Review der europäischen Version
von Greg
Das knuffige Anime-Krabbeltier Hamtaro dürfte vornehmlich
nur jüngeren Semestern bekannt sein, denn der extrem hohe
Niedlichkeitsfaktor und die süßliche Thematik seiner
Abenteuer animieren jeden über 12 eher zum Griff zur Insulin-Sprite
als denn zum ausdauernden Konsum. Nichtsdestotrotz entwickelte
sich Hamtaro dank geschicktem Marketing sowie zahllosen
Auftritten im Fernsehen und in gedruckter Form weltweit zum Hit
und zog eine riesige Merchandising-Welle mit sich, mit Spielzeug,
Stoffpuppen und natürlich auch Videospielen. Nachdem der
Nager sein Konsolen-Debut 2002 im kurzweiligen GameBoy Color-Spiel
Ham-Ham-Unite hinlegte, folgte nur ein knappes Jahr später
der GBA-Nachfolger Ham-Ham-Heartbreak, welcher im Sommer
2003 komplett lokalisiert in die hiesigen Läden kam.
Ich
persönlich hatte mir Ham-Ham-Heartbreak ohne genauer
nachzusehen während einer Shoppingtour als Spontan-Schnäppchen
zugelegt und war eigentlich von einem Jump & Run oder ähnlichem
ausgegangen, umso überraschter war ich dann als sich das
Spiel als waschechtes und darüberhinaus gelungenes Grafik-Adventure
im beihnahe klassischen Stil heraustellte. Held der Geschichte
ist, wie sollte es anders sein, der aufgeweckte Hamster Hamtaro,
welcher des Nachts im Bette liegt und von Alpträumen geplagt
wird. Schweißgebadet schreckt er aus dem Schlaf und muss
erkennen, dass seine Träume wahr geworden sind: Fratzi, ein
Nager im Teufelskostüm, terrorisiert seine Hamster-Kollegen
und treibt einen Keil in ihre Freundschaften. Nun liegt es an
Hamtaro den angerichteten Schaden wieder geradezubiegen, bevor
alle kollektiv beim Scheidungsanwalt landen.
Damit
der Hamster seine schwere Aufgabe möglichst konsolengerecht
verrichten kann wurde auf Mauszeiger und klickbare Icons verzichtet,
stattdessen steuert man Hamtaro direkt durch die Landschaft und
ruft per Druck auf die A-Taste ein wortbasiertes Interface namens
Ham-Chat auf. Der Ham-Chat wird im Spiel als Geheimsprache
der Hamster bezeichnet und ersetzt gängige Verben und
Adjektive aus dem täglichen Sprachgebrauch durch Fantasieworte,
welche die entsprechende Aktion auslösen. Kennt man von den
insgesamt knapp 100 Ham-Chat-Worten zu Beginn nur eine Handvoll,
wird der Rest im Laufe des Spieles erlernt und fein-säuberlich
im immer griffbereiten Wörterbuch eingetragen. Das Ganze
hört sich komplizierter an als es ist, denn der Umgang mit
dieser "Babysprache" wird einem dank gelungener deutscher
Übersetzung und sorgfältiger Implementierung leichtgemacht
und geht schon nach kurzer Zeit ins Blut.
Spielerisch
macht bei Ham-Ham-Heartbreak solide Knobelarbeit den Löwenanteil
aus. Auf Fratzis Streifzug durch das Ham-Land hinterlässt
er lauter Problemherde, die Hamtaro und seine Freundin Bijou (welche
kurze Zeit später zu ihm stößt) nicht im den ersten
Anlauf lösen können. Manchmal braucht man das richtige
Ham-Chat Wort, welches erst anderswo aufgeschnappt werden muß,
andererseits kann auch ein Item fehlen oder es ist gar ein Rätsel
vorangestellt, ohne ein wenig Grips in der Murmel geht es oft
nicht weiter. Natürlich hat man es hier nicht mit knackigen
Nüssen auf Silent Hill-Niveau zu tun, das Spiel ist
eben primär für Kinder gedacht, aber ein locker-leichter
Spatziergang ist es auch nicht geworden und hier und da müssen
auch gestandene Adventure-Urgesteine mal ein wenig länger
nachdenken als ihnen lieb ist. Zusätzlich wurde der Spielablauf
noch mit tonnenweise Boni wie beispielsweise Minigames, einer
Fotobox oder einem Tanzwettbewerb vollgestopft, welche den Rätselalltag
auflockern und einen auch nach dem Durchspielen ein wenig bei
Laune halten können.
Ein
paar Worte zur Technik. Grafisch gibt es am Hamster-Opus nichts
zu meckern, große und wunderbar animierte Tierchen wuseln
durch abwechslungsreiche Locations, das Scrolling ist sauber und
ab und an gibt es sogar schön animierte Ingame-Sequenzen
zu sehen. Das Ganze wurde dermaßen charmant und knuffig
in Szene gesetzt, dass man sich ähnlich wie bei Paper
Mario auch als sogennanter "Mature-Spieler" nur
schwer der Faszination entziehen kann. Ergänzt wird die Optik
durch gelungene und sich der Umgebung anpassende Musiken, viele
Soundeffekte lassen die Gespräche unter den Hamstern lebendiger
wirken.
Insgesamt
gesehen kann man bei Ham-Ham-Heartbreak von einer gelungenen
Überraschung sprechen. Wer sich nicht vom Süßigkeits-Grad
"Marke: Plombenzieher" abschrecken lässt erhält
ein kurzweiliges und ziemlich durchdachtes Grafik-Adventure, mit
viel Eye-Candy und niedlich-verspielter Geschichte. In Zeiten
in denen das einstmals stolze Genre hauptsächlich nur durch
einfallslose Kistenverschieber wie Baphomets Fluch 3 repräsentiert
wird, wirkt das Handheld-Abenteuer immerhin wie ein kleines Mahnmahl
an bessere Zeiten. Eine Sache noch: Wer
Kinder im Haus hat landet mit Hamtaro sogar einen richtigen
Volltreffer, denn zusammen mit Kiddies, welche zusätzlich
auf die offensichtlichen Reize des Spieles ansprechen macht das
Knobeln gleich nochmal soviel Spaß. Ich als alter und abgestumpfter
Gameplay-Fetischist habe es zusammen mit meiner kleinen Schwester
am GBA-Player gespielt und sage nur: "Bestest!".
Fazit : Klassisches Grafik-Adventure mit zuckersüßer
Thematik und niedlicher Story. Wer sich nicht daran stört
dass das Spiel primär auf kleine Kiddies zugeschnitten ist
erhält ein spaßiges Game, mit durchdachtem Spielablauf,
ordentlichem Umfang und gelungener Technik. Einziges erwähnenswertes
Manko ist der Umstand dass pro Modul nur ein Spielstand möglich
ist, was zwar ärgerlich, aber zu verschmerzen ist.
Grafik
Sound
Spielspaß