Review der Japan-Version
von Greg
SNK
war ja schon immer als der Beat 'em Up-Spezialist schlechthin
bekannt, zahllose Prügel-Highlights auf der heimischen Automatenkonsole
Neo-Geo sowie deren Umsetzungen auf diverse andere Plattformen
haben allgemein einen sehr guten Ruf. Besonders heraus sticht
dabei die King of Fighters-Serie, in der sich ausgewählte
Kämpfer aus den Fatal Fury & Art of Fighting-Serien mit
neuen Charakteren zum großen Kampfturnier trafen. Abseits
der normalen Beat 'em Ups kam dann 1998 den Japanern mit dem PlayStation-Only
King of Fighters Kyo ein waschechtes Adventure mit rundenbasierten
Kampfmodus in Haus geflattert.
KOF
Kyo entstand in Zusammenarbeit mit den Leuten von Yumekobo und
basiert auf deren King of Fighters-Manga. Die Story spielt ein
knappes Jahr nach dem 96'er Turnier, und es bleibt nur noch etwa
1 Monat Zeit bis zum diesjährigen Treffen. Ihr müsst
nun in der Rolle von KOF-Vorzeigemann Kyo in der Zeit euch eure
beiden Partner für das Turnier suchen und dieses natürlich
auch in diesem antreten. Im Gegensatz zu den Beat 'em Ups seid
ihr nicht im vornherein auf Kyos' Kumpel Benimaru & Goro festgelegt,
sondern entscheidet mit eurem Verhalten im Spiel, wer eure Begleiter
sein werden.
Ganz Adventure-typisch ist der Spielablauf nicht besonders komplex
ausgefallen. Im Rahmen der Story & diversen Neben-Plots klickt
ihr euch auf einer Stadtkarte zwischen mehreren Ortschaften hin
& her, die allesamt nur aus 1 - 2 gezeichneten Hintergründen
bestehen. Seid ihr zur richtigen Zeit am richtigen Ort, trefft
ihr dort andere Charaktere, die euch in ellenlange Unterhaltungen
verwickeln & es kommt eventuell auch zum Kampf, und das Spielchen
geht wieder von vorne los. Jeder euer Besuche lässt auf der
ständig mitlaufenden Uhr eine halbe Stunde verstreichen,
also müsst ihr dementsprechend effizient spielen und euch
nicht in unnütze Ausflüge verzetteln, wenn ihr möglichst
viel vom Spiel sehen wollt. Ihr seid übrigens nicht nur auf
Kyos' Heimat Osaka beschränkt, sondern könnt später
auch verreisen, z.B. per Zug nach Tokyo oder mit dem Flieger in
die Staaten.
Damit eure Aufgabe nicht zum reinen Sammelspiel ausartet, haben
die Programmierer ein paar Stolpersteine eingebaut. In den Kontakten
mit den anderen Figuren, die durchweg als bildschirmgroß
animierte Manga-Charas dargestellt werden, knüpft ihr Freundschaften,
die auch gepflegt werden sollten. Verhaltet euch also freundlich
ihnen gegenüber und helft ihnen, wenn sie Mal dank Kyos'
Erzfeind Iori in Not geraten. Dieser lauert nämlich nicht
nur Kyo ständig auf und fordert ihn zu den unmöglichsten
Gelegenheiten zum Kampf auf, sondern verprügelt mit aller
Regelmässigkeit eure Kumpels, wenn ihr sie über längeren
Zeitraum nicht besucht habt. Doch nicht nur Iori macht euch das
Leben schwer, auch weitere "Bösewichte" sowie die
trotteligen Sendo-Geschwister, die es auf Kyos' Einladung zum
Turnier abgesehen haben, legen gern mal eine Klopprunde ein. Wie
die verschiedenen Charaktere gerade zu euch stehen, könnt
ihr an einer Freundschafts-Tabelle ablesen, an der ihr gut ersehen
könnt, bei wem ihr euch nochmal einschleimen solltet oder
wen ihr am besten meidet.
Bei soviel Gerede vom Kämpfen sollten wir natürlich
auch auf den Kampfmodus eingehen, denn der hat es wirklich in
sich. Anstatt die Kampf-Engine des aktuellen King of Fighters
zu einfach übernehmen wurde das Konzept gründlich umgestaltet
und ein RPG-konformer, rundenbasierter Kampfmodus daraus gemacht.
Kommt es zum Kampf, wird unabhängig von der Location auf
einen bläulich schimmernden Background umgeschaltet , in
dem sich die Kontrahenten gegenüberstehen. Nun könnt
ihr pro Runde je 3 Aktionen aus einer langen Liste auswählen,
neben obligatorischen Bewegungen wie Sidesteps oder Decken öffnet
ihr mit den Pad-Tasten Untermenüs, aus denen ihr einzelne
Schläge, Tritte & sonstige Special- & Death-Moves
wählt. Nachdem die Eingabe beendet ist, schaltet sich auf
beiden Seiten eine Zeitleiste ein und füllt sich, wessen
zuerst fertig ist, führt dann auch die zuvor selektierte
Aktion aus. Sind die drei Aktionen vorbei, kommt ihr wieder zu
der Eingabe und wiederholt das Spielchen so oft, bis einer in
Gras beisst.
Zwar ist Methode des Kämpfens verglichen mit den schnellen
Beat 'em Ups eine große Umstellung, aber nach ein wenig
Eingewöhnungszeit hat man den Umgang mit dem Menü heraus
und kann taktischer an die Gefechte herangehen. Wer sich sogar
mit den Moves der einzelnen Charaktere gut auskennt und über
Kontermöglichkeiten & korrekte Abstände bescheid
weiss, kann seinen Kampfstil aus den Beat 'em Ups auf KOF Kyo
übertragen und damit rasche Erfolge erzielen. Das 3er-Team
Modell aus den normalen King of Fighters ist natürlich auch
hier der Standard, aber es ergeben sich aus der Story heraus desöfteren
Überzahl / Unterzahl-Situationen, auch 1 zu 1-Kämpfe
sind keine Seltenheit. Nach erfolgreichen Kämpfen gibt es
für Kyo übrigens ganz RPG-like Erfahrungspunkte sowie
Level-Ups.
Technisch macht das Spiel keine großen Luftsprünge
. Anime-Fans freuen sich über die schön gezeichneten
Backgrounds & die nett animierten Charaktere, in Zeiten des
3D-Renderwahns dürfte der durchschnittliche PSX-Spieler aber
eher abgeschreckt werden. Auch der Kampfmodus ist nicht gerade
eine Zierde, der immer gleiche Cyber-Hintergrund langweilt schon
nach ein paar Kämpfen und sämtliche Moves werden nicht
in Echtzeit dargestellt, sondern einfach als Videosequenz von
CD abgespult. Wenigstens ist die Soundkulisse ordentlich, neben
vielen leichten Themen, die die Adventure-Laune unterstützen,
sind auch typische King of Fighters-Sounds enthalten, besonders
die coole Intro-Musik ist gelungen. Dazu plappern die Charaktere
sehr ausgiebig in erstklassigem Japanisch, was den Spielspaß
nochmal in die Höhe schraubt.
Insgesamt gesehen hat Yumekobo ein nettes Adventure geschaffen.
Die spannende Geschichte, in der viele neue Charaktere wie Kyos'
Freundin Yuki & seine Cousins Souji und Aoi vorgestellt werden,
hat viele kleine Sidequests, die den Spielablauf stark beeinflussen
& beim nochmaligen Durchspielen für einen anderen Lösungsweg
sorgen. Sehr cool kommen auch viele witzige Einlagen, die den
Prügelalltag auflockern, beim Tennis-Spiel mit Kensou &
Athena sowie dem Gesangswettbewerb zwischen Kyo & Iori bleibt
bestimmt kein Auge trocken, auch der ungewöhnliche Kampfmodus
weiss zu gefallen. Der einzige wirkliche Nachteil sind die durchweg
japanischen Texte, die das Game ohne entsprechende Kenntnisse
oder eine Lösung unspielbar machen, zum Glück finden
sich auf gamefaqs.com diverse FAQs und Move-Listen. Alles in allem
kann King of Fighters Kyo jedem empfohlen werden, der ein Faible
japanische Adventures & die KOF-Serie hat, wer sich nicht
gerne im Sektor der Freak-Spiele bewegt, wird mit den normalen
Prüglern glücklicher.
Fazit : Nettes
Adventure mit qualitativ hochwertiger, aber etwas starrer 2D-Grafik,
gutem Sound, einer spannenden Story und neuartigem taktischen
Beat 'em Up-Kampfmodus. Leider komplett in japanisch gehalten
und dadurch für Nicht-Kundige unspielbar, trotzdem sollten
Adventure- & King of Fighters-Fans nach diesem ungewöhnlichen
Stück Software ausschau halten.
Grafik
Sound
Spielspaß