehen. Dazu gehört ja wohl wirklich nicht viel.
Xhi hat geschrieben:
Ich liebe dieses Projekt gerade wegen des überbordenden, spirituellen Anstrichs, der für meine Begriffe gänzlich ohne Kitsch auskommt und für den Gerrard sich maßgeblich verantwortlich zeichnet.
Da sind wir uns einig. Eines musst du mir aber noch sagen: Ist es denn in Bezug auf die Künstler wirklich entzaubernd, wenn Gerrard diesen Aspekt des Spirituellen gelegentlich zu weit treibt und sich in Worthülsen flüchtet, und lobenswert, wenn Perry irgendwelche Artikel und Videos lieblos zusammenkopiert auf das gemeinsame Bandprofil stellt, wohl wissend, dass sich seine Fans darüber verbal die Köpfe einschlagen werden? Wenn du mich fragst, macht beides keinen schlanken Fuß.
Danke überdies für deine Erläuterungen zu Wovenhand. Die Quelle hätte ich in der Tat gleich mitliefern können - falls du dir nicht schon selbst die Mühe gemacht hast:
hier.
Und übrigens, ein Wort noch zum Interview: Gerrard soll den Schilderungen von Metaltrails nach erst nach dem Dreh aus der Haut gefahren sein, als sie darum gebeten wurde, mit dem Interviewer ein Foto zu machen. Ich hoffe, damit entspricht sie wieder eher dem Verhaltensmuster, das du dir von großen Künstlerinnen und Künstlern wie ihr und Perry wünschst.
