RPG-Maker Quartier

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Der Don
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 Betreff des Beitrags: [Ethik] Tun versus Unterlassen
BeitragVerfasst: Do Jul 29, 2010 10:45 
Das deutsche Rechtssystem unterscheidet bei der Be- und Verureilung von Straftaten zwischen aktivem Tun und passiven Unterlassen bei gleicher Handlungskonsequenz. Es scheint also einen moralischen Unterschied zwischen beiden Handlungen zu geben, auch wenn sie zum gleichen Ergebnis führen.

Zur Veranschaulichung hier ein Gedankenexperiment, das ich bei James Rachels gelesen habe:

1) Person A wird viel Geld erben, wenn Person X stirbt. Als X ein Band nimmt, beschließt A ihn zu ertränken.
2) Person B wird viel Geld erben, wenn Person X stirbt. Als X ein Bad nimmt, erleidet er einen Schwächeanfall und verliert in der Badewanne das Bewusstsein. B kommt in den Raum, mit der Absicht ihn zu ertränken und lässt ihn in der Wanne ertrinken.

In beiden Fällen scheinen die beerbten Personen von dem Tod von X zu profitieren. Doch sind sie tatsächlich in gleichem Maße schuld an dem Tod? Gibt es eine moralische Differenz und wenn ja, worin ist diese begründet? Kann diese These verallgemeinert werden?

EDIT: Musste "2)" nochmal überarbeiten, da ich ein wichtiges Faktum vergessen habe. Sorry, Fran!

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Zuletzt geändert von ThePancake am Do Jul 29, 2010 16:03, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Do Jul 29, 2010 11:16 
Woah, das ist eine schwere Denkaufgabe. Im ersten Moment scheint mir das Tun schlimmer, einfach "gefühlt". Im zweiten Moment fällt beim Nichtstun aber die Option Affekthandlung eher weg, weswegen das simple Betrachten eines Ertrinkenden mir dann fast noch grausamer erscheint.

Ich würde zwischen den beiden Fällen endeffektlich nicht unterscheiden. Ob ich jemanden vorsätzlich ertränke oder einfachste und für mich vollkommen gefahrlose Rettungsmaßnahmen nicht einleite, bleibt sich meiner Einschätzung nach gleich.

Das bleibt allerdings fallabhängig.
Beispiel: Ob ich jemanden vor ein Auto schubse oder ihn von vor einem Auto wegschubse, macht Unterschied, da letzteres für mich als Helfer Gefahr bedeuten kann.

Je nachdem, wie schwer die Rettung ist und wie sehr sie einen selbst gefährdet, würde ich das als moralisch weniger verwerflich ansehen.

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m y__w i l l__i s__g o o d


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 Betreff des Beitrags: Re: [Ethik] Tun versus Unterlassen
BeitragVerfasst: Fr Jul 30, 2010 2:23 
Erstmal muss ich sagen, dass das ein sehr schönes Fallbeispiel ist.

Was mir als erstes auffällt, ist, dass sowohl Person A als auch Person B die gleiche Absicht besitzen.
Moralisch ist also bis zu dem Punkt, an dem Person X wirklich stirbt, kein Unterschied zu finden.
Beide wollen selbstsüchtig und gierig handeln, und dabei sogar einen Mord in Kauf nehmen,
also verlieren sie hier bereits zwei Tugenden. Die der Mäßigung und der Selbstlosigkeit.

Wenn jetzt Person A, die also wissentlich falsch handelt, Person X umbringt, kommt sie
in einen erneuten moralischen Konflikt. Die Tat zu denken und zu wünschen ist eine Sache,
die Tat in dem Sinne aber eine andere. Denn Person X wird sich wahrscheinlich zur Wehr setzen,
oder Verzweiflung zeigen. Das ist ein extrem emotionaler Moment, in dem Person A nur besteht,
wenn sie ihrer Absicht sicher ist. In dem Sinne könnte man dann sagen:

"Wenn Person A Person X wirklich umbringt, dann ist sie erst recht untugendhaft."

Person B aber, die zwar ebenfalls wissentlich falsch handeln will, kann diese erneute Prüfung
ihrer Absichten umgehen, bzw. hat die Möglichkeit, dem Schicksal freien Lauf zu lassen.
Sie kann sich sogar ihr Handeln im Nachhinein erklären, in dem sie sagt:

"Person X wäre ohnehin gestorben."

In dem Fall kann man meiner Meinung nach nicht sagen, ob Person B tatsächlich absichtlich
gehandelt, oder einfach dem Zufall nachgegeben hat.

Dass Person B Person X nicht hilft, ist auch zu einem Grad weit entschuldbar, da eine Verlockung,
nämlich das Geld, im Raum stand. Es gibt somit einen Zweck, und kein Erfreuen an dem reinen
Akt des Ertrinkens von Person X, wie es nach einem Streit vllt. der Fall wäre.

Ich würde also Person A härter bestrafen wollen, als Person B, da ein Mord als Tat einen stärkeren
Willen zum moralisch falschen Handeln voraussetzt, als eine absichtlich unterlassene Hilfeleistung.

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 Betreff des Beitrags: Re: [Ethik] Tun versus Unterlassen
BeitragVerfasst: Fr Jul 30, 2010 10:36 
Also ich denke Unterlassen ist mal generell nicht zu kritisieren. Es ist der Lauf der Dinge. Das Schicksal wollte es so! Wer sind wir, dass wir damit interferenzieren, oder geschweige denn uns auch noch aktiv Möglichkeiten verbauen, die es uns eröffnet.

Leuten aktiv schaden ist aber böse.

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 Betreff des Beitrags: Re: [Ethik] Tun versus Unterlassen
BeitragVerfasst: Fr Jul 30, 2010 12:04 
Zitat:
B kommt in den Raum, mit der Absicht ihn zu ertränken


Das Problem an dem Beispiel ist, dass wir mehr wissen als wir in einer realen Situation wissen würden. Beide wollten X töten um das Geld zu erben, ob er nun von allein ertrunken ist oder nicht. B hat nur gleich eine pratkische Gelegenheit sein Gewissen zu beruhigen ("Er wäre sowieso gestorben") und er hat bessere Chancen nicht für den Tod zur Verantwortung gezogen zu werden, aber ansonsten besteht zwischen beiden Taten meiner Meinung nach kein Unterschied, wenn sowohl Intention als auch Ergebnis gleich sind. Da B mit der Absicht aus Gier zu töten ins Bad gekommen ist, ist er imo genauso zu verurteilen wie A.

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 Betreff des Beitrags: Re: [Ethik] Tun versus Unterlassen
BeitragVerfasst: Fr Jul 30, 2010 16:32 
Aber die Tat an sich erfordert schon einen Willen zum Töten, die Unterlassung nicht.

Ich find' an der Stelle spaltet sich das einfach.

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Archmaester of the Citadel
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 Betreff des Beitrags: Re: [Ethik] Tun versus Unterlassen
BeitragVerfasst: Mi Aug 04, 2010 2:28 
Die Person B ist in den beiden Fällen in Bezug auf ihre Intentionen dieselbe.
Würden wir Menschen aufgrund ihrer Intentionen richten, träfe B in beiden Fällen auch dieselbe Schuld.

Intentionen sind aber ein schlechter Indikator.
Wenn es an den eigentlichen Akt des Ertränkens gehen soll, stellen sich bei vielen Menschen doch Skrupel ein. Dies ist eine - aus Sicht unserer Gesellschaft - gesunde Einstellung und gehört belohnt. Wer Tötungsabsichten hatte, aber sie nicht umsetzt, hat keine Strafe verdient.

Aus allein diesem Grund ist Person B in Fall 2) anders zu bewerten als in Fall 1).
Einen Menschen zu töten (bzw. wäre das in der Situation sogar Mord) oder nur Hilfestellung aus eigennützigen Motiven nicht anzubieten erfordert nicht dasselbe Maß an Überwindung (s. Odrez).
Daß dabei die Intention ursprünglich dieselbe war, spielt keine Rolle, da wie gesagt die Umsetzung der kritische Punkt ist.


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Attention-whore
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 Betreff des Beitrags: Re: [Ethik] Tun versus Unterlassen
BeitragVerfasst: Fr Aug 06, 2010 10:31 
Also wegen dem nicht umgesetzten Mord würde er ja auch keine Strafe bekommen, immerhin lägen keine Beweise für eine Mordabsicht vor.
Aber für die unterlassene Hilfeleistung sollte man dennoch bestraft werden

moralisch gesehen sind beide Personen aber genauso verwerflich wie die jeweils andere, denn immerhin kamen beide mit der gleichen Absicht ins Bad und ich denke mal, dass es auch beide getan hätten, wenn der Zufall bei Person B nicht so gut mitgespielt hätte
Man könnte dann ja auch genauso gut sagen, das Person A auch Skrupel hat und die Person X deshalb nicht umbringt (im beispiel steht ja nur, dass er es beschließt es aber noch nicht wirklich tut^^)

Vor dem Gericht sollte man die Lage natürlich Objektiv bewerten und sie anders bewerten, da die Taten völlig untreschiedlich sind.
Moralisch gesehen sollte man aber an der Intention, also den Beschluss zu töten ansetzen, denn das Maß an Moral wird nicht erst durch einen Gerichtsbeschluss oder die Tat selbst festgelegt ;) jedenfalls ist das meine Meinung^^

Lostelei hat geschrieben:
Also ich denke Unterlassen ist mal generell nicht zu kritisieren. Es ist der Lauf der Dinge. Das Schicksal wollte es so! Wer sind wir, dass wir damit interferenzieren, oder geschweige denn uns auch noch aktiv Möglichkeiten verbauen, die es uns eröffnet.

Leuten aktiv schaden ist aber böse.


Genauso könnte es aber auch Schicksal sein, dass die Person B in das Bad kommt und ihn retten kann, weil der Herzanfall gerade erst passiert ist (Schicksal bedeutet ja nichts anderes als Zufall ;) )
Schicksal ist deshalb auch nicht unbedingt eine Rechtfertigung um jemanden sterben zu lassen, wenn man es hätte verhindern können.

Leuten bewusst passiv Schaden, obwohl man es verhindern kann ist aber auch böse.


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 Betreff des Beitrags: Re: [Ethik] Tun versus Unterlassen
BeitragVerfasst: So Aug 08, 2010 19:29 
Gut, über "Schuld" will ich sowieso nicht diskutieren, aber darum geht es bei einem Rechtssystem ja auch nicht in erster Linie? Jemand, der sich dazu überwinden kann, eine Person eigenhändig zu ertränken, ist doch schlicht und einfach gefährlicher für die Allgemeinheit als ein geldgeiler Feigling, und daher für meine Begriffe auch eindeutig härter zu "bestrafen". Ob Person B dann selbst die Absicht hatte, andernfalls Person X zu töten, kann man im Normalfall ja auch nicht nachweisen. Was weiß ich.

Na ja, wenn's aber um mein Schuldverständnis geht, tragen A & B aber dieselbe Schuld, da sie beide dazu bereit sind, aus niederen Motiven Menschen zu töten, egal, ob sie es in die Tat umsetzen oder nicht. Da geht's mir nicht mehr um den Akt an sich, sondern um die Bereitschaft. Es sei denn, es gibt irgendeinen nachvollziehbaren Grund, das Geld haben zu müssen und bla, aber davon gehe ich jetzt mal nicht aus...

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