Review der US-Version
von Greg
Mit
Granstream Saga erschien das erste RPG unter dem Vertrieb von
THQ in den USA. Das 'etwas andere' Rollenspiel von Enix' Star-Entwicklern
Quintet war schon in Japan auf Platz 1 der Charts, bevor es seinen
Weg von den USA mit Sonys Mithilfe nach Deutschland fand (was
eigentlich eher überraschend kam).
Granstream Saga fällt erstens schon wegen seinem ungewöhnlichem
Grafikstil und Kampfmodus auf. Die Charaktere und die Umgebung
werden komplett mit Polygon-Grafik dargestellt und sind so gut
wie garnicht texturiert. Das auffälligste Merkmal dabei ist,
das es keinerlei Gesichtstexturen gibt. Da die Grafik die meiste
Zeit über direkt aus der Vogelperspektive gezeigt wird, fällt
das nicht allzu sehr ins Gewicht. Dazu gibt es schön gemachte
Anime Portraits der wichtigen Figuren, so dass sie auch bei storybedingten
Kameraschwenks mehr an Persönlichkeit gewinnen. Durch den
Verzicht auf aufwendige Texturen läuft das Game die meiste
Zeit über recht flüssig mit 60 fps ab, nur an einigen
Stellen, wo bedingt durch den Blickwinkel viele Figuren ins Bild
kommen, stock die Grafik. Ausserdem lässt sich die Ansicht,
wie schon bei Xenogears, frei in der Vogelperspektive drehen,
wobei merkwürdigerweise bei einigen der Blickwinkel die Framerate
auf die Hälfte absinkt, obwohl das selbe auf dem Bildschirm
wie in den ruckelfreien Perspektiven ist. Der Sound ist ok, er
begleitet angemessen das Geschehen, reisst aber keine Bäume
aus.
Auch ungewohnt sind die Kampfsequenzen geworden. In den Dungeons
seht ihr, wie schon in SaGa Frontier oder Grandia, wie die Gegner
durch die Gänge schleichen, so bleibt es an vielen Stellen
euch überlassen, ob ihr euch auf den Fight einlasst. Trefft
ihr dann aber auf einen Gegner, zoomt die Kamera heran und beide
Kontrahenten können sich in einem abgestecktem Areal recht
frei bewegen. Na ja, absolut frei seid ihr eigentlich nicht, ihr
seid immer auf den Gegner fixiert und könnt euch sozusagen
frei um ihn herum bewegen (genauso, als wenn man bei Zelda 64
einen Gegner anvisiert). Dann habt ihr die Möglichkeit, in
Echtzeit verschiedene Aktionen wie Angreifen, Abwehren, Zauber
einsetzten etc. auszuführen, wobei die Zauber eigentlich
recht nutzlos sind, da sie nur wenig Energie abziehen und viel
MP verbrauchen. Das ganze erinnert in der Machart ein wenig an
3D Beat 'em Ups, wobei die Grafik an Squares' Tobal-Reihe erinnert.
Noch eine Besonderheit stellt das Zepter des Hauptcharakters Eon
dar. Mit diesem Item kann Eon viele Gegenstände aus dem Spiel
klonen. Durch diese Methode kommt er an die meisten seiner Ausrüstungsgegenstände
heran (er findet Metallklumpen in Truhen , die die Signatur einer
Waffe / Rüstung enthalten), und kann schwierige Rätsel
lösen (wenn der benötigte Gegenstand nicht entfernt
werden kann oder zu schwer ist). Desweiteren kann Eon das Zepter
aufladen , wenn er einen Kampf ohne Energieverlust bestreitet.
Je nachdem, wie oft man sein Zepter hintereinander auflädt,
desto bessere Items kann man erhalten.
Kommen wir zum wichtigsten Teil, der Spielbarkeit . Granstream
Saga läuft dabei sehr linear ab. Das Spiel übernimmt
oft den Ablauf des Games mit Zwischensequenzen, die in der Spielgrafik
gehalten sind, ab und an bekommt man an wichtigen Stellen gelungene
Anime-FMVs zu sehen (wobei die englische Sprache manchmal nicht
sehr synchron abläuft) . Dabei machen die Sequenzen, in Prozenten
ausgedrückt, etwa 40% der gesamten Spieldauer aus. Ausserdem
sind die spielbaren Teile machmal etwas monoton, da man im Grunde
die meiste Zeit über das selbe macht, nur immer mit anderen
Dungeons / Story verpackt. Die Hauptaufgabe im Spiel ist es, euer
Land, welches aus 4 schwebenden Kontinenten besteht, vor dem Absturz
zu bewahren. Dabei gilt es, auf jedem der Kontinente eine Person
zu finden, die den Lifting Verse des jeweiligen Landes kennt (der
Lifting Verse ist so eine Art Zauberspruch, der den jeweiligen
Kontinent wieder schweben lässt). So durchforscht ihr die
Locations der Kontinente (meist eine Stadt + 1 bis 3 Dungeons),
findet den Lifting Verse, und ab geht's zum nächsten. Wieder
zurück auf einen der gelösten Kontinente geht es aber
ganz selten zurück (ich nenne es mal das Metal Gear Solid-Syndrom,
hehe).
Da kommen wir auch zum negativen. Granstream Saga ist sehr kurz
geraten. Etwas erfahrenere Spieler haben es schon nach 2 Tagen
durch, allzuviel Anreiz auf ein zweites Durchspielen kommt nicht
auf (auch wenn es verschiedene Abspänne gibt). Deshalb wird
GS auch in vielen Zeitschriften als Anfänger-RPG bezeichnet,
jedoch müssen sich Neulinge vorsehen, denn einige der Kämpfe
sind nicht allzu leicht zu absolvieren. Ansonsten bietet GS aber
ein schönes Spielerlebnis (an die gesichtslosen Personen
gewöhnt man sich recht schnell), und die Story an sich ist
spannend, man will unbedingt erfahren, wie es weitergeht. Dazu
kommt an vielen Stellen recht auflockernde, humorvolle Stellen,
die sich mit einigen sehr ernsten Momenten abwechseln. Eine Warnung
noch zum Schluss. Es kann sein, dass die US-Version von GS nicht
mit allen PlayStations zusammen läuft. Während bei mir
das Spiel anstandslos lief, kam bei einem Kumpel von mir nach
dem Laden gleich der Abspann ! Also, falls ihr die US-Version
erstehen wollt, solltet ihr vorher ausprobieren, ob sie bei euch
funktioniert.
Fazit : Nett gemachtes aber leider auch sehr kurzes Rollenspiel,
mit innovativem Grafikstil und Kampfmodus. Durch den geringen
Umfang und der Fixierung auf das Storytelling ist der Schwierigkeitsgrad
nicht besonders hoch ausgefallen, deshalb sollten gerade Neulinge
im RPG-Genre dem mittlerweile doch schon einigermaßen veralteten
Quickie noch eine Chance geben. Die durchschnittliche Spielzeit
liegt bei etwa 10 Stunden.
Grafik
Sound
Spielspaß