Review der US-Version
von Greg
Final
Fantasy Tactics zählt nicht zu den Rollenspielen der
Final Fantasy-Reihe, sondern ist ein Strategie-RPG im Stile von
Spielen wie Front Mission oder Vandal Hearts. Gemacht
wurde der FF Spin-Off von ehemaligen Mitgliedern des Quest-Programmierteams,
die damals (noch bei Atlus) mit Ogre Battle & Tactics
Ogre das Genre revolutionierten und die bislang vorherrschende
Vogelperspektive im Kampfmodus durch eine isometrische 3D-Sicht
ersetzten. Gegen Mitte der 90'er wechselte besagter Teil der Programmierer
zu Square und begann sogleich mit der Entwicklung von Final Fantasy
Tactics, welches dann ein paar Jahre später in Japan und
1998 schliesslich auch in den USA veröffentlicht wurde.
Wer Strategie-RPGs nicht kennt, liest sich die folgenden Zeilen
etwas aufmerksamer durch. Der Schwerpunkt bei einem Strategie-RPG
liegt auf den taktisch anspruchsvollen Kämpfen, die den Löwenanteil
im Spiel haben und dabei rundenweise wie bei einer Art Schachspiel
ablaufen. Ihr zieht eure Figuren, führt Aktionen aus, dann
ist der Gegner dran mit seinen Zügen. Dies geht dann solange
weiter, bis jemand alle Figuren verloren hat. Oberwelt, Ortschaften
etc. werden meist nur als Standbilder mit Pull-Down Menüs
dargestellt und dienen dazu, im Zusammenhang mit einer oft recht
ausgearbeiteten Story von Kampf zu Kampf zu führen. Zwischensequenzen
werden in der Spiele-Engine gezeigt (FFT, Vandal Hearts)
oder es bleibt auch bei hier bei Standbildern mit Dialog-Boxen
(Front Mission). Zwischen den Fights könnt ihr natürlich
auch an euren Charakteren feilen oder andere Tätigkeiten
wie Barbesuche machen, aber es bleibt immer nur eine kurze Spanne
zwischen 2 Kämpfen übrig. In dieser Hinsicht macht auch
Final Fantasy Tactics keine Luftsprünge, es ist eben ein
typisches Strategie-RPG , aber was für eines !
Wie schon erwähnt haben die Programmierer Tactics Ogre
gemacht, bevor sie an die Arbeit für FFT gingen. Sie waren
anscheinend von einigen Elementen von TO so überzeugt,
dass sie diese auch in FFT übernommen haben. Die Landkarte
z.B., sowie die Städte, der Geschichtenschreiber, der alle
Geschehnisse sorgfältig dokumentiert sowie das umfangreiche
Online-Tutorial finden sich fast 1:1 auch im inoffiziellen Vorgänger
wieder. Wenn wir schon beim Tutorial sind, anstatt sich sofort
in Spielgetümmel zu stürzen sollte man ausführlich
die Online-Hilfe studieren, denn der Spielmechanismus ist recht
komplex ausgefallen. Wer beispeilsweise nur den Einstiegshappen
Vandal Hearts kennt und unter gleichen Voraussetzungen
an das Spiel hier herangeht wird von einem variablem Zugsystem
überrascht, bei dem die Reihenfolge der Züge sich nicht
phasenweise zwischen Spieler und Computer abwechselt, sondern
von vielen Faktoren wie Statuswerten, Untergrund etc. abhängt.
Auch wer einen In-Battle Save machen will, um sich eine gut erarbeitete
Kampfsituation zu sichern wird nicht fündig, denn sowas gibt
es hier nicht. Auch kann man sich nicht probeweise fortbewegen,
um zu schauen, ob die Endposition auch wirklich die richtige ist,
den man kann keine Bewegungen wieder rückgängig machen.
Ihr solltet beim Tutorial also sehr gut aufpassen .
Wer schon beim Kämpfen in Stöhnen kommt, der hat sich
noch nicht mit der Charakterpflege befasst, denn da kommt es eigentlich
noch dicker. In FFT wurde das von Final Fantasy V bekannte Job-System
1:1 übernommen. Jeder Charakter kann sich einen von dutzenden
verschiedenen Jobs auswählen (wie Knight, Magician oder Geomancer),
die Auswirkung auf sein Aussehen, seine Fähigkeiten und sein
Equipment haben. So könnt ihr nur als Mediciner Items benutzen
oder als Lancer die Gegner per Sprungangriff ausknocken. Dabei
könnt ihr euch durch in den Kämpfen erhaltene Ability
Points die berufsspezifischen Fähigkeiten aneignen , so dass
diese auch benutzt werden können, wenn man einen neuen Beruf
hat. Die Anzahl die Fähigkeiten ist dabei so riesig, dass
ihr sehr gut überlegen müsst, wie ihr mit den raren
AB-Points umgeht um nicht in die falsche Richtung zu trainieren.
Dies hat auch zur Folge, dass ihr eigentlich jeden Scheiss einzeln
lernen müsst. Könnt ihr nämlich ein Potion benutzen,
heisst das noch lange nicht, dass ihr auch ein High Potion benutzen
könnt, dies muss nämlich extra gelernt werden. Wer aber
erstmal durchblickt, dem stehen ein paar mehr oder minder unterhaltsame
Stunden in den Equipment-Menüs vor.
Kommen wir zur technischen Umsetzung, denn hier kann Final
Fantasy Tactics seine Stärken ausspielen. Die polygonalen
Battle-Maps sind allesamt sehr detailliert und fehlerfrei in Szene
gesetzt, zwar sind sie nicht besonders gross, dafür aber
komplex und immer flüssig bei 60 fps. Die gezeichneten Charaktere
fürgen sich nahtlos in die Umgebung ein, das obergeniale
Chara-Design kommt unglaublich gut zur Geltung. Das bekannteste
Merkmal an den FFT-Charakteren sind sicherlich die fehlenden
Nasen in den Dialog-Portraits, von diesem Umstand hat bestimmt
schon jeder gehört. Ab und an kriegt man dazu noch nett-gemachte
Rendersequenzen zu sehen. Hört sich ja schonmal sehr gut
an, doch nicht nur die Grafik ist Top, auch der Soundtrack zählt
zu dem besten, was je in die Gehörgänge eines Rollenspielers
gedrungen ist. Er liegt schon fast auf dem Niveau von Mitsudas'
Xenogears-Soundtrack, eine für beide gibt es eine unbedingte
Kaufempfehlung von mir, ihr werdet es nicht bereuen .
So, nun haben wir den komplexen Spielablauf und die tolle Technik
erwähnt , was bleibt denn noch ? ... Achja, die Story ! Die
Geschichte von Final Fantasy Tactics ist eines der Highlights
des Spieles, komplex und mit großen Aufwand miteinander
verwobene Storystränge sowie ausgearbeitete Charaktere werden
en masse präsentiert. Wer die Geschichte vollständig
verstehen will sollte schon über etwas bessere Englisch-Fähigkeiten
verfügen und ein paar Durchgänge mehr einplanen, denn
wer dazu noch den Großteil an den Sidequests entdecken und
alle Geheimnisse erforschen will knackt locker die 100 Stunden-Marke.
Wer sich vom knackigen Schwierigkeitsgrad nicht einschüchtern
lässt bekommt mit FFT ein feines Strategie-RPG in
die Finger.
Fazit : Final
Fantasy Tactics hat sich eigentlich seinen Ruf als DER Klassiker
unter den Strategie-RPGs redlich verdient, denn auch Jahre später
noch lädt die einnehmende Atmosphäre sowie die knackige
Storyline zum Spielen ein und sorgt für viele vergnügte
Stunden vor der Konsole. Spielerisch aber hat der Zahn der Zeit
doch ein wenig mehr an dem Monument genagt und Experten entlarven
den Spielablauf von FFT als nicht wirklich komplex, "verkompliziert"
wäre da eher das richtige Wort. Der eigentlich happige Schwierigkeitsgrad
entsteht mehr durch nicht ganz durchdachte Menügänge
und viele Unterzahlsituationen als durch elementare Dinge wie
eine Terrain Effects Chart, welche nicht mal richtig implementiert
wurde. Dennoch, für meine Begriffe macht dieser Malus aus
FFT kein schlechtes Spiel (ganz im Gegenteil), nur den
ehemals propagierten Status des "Strategiegotts" kann
ich einfach nicht mehr richtig einsehen.
Grafik
Sound
Spielspaß