Review der deutschen Version
von Greg
Nachdem Nintendo mit ihren Pokémon einen immensen Erfolg
hatten, spornte dies natürlich viele Hersteller an, ebenfalls
mit dem lukrativen Sammel- & Tauschkonzept Geld zu verdienen.
Einen der besseren Versuche hat Enix abgeliefert, die mit dem
GBC-Dragon Quest Monsters 1999 endlich nach vielen Jahren ein
neues Spiel aus der Dragon Quest-Reihe präsentierten. Die
japanischen Fans sprangen sofort an und machten DQ Monsters mit
weit über 1er Million verkauften Exemplaren zu einem der
erfolgreichsten Spiele des Jahres. Da in Amerika & Europa
nun ebenfalls das Pokémon-Fieber grassierte, entschloß
man sich bei Enix für eine Veröffentlichung über
Vertragspartner Eidos, die 2000 nun mit komplett lokalisierten
Fassungen den westlichen Markt belieferten.
Spielerisch orientiert sich DQ Monsters wie gesagt an Pokémon,
bringt aber eine Menge an neuen Ideen ein. Ihr seid der kleine
Terry, dessen Schwester eines Nachts von unheimlichen Monstern
entführt wird. Nach einigen Wendungen müsst ihr euch
nun in einer Fantasy-Welt zum Monster-Trainer ausbilden lassen,
um ein großes Turnier zu gewinnen und damit euer Schwesterchen
zu retten. Im Gegensatz zu den Pokémon, die mehr oder weniger
alles vorgegebene, durchnumerierte Figuren mit festgelegten Eingenschaften
sind, sind die Geschöpfe in DQ Monsters nur zu Beginn in
feste Klassen eingeteilt. Haben sich die Monster nach einem Kampf
euer Party angeschlossen, müsst ihr diese eine Zeit lang
ausbilden und könnt sie dann an einem Schrein nach Belieben
miteinander kreuzen, um dadurch komplett neue Monster erschaffen
. Von euren gefangenen oder gezüchteten Kreaturen könnt
ihn nur jeweils 3 mitnehmen, die anderen lagern auf euer heimischen
Wiese. Übersteigt die Zahl der Monster euer Kontingent, müsst
ihr euch wohl oder übel von einigen trennen, endloses Sammeln
gibt es also nicht.
Neben dem durchdachten Monster-System wurde von den Machern auch
einiges an Energie in den Spielablauf gesteckt. Auf eine feste
Welt mit immer gleichen Gebieten wurde verzichtet, stattdessen
tummelt ihr euch zur Monster-Suche und Kampf in zufallsgenerierten
Dungeons herum. Die Welt von DQ Monsters besteht aus mehreren
Königreichen, die sich in riesigen Bäumen befinden.
In den Königreichen befindet sich neben Wohnungen, Bars,
Geschäften & sonstigen Lokalitäten auch Warp-Räume,
mit denen ihr euch in die besagten Dungeons beamen könnt.
Im Dungeon durchwandert ihr dann mehrere zusammengewürfelte
Ebenen, bis ihr euch dem Boss stellt und ihn nach siegreichem
Kampf meist sogar in eure Party aufmehmen könnt. Je mehr
Dungeons ihr schafft, desto mehr werden dann auch für zukünftige
Besuche freigeschaltet. Außerhalb der Dungeons könnt
ihr Zeit in einer großen Kampfarena / einem Colloseum totschlagen,
wo ihr euch gegen andere Monster-Trainer schlagt und testet, ob
ihr für das große Turnier bereit seid.
Simpler als bei Nintendos Taschenmonstern ist das Kampfsystem
ausgefallen, es wurde an die klassiche DraQue-Kampfweise angelehnt.
Auf zusätzlichen Schnick-Schnack wie Poké-Bälle
wurde hier verzichtet, eure Monster agieren ganz von alleine.
Ihr selber könnt höchstens mal mit einem Item aushelfen
oder das Grundverhalten der Kreaturen beeinflussen, ansonten gibt
es standartmäßig rundenbasiertes Gekloppe. Ein paar
der geschlagenen Monster bieten sich nach dem Kampf selber für
eure Party an, andere können schon vorher per kleinem Snack
zum Seitenwechsel überredet werden. Die Story macht erwartungsgemäß
keine Luftsprünge, sie dient eben nur als kleiner Ansporn
für das ausdauerde Aufleveln & Kreuzen, was bei einem
Handheld-Spiel aber nichts negatives heißen muss.
Technisch macht DQ Monsters eine gute Figur. Die 3 Jahre Abstand
zum Vorbild sieht man deutlich an, die bunte Game Boy Color-Optik
hätte auf dem NES wohl nicht besser aussehen können.
Dazu kommt natürlich das Charakterdesign des Dragonball-Meisters
Akira Toriyama, welches den SD-Figuren und Monstern den nötigen
Knuddelfaktor gibt. Der fröhlich vor sich hindudelnde GB-Sound
fällt qualitativ ebenfalls nicht besonders ab und passt gut
zum Spiel. Dazu kommt, dass das Lokalisations-Team bei Eidos nicht
viel falsch gemacht und eine gute Übersetzung geliefert habt,
auch wenn sich hier und da ein paar recht flapsige Formulierungen
eingeschlichen haben (als Beispiel sei folgender Satz mal frei
zitiert : "Toten Kojoten sollte man nicht die Hoden verknoten").
Insgesamt gesehen ist Dragon Quest Monsters ein recht gelungener
Pokémon-Klon, wer Pikachu & seine Freunde nicht mehr
sehen kann, greift beim nächsten Besuch im Kaufhaus ins Enix-Regal.
Einzig nennenswerter Kritikpunkt sind die zufallsgenerierten Kampfschauplätze,
die nach einiger Zeit auf Nerven gehen können, wer doch primär
unterwegs spielt und sich Bus- & Bahnfahrten damit verkürzen
will, liegt goldrichtig. Noch ein kleiner Hinweis an die Linker
: Per Link-Kabel könnt ihr nicht nur gegeneinander kämpfen,
sondern auch eure Monster vor den virtuellen Traualtar treten
lassen, habt also viel Spaß beim "verheiraten".
Die Screenshots hier entstammen aus technischen Gründen der
US-Version, aber bis auf die kleine Namensänderung (die Dragon
Quest-Reihe ist in Amerika als Dragon Warrior bekannt) und die
Text-Sprache gibt es keinen nennenswerten Unterschied zwischen
beiden Fassungen.
Fazit : Top Monstersammel-Game nach Pokémon-Art.
Dank schön gemachter Color-Optik und motivierendem Kreuzungs-Konzept
sind einige spannende Spielstunden unterwegs garantiert, auch
wenn bei längerer Spielzeit wegen der zufallsgenerierten
Dungeons Ermüdungserscheinungen auftreten können. Dragon
Quest Monsters sollte bei jedem Poké-Trainer auf dem Wuschzettel
stehen, alle anderen Game Boy-Spieler sollten zumindest einen
längeren Blick darauf werfen.
Grafik
Sound
Spielspaß