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Der Held Alex
Einfach genial, wie hier auf ein wichtiges philosophisches Grundprinzip auf einfachste Weise hingedeutet wird. Man ist immer selbst das Zentrum der Welt. Indem man sich nun in die Rolle dieses Alex' (was ya von Alexander, gr. Männerabwehrer, also eine wertvolle Stütze im Kampf - diese Überlegung, die sich der Autor beim Ausdenken des Namens gemacht hat, ist besonders zu würdigen, Nomen est Omen) versetzt, wird dieser ya zum Helden seiner Welt, in der er das Zentrum ist. Eine kleine, aber effektive Methode, philosophische Weisheiten unterhaltsam näher zu bringen. Das bringt natürlich ein paar satte Pluspunkte.
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lebt in einem kleinen dorf
ausgezeichnet! Nicht nur wird die Perspektive von langweiligen Adligen in Grossstädten weggerückt und das ländliche, einfache Leben ins Zentrum gestellt, nein, die Kleinschreibung von "dorf" zeigt auch gleich zwei Dinge auf:
1. illustriert dies bildhaft, wie sehr ein Dorf klein und machtlos gegenüber der Stadt ist und passt so hervorragend zu seinem Attribut "klein".
2. zeigt der Autor ganz klar, dass es endlich an der Zeit wäre, die Grossschreibung von Substantiven im Deutschen abzuschaffen, ein ganz moderner Autor also, mit Blick für die Zukunft!
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er ziet in dei Weld
mittelalterlich anmutende Rechtschreibung mit geringen Übertreibungen als Stilmittel zeugen davon, dass diese Beschreibung wirklich Athmosphäre aufbringt. Wenn schon die Vorstellung so ist, wie wird dann erst das Spiel sein?
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um seine Fater zu suchen
es wird aber auch subtil Toleranz ausgedrückt, indem selbstverständlich erklärt wird, dass der Vater transsexuell ist. Die Wichtigkeit des Vaters (schliesslich wird ya nach ihm gesucht) wird hier durch eine Grossschreibung hervorgehoben. Die Schreibweise mit "f" schliesslich verbreitet wiederum das mittelalterliche Flair, auch anlehnend an das englische "father" und so Multikulturalität aufweisend.
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, der Monster Jäger ist und verschwunden sit.
Das Komma steht hier für eine direkte Gegenüberstellung, der einzig sinnvolle Ort für ein Komma, wie der Autor hier treffend erkennt, indem er andernorts gewollt die Kommaregeln missachtet. Man beachte ausserdem die überaus tolle Wortstellung: statt "der Monster (gemeint ist natürlich der User Monster, deshalb der männliche Artikel) ist Jäger" steht poetisch "der Monster Jäger ist". Zudem ziehrt ein lateinischer Konjunktiv (sit = sei) das Satzende, wiederum auf das mittelalterliche Ambiente hindeutend. Einfach genial, welche Stilelemente der Autor hier miteinzubringen vermag.
Da ich hier vortrefflich bereits alle Vorzüge des Schreibstils des Autors erläutert habe (es gäbe noch weiteres, zB die Schreibweise von "König" mit Majuskel, was auf dessen Wichtigkeit hindeutet oder die englische Schreibweise "demon", was zeigt, dass das Spiel auch für eine englischsprachige Userschaft konzipiert ist, die Schreibung von WElt mit zwei Grossbuchstaben (so wie früher GOtt geschrieben wurde), um deren Wichtigkeit darzustellen, usw.), werde ich im folgenden nur noch auf die Geschichte eingehen:
Die wirre, wenig verständliche Geschichte (auch u.a. unterstützt durch den Schreibstil, der verschiedene Stilmittel aufgreift und wieder loslässt) deutet klar auf ein Drogen-Flash des Helden Alex hin, der daraufhin seinen grössten Wunsch erfüllt sieht, nämlich die Welt zu retten. Dies ist auch eine sehr subtile Sozialkritik: der einfache Mann vom Lande wünscht sich nämlich nichts anderes, als wichtig und berühmt zu werden und vom König geliebt, was ihm aufgrund seines gesellschaftlichen Standes verwehrt bleibt. Dies gipfelt darin, dass schliesslich die Prinzessin (der Adel) und Alex (der Pöbel) gemeinsam gegen einen Feind kämpfen und die Welt retten. Aber auch andere psychologischen Probleme Alex' werden subtil miteingebracht, so die ewige Suche nach einer Vaterfigur, die ihn unterstützen kann, wo er es braucht, wahrscheinlich dadurch provoziert, dass sein richtiger Vater entweder tot oder so arm ist, dass er weder als Vorbild fungieren, noch ihm finanzielle Unterstützung sichern kann. Der Dämon symbolisiert hierbei natürlich zweierlei Dinge, nämlich zum einen den inneren Schweinehund, den es zu bekämpfen gilt, zum anderen auch die grosse Kluft zwischen arm und reich, die nur überwunden werden kann, wenn beides sich vereint.
Ein grossartiges Machwerk der Sozialkritik, bei dem schon allein die Vorstellung hier Bahnbrechendes erahnen lässt. Wenn der Autor sich auch beim Spieledesign so sehr darauf versteht, Stilmittel zu imitieren und zu gebrauchen, wo sie sinnvoll sind und die Aussage des Textes unterstützen (was er sicherlich tut), dann dürfen wir bald mit dem besten Spiel aller Zeiten rechnen.
Ich bin ohne Worte angesichts einer solchen Leistung!