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Nicht weil es Spaß macht
Fanfiction von Kita

Melsan. Ein ruhiges Städtchen, doch in dieser Nacht schien es besonders zu sein ...
"Asgar! Asgar, hör endlich auf!" Valnar wollte hinter dem Vampir hereilen, doch Alaine legte ihm die Hand auf die Schulter. "Lass ihn besser. Er hat dir doch gerade von der Raserei erzählt die Vampire befällt ... ich schätze, er versucht dem Vorstadium zu entgehen."
Sie seufzte. "Er hat sich eben schlecht unter Kontrolle." Das schien Valnar nur noch mehr aufzuregen. "Weil er von einem Extrem ins nächste springt! Er will es anscheinend so!" schnappte er. Plötzlich lächelte Alaine. "Da bist du ja ganz anders, was?"

Valnar stutzte. "Wie mei..." Noch ehe er seinen Satz ganz hervorgebracht hatte, unterbrach Alaine ihn schroff. "Du legst es doch auch darauf an zu verdursten! Vor wenigen Stunden haben wir dir alles erklärt ... Menschen aussaugen ... umwandeln ... den Tod eines Vampirs ... und du weigerst dich auch nur einen Tropfen Blut zu trinken!" Valnars Gesicht nahm einen gequälten Ausdruck an. Lieber hätte er sich beide Arme abgehackt als seiner Genossin zu erzählen wie sehr es in seiner Kehle brannte. Wie durstig er war.

"Alaine ..." versuchte er es noch einmal, aber sie stolzierte mit den Worten "Ich geh was trinken!" davon. Plötzlich tippte jemand Valnar auf die Schulter und er fuhr herum. Doch da war niemand. "Na Junior, bist du auch fleißig?" Kichernd tauchte Asgar hinter Valnar auf. Der junge Vampir starrte seinen "Meister" böse an. "Was sollen denn immer diese Kinderspiele?! Es ist jedes mal das selbe mit dir!" fauchte er. Asgar lachte schallend. "Allein dein Gesicht ist es wert!"

"Was willst du überhaupt?" Asgar rückte näher an Valnar heran und flüsterte ihm ins Ohr: "Na ja ... ich wollte dich fragen ob du es dir nicht noch mal anders überlegen willst ... sonst ist gleich womöglich nichts mehr übrig!" Valnar zuckte. "Was?! Das ganze Dorf?!"
"Shsh! Halt's Maul! Du bist ja schon ganz blass!" Valnar fragte sich, wie Asgar sehen wollte, dass er blass war. Vampire waren doch blass, oder? "Die Blässe von Vampiren unterscheidet sich von der blutbedingten Blässe, du Idiot! Das werde ich doch wohl noch erkennen können, Frischling!" Valnar nahm wütend Abstand von dem großen, dunklen Mann. "Hey, ich habe auch einen Namen, weißt du?" kreischte er. Er fühlte sich unter den Beiden immer noch unwohl. Richtig herabgesetzt.

Die von ihm erwartete Reaktion trat ein, als Asgar schmunzelte. "Ach Gottchen! Und was nützt er dir, jetzt wo dich niemand mehr erkennt? Du bist quasi komplett neu ... und besser! Willst du das nicht einsehen?" Valnar nickte stur. Asgar seufzte. "Pass auf, ich will dir zeigen wie toll das Vampirleben sein kann, keinen Blutgeist neben mir, kapiert? Also erklär mir verflucht noch mal warum!"

Valnar druckste herum. "Also ..." Er scharrte mit den Füßen. Asgar rollte mit den Augen. "Was ist jetzt, Valentine?" "IchwilleinfachnichtwissenwieessichanfühltmenschlichesFleischzudurchstoßen!" rutschte es Valnar heraus. Asgar blinzelte. "Was bitte?" "Ich ... ich will einfach nicht wissen, wie es sich anfühlt menschliches Fleisch zu durchstoßen!" wiederholte Valnar langsamer aber keinesfalls ruhiger.
"Lustig," stellte Asgar fest, mehr zu sich als zu seinem neuen Gefährten. "Auf Tierfleisch kaut ihr herum, aber vor einem kleinen Biss in euer Eigenes habt ihr weiß was für eine Angst."

Valnar musste zugeben, dass er recht hatte. "Stell' dir vor, du beisst in Hühnchen!"
"Danke. Du darfst gehen," murmelte Valnar, während er sich im Dorf nach seinem ersten "Versuchsobjekt" umsah. "Wirst du jetzt schüchtern? Willst du nicht, dass ich zuschaue?" gluckste Asgar und fummelte an seinen silbergrauen Harren herum. "Hau ab!" brüllte Valnar schließlich und der Vampir verschwand. Wahrscheinlich würde er als Schatten hinter ihm herlaufen.

Plötzlich sah Valnar ein kleines Mädchen auf der Treppe vor dem Waffengeschäft sitzen. Na ja, klein war etwas untertrieben, sie war mindestens fünfzehn, sah aber im Licht des herannahenden Vollmondes einfach nur hilflos und schwach aus. "Mama ... Papa ..." Sie weinte leise. Langsam ging Valnar auf sie zu und sah sie recht skeptisch an. Was machte ein Mädchen mitten in der Nacht draußen vor einem Geschäft?

"Hallo", murmelte er und kniete vor der Unbekannten nieder. Sie sah auf. Bereits getrocknete Spuren salziger Tränen verrieten dem Vampir, dass sie ihrer Trauer freien Lauf ließ. "Ich habe gehört wie du deine Eltern erwähnt hast," begann Valnar, den Blickkontakt häufig ungewollt unterbrechend.
Der Blick des Mädchens machte ihn höchst nervös. Ihre gläsernen, kräftig grünen Augen waren feucht, ständig und unaufhaltsam flossen Tränen daraus ihre Wangen hinab, und doch schien ihr Blick in dem Moment in dem sie Valnar sah nicht mehr von Trauer beherrscht, sondern etwas anderes, das Valnar nicht recht deuten konnte, war darin zu sehen.

Sie schien direkt durch ihn hindurch zuschauen, ihr Blick sah in etwa so aus als lese sie konzentriert in einem sehr verworren geschriebenen Buch. Dieses Buch war jetzt Valnar. "Was ist mit ihnen passiert?" beendete Valnar seinen Satz nach einem Moment undurchdringlicher Stille. Das Mädchen schluckte. "Warum sollte ich dir das erzählen?" presste sie misstrauisch hervor. Ihre Stimme war für die eines Mädchens ungewöhnlich geschmeidig und tief, sie war etwas heiser, sodass es wie das Fauchen einer Raubkatze klang. Auch ihr Aussehen erinnerte an ein wildes Tier. Lange, zu einem hohen Pferdeschwanz gebundene schwarze Haare, ihre grünen Augen, eine zarte Figur, die sie jedoch nicht zu dünn erscheinen ließ und volle, markant geschwungene Lippen.

"Nun," erwiderte Valnar, "Ich möchte dir helfen. Ich mag niemanden weinen sehen." Im Stillen hoffte er jedoch eher, dass sie weder Asgar noch Alaine beim Aussaugen eines ihrer Elternteile beobachtet hatte.
"Du kannst mir nicht helfen!" schnappte das Mädchen. "Papa ist vor vielen Jahren gestorben und meine Mutter ist heute von einem Bären beim Pilzesammeln gefressen worden." "Oh ..." Valnar war sprachlos. "Und deshalb weinst du ...?" "Auch ..." antwortete sie leise und drehte den Kopf zur Seite. "Ich habe meinen Haustürschlüssel vergessen und mich ausgesperrt ... meinen Eltern gehörte der Laden ... wir haben dort gewohnt."

"Warte hier," sagte Valnar zu ihr und sah sich hastig um. Er ging ein paar Schritte hinter das Haus und rief nach Asgar. "Hey Asgar! Mach dich nützlich!" Dieser erschien neben ihm. "Was gibt's, Jüngelchen?" "Ein Mädchen kommt nicht mehr in ihr Haus und du könntest es von innen aufmachen." "So wie ich das sehe muss die Kleine doch bei deiner Art der Hilfe gar nicht mehr ins Haus, oder?" Valnar begriff. "Asgar, dieses Mädchen hat vor kurzem ihre Eltern verloren, ich kann so was doch nicht tun!" Asgar zwinkerte. "Wieso? Die ideale Gelegenheit, sie von ihrem Leiden zu erlösen." Valnar dachte einen Moment darüber nach. Diesmal fand er, das Asgar durchaus Recht hatte. Trotzdem bat er ihn schließlich, die Tür zu öffnen, es musste ja nicht jeder mitbekommen was er vorhatte.

Asgar, nun wieder ganz der Vampir, wurde mit einem bösen Grinsen zum Schatten und trottete hinter Valnar her. "Da bin ich wieder," sagte Valnar und Sekunden später schnappte die Tür hinter dem Mädchen auf. "Toll!" rief sie, "Wie hast du das gemacht?" Sie hatte mittlerweile aufgehört zu weinen und ging ins Haus. "Möchtest du einen Tee haben? Etwas anderes kann ich dir leider im Moment nicht anbieten ..." Ohne die Antwort abzuwarten begann sie in den Schränken hinter dem Tresen herumzukramen. "Geh schon mal nach oben. Dort wohne ich!"

Valnar fasste sich beunruhigt an den Hals. Es ging ihm wirklich nicht besonders gut und wenn er es schon tun musste wollte er die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen. Er würde sie dreimal ansaugen, ihre Seele mitnehmen und dann schnell aus Melsan verschwinden. "Wie ... heißt du?" presste er hervor und rückte seine Sonnenbrille zurecht.
"Oh Entschuldigung." Das Mädchen drehte sich zu Valnar und lächelte zaghaft.

"Mein Name ist Maya. Maya Weynard."