Review der US-Version
von Greg
Die
Front Mission-Reihe zählt unter Kennern zu den Klassikern
der Strategie-RPG Geschichte. Mitte der 90'er erschien Teil 1
in Japan damals für das Super Nintendo und sorgte auch in
den westlichen Gefilden für Begeisterung vor der Konsole,
zwar blieb die Story den meisten verborgen, aber dank englischer
Menüs kam dennoch viel Spielspass auf. Ein paar Jahre später
wechselte Front Mission auf die PlayStation, es erschienen der
ebenfalls gute 2te Teil, das enttäuschende FM Alternative
und die Action-Variante Gun Hazard, aber erst Teil 3 schaffte
es offiziell in die USA und kam im Sommer 2000 leider verbalkt,
aber dafür komplett in Englisch auch nach Deutschland.
In Front Mission 3 dreht sich alles um die allseits beliebten
Mechs (hier Wanzer genannt), die in der im Jahr 2115 spielenden
Geschichte zu Kriegswerkzeug Nr.1 aufgestiegen sind. Die Welt
hat sich im Laufe des 21.Jahrhunderts stark verändert, so
schlossen sich der amerikanische Kontinent zur USN zusammen, China
nennt sich nach einer Reform Da Han Zhong und die ehemals unabhängigen
russischen Staaten firmieren nun unter dem Namen Ravnui. Diese
ungewohnten Schauplätze bieten den Hintergrund für unzählige
Wanzer-Gefechte. Die Kämpfe werden , wie schon von Vandal
Hearts und FF Tactics gewohnt, in einer aufwendig gestalteten
Polygon-Arena ausgefochten, in denen sich eure Party (max. 4 gleichzeitig)
sehr oft einer Übermacht an gegnerischen Wanzern, Helikoptern,
Panzern, Infanteristen usw. stellen muss. Die Züge sind in
Spieler- und Gegner-Phasen aufgeteilt, habt ihr mit allen euren
Charakteren einen Zug ausgeführt, ist dann der Computer dran,
dann wieder ihr usw. bis ihr das Missionsziel erreicht habt. Seid
ihr an der Reihe, könnt ihr euch entweder ein paar Felder
weit bewegen , einen Gegner angreifen, Items benutzen, also die
Strategie-RPG typischen Aktionen ausführen, doch FM3 hat
darüberhinaus einige Finessen zu bieten .
Innovativ ist z.B das augekügelte Schadensmodell in FM3 .
Jeder relevante Teil eures Wanzers (Körper, Arme & Beine)
hat seine eigene HP-Leiste, die je nach Entfernung, Position und
gewählter Waffe kontinuierlich abgebaut werden kann. Sind
die HP bei Null angelangt , wird dieser Teil zerstört und
ist nicht mehr benutzbar. Nutzt ihr diesen Umstand zu eurem Vorteil,
dann könnt ihr euch einen schönen Vorteil verschaffen,
denn was nützen eurem Gegner die besten Waffen , wenn ihr
ihm die Arme weggeballert habt :) Zwar könnt ihr Körperteile
nicht direkt ins Visier nehmen, dafür findet ihr im späteren
Spielablauf ein paar Kniffe, um die Trefferzonen zu beeinflussen.
Ein Wanzer wird zerstört, wenn die HP des Körpers auf
Null sinken , den Kampf habt ihr aber erst verloren, wenn eure
Piloten eliminiert werden. Seid ihr nämlich bevor euer Wanzer
zerstört wurde ausgestiegen (geht fast immer), könnt
ihr mit etwas Glück in einen leerstehenden Wanzer einsteigen
und mit diesem weiterkämpfen. Das Kampfprinzip von FM3 wird
eigentlich sehr gut am Anfang des Spieles erklärt und sollte
nach ein paar Gefechten auf euch übergegangen sein .
Da ein Strategie-RPG nicht nur aus Kämpfen bestehen kann
, ist auch das Drumherum sehr wichtig, und da hat Square einen
exzellenten Job hingeleget. Die vielen Ortschaften werden als
Renderbilder präsentiert , von denen meist lange Diskussionen
ablaufen. Die Charaktere sind zwischen den Kämpfen nicht
direkt zu sehen, sonden werden durch toll animierte Portraits
dargestellt. Ab und an könnt ihr euch euren nächsten
Zielort auf einer Stadkarte aussuchen, so könnt ihr der lokalen
Bar einen Besuch abstatten oder im Shop nach neuen Wanzer-Items
stöbern . Das Highlight ist aber unbestritten die implementierte
Internet-Umgebung , ja, ihr lest richtig, ein umfangreiches Internet
mit E-Mail Funktion ist im Spiel enthalten. Im Internet könnt
ihr neben relevanten Infos auch auf vielen privaten Seiten umsehen,
euch Desktop-Wallpapers, Packer- und Entschlüsselungsprogramme
herunterladen, per Passwort sich Zugang auf Geheiminfos verschaffen
und und und. Per Mail tauscht ihr euch mit Bekannten, Fans, Reportern
usw. aus, und könnt so auch oft nützliche Hinweise erhalten.
Es ist einfach nur cool, wenn ein Nebencharakter E-Mail von seinen
Kindern bekommt, die ihn vermissen und ihm ein selbstgemaltes
Bild mitschicken ('schnüff'). Wichtig ist ebenfalls, dass
ihr im Internet shoppen gehen könnt (juchu : E-Commerce :)
und so jederzeit (auch zwischen 2 Kämpfen) an euren Wanzern
basteln könnt bzws. eure Vorräte aufstocken. Dabei verlangt
das Upgraden der Wanzer dorch recht viel Einarbeitungszeit, denn
bis ihr die richtige Mischung aus Wanzer-Teilen , Waffen und Gewichtsverteilung
gefunden habt, können schon mal ein paar Stunden vergehen
.
Kommen wir zur technischen Umsetzung. Bei einem Strategie-RPG
ist eine übermässig aufwendige (Kampf-)Optik nicht unbedingt
nötig, sondern eher ein ungetrübter Spielfluss, und
das hat Square auch beherzt. Zwar verzerrt die Kampf-Engine die
Umgebung teilweise so stark wie zu den guten, alten Alien Trilogy-Zeiten,
und die Texturen werden bei Zooms auf Riesengrösse gepixelt,
dafür habt ihr aus der Standart-Perspektive fast immer einen
guten Blick und werdet nicht von unnötigen Ladezeiten aufgehalten.
Zu erwähnen wäre noch, dass sich eure Wanzer zwar recht
imposant fortbewegen, kommen aber Charas ins Bild, erinnern diese
eher an Holzpuppen als an Menschen ;) . Der Sound ist recht gelungen
und begleitet unauffälig das Geschehen .
Auf der Packung von Front Mission 3 werden vollmundig 150 Stunden
an Spielzeit angegeben, aber manche sind ein wenig geschockt ,
wenn sie schon nach knapp 40 Stunden das Ende erreicht haben,
woran liegt das ? Nun, in Front Mission 3 spaltet sich die Story
schon recht früh zwei teils recht unterschiedliche Varianten,
in denen ihr andere Verbündete, Gegner und Missionen vorfindet,
und es gibt noch viele kleinere Abzweigungen. Habt ihr die eine
Variante durchgespielt , macht ihr euch eben an die andere ran
und geniesst ein fast neues Spiel , so wird die Spielzeit auf
bis zu über 90 Stunden geschraubt, und das ist schon Hammer,
selbst Genre-Köning Final Fantasy Tactics kommt da in schwitzen.
Wenn wir schon bei FFT sind, einen überharten Schwierigkeitsgrad
wie in der Strategie-RPG Referenz werdet ihr nich finden , zwar
steigert sich sie Schwierigkeit kontinuierlich von Mission zu
Mission , aber an den Rand des Wahnsins werdet ihr nicht getrieben.
Alles in allen kann ich nur eine Kaufempfehlung aussprechen, holt
euch das Teil, bevor es jemand anderes tut.
Fazit : Gelungenes Strategie-RPG von Square mit einem tollen
Kampfsystem und einer spannenden, in sich verzweigten Geschichte.
Leider trüben die nur mittelmäßige technische
Umsetzung und etwas komplizierte Menüs den Spielspaß,
dafür kann man sich an einer komplett integrierten Internet-Umgebung
erfreuen. Eine Kaufempfehlung für jeden Strategiker und Rollenspieler,
der sich mal Abseits der ausgetretenen Fantasy-Pfade bewegen will.
Spieldauer kann sich auf bis zu 80 Stunden erstrecken.
Grafik
Sound
Spielspaß