Review der US-Version
von Greg
Im Sommer 2000 wurde für Action-Adventure-Fans rund um die
Welt ein langersehnter Traum wahr, denn endlich wurde Legend of
Mana, welches schon seit einigen Monaten in Japan erhältlich
war, in den USA in einer verständlichen Fassung veröffentlicht.
Bei Legend of Mana handelt es sich um den 4'ten Teil der berühmten
Seiken Densetsu-Reihe, welche hierzulande vor allem durch das
exzellente SNES-Abenteuer Secret of Mana bekannt wurde. Leider
zählt die aktuelle PlayStation-Auflage der Serie neben Chrono
Cross zu den wenigen Square-RPGs' 2000, die nicht offziell in
Deutschland auf den Markt kommen, also konzentrieren wir uns auf
die US-Version.
Wer
sich nach den ersten 3 Seiken Densetsu-Episoden wieder auf ein
waschechtes Action-Adventure in 2D freut, muss sich nach dem Kauf
von Legend of Mana auf eine kleine Überraschung bereit machen,
denn die Entwickler haben das Gameplay der Vorgänger kräftigst
umgekrempelt und ein komplett eigenständiges Spiel auf die
Beine gestellt. Nachdem ihr die CD zuhause in die Konsole eingelegt
habt, dürft ihr euch zu Beginn des Spieles entweder für
eine männliche oder weibliche Figur inkl. einer Startwaffe
entscheiden. Dabei habt ihr die Auswahl zwischen Schwertern, einem
Bogen, einem Schlagstock usw., dies bleibt jedoch nicht eure feste
Waffe das ganze Spiel über, ihr dürft später jederzeit
gegen ein anderes Kampfwerkzeug tauschen. Es folgt ein sehr schönes
Intro mit toller (auf Schwedisch gesungener !) Musik und schwupps,
findet ihr euch auf einer ziemlich leeren Landkarte wieder.
Spart euch vorerst die Suche nach Dungeons & Städten,
denn in "Fa'Diel" es gibt noch keine, die müssen
erst Sim City-like von euch selbst zusammengebastelt werden. Nachdem
ihr euch für einen Ausgangspunkt entschieden habt, wird der
ausgewählte Abschnitt näher herangezoomt und in viele,
quadratische Felder unterteilt. Ihr sucht euch nun ein nettes
Platzchen aus, wo dann euer Haus enstehet, welches als Zentrale
& Anlaufstelle im restlichen Spiel dient. So könnt ihr
z.B euch in eurem Haus ausruhen & abspeichern, in der Bücherhalle
in diversen Hilfen das Spielkonzept studieren oder auf eurer eigenen
Farm eingefangene Tiere aufziehen. Dazu orientiert sich der Schwierigkeitsgrad
der Dungeons an der Lage eures Domizils, doch dazu später
mehr. Nach einer kleinen Unterredung mit einem netten Pflanzenmännchen
vor euer Haustür, bekommt ihr euer erstes "Artefakt"
in die Hände gedrückt.
Die Artefakte stellen mit die wichtigsten Gegenstände im
Spiel dar. Habt ihr das Haus verlassen und befindet euch wieder
auf der quadratischen Übersicht, dann könnt ihr mit
Hilfe der Artefakte an den freien Stellen neue Ortschaften entstehen
lassen, je nach Artefakt werden mal Städte & Dörfer,
mal monster-bevölkerte Dungeons daraus. Damit ihr beim Aufbau
euer Welt nicht nur nach rein optischen Aspekten vorgeht ("ach,
neben dem Wäldchen macht sich eine Wüste doch ganz schick
.."), gibt es 8 verschiedene Element-Klassen, in denen jede
Ortschaft mehr oder weniger hohe Werte aufzuweisen hat. Die Werte
einer Ortschaft korrespondieren mit denen der umliegenden Gebiete
und wirken sich z.B. auf die Empfindlichkeit der Monster gegen
bestimmte Attacken aus. Dazu kommt, je weiter eine Ortschaft weg
von eurem Haus ist, desto schwieriger werden auch die Kämpfe,
man bestimmt also selber den Schwierigkeitsgrad. :)
So weit, so gut, aber wo bekommt man die begehrten Artefakte her?
Nun, hier tritt der eigentliche Spielablauf von Legend of Mana
in Kraft. Anstatt eine fortlaufende, sich entwicklende Storyline
zu bieten, ist LoM ganz nach Art der beiden Tombi-Jump & Runs
in 67 kleinere Missionen aufgeteilt. Diese Missionen ergeben sich,
wenn man ein neues Gebiet betritt, mit bestimmten Personen redet,
in eine Szene hineinplatzt usw., mit gründlichem Abklappern
der neuen Gebiete sollte man eigentlich immer über etwas
neues Stolpern. Ein kleines Beispiel: Aus eurem ersten Artefakt
entsteht ein kleines Dorf, in dessen Pub ihr einen aufgebrachten
Kerl findet, dem seine "Prinzessin" abhanden gekommen
ist. Ihr erklart euch natürlich bereit, bei der Suche zu
helfen und schwupps, habt ihr auch euren ersten Auftrag. Wenn
ihr zu später die Mission zu einem erfolgreichen Abschluss
gebracht habt, dann fallen meist 1 oder mehrere neue Artefakte
ab, ergo könnt ihr neue Gebiete basteln und damit auch neue
Missionen angehen.
Die Gestaltung der Missionen ist sehr abwechslungsreich geworden,
mache sind rucki-zucki nach ein paar Minuten erledigt, einige
erstrecken sich über mehrere Schauplätze & Dungeons
und überschneiden darüberhinaus noch mit anderen Aufträgen.
Mal spielt ihr den Liebesboten für eine liebeskranke Matrosen-Robbe,
ein anderes mal verkauft ihr hübsche Lampen an ein brabbelndes
Bärchen-Volk, die Square-Designer haben viel Phantasie bewiesen.
Leider birgt dies auch die größte Schwachstelle von
Legend of Mana: So spaßig auch die Missionen gemacht wurden,
dem normalen Rollenspieler fehlt einfach der "rote Faden",
der das Game zusammenhält und zum weitermachen motiviert,
sprich, auf die Dauer nur Side-Quests wirken doch sehr ermüdend.
Dazu kommt, dass die Kampfgebiete dank des bunten, aber eintönigen
Buttonmasher-Battlemodes alá Final Fight und des relativ
niedrigen Schwierigkeitsgrades eher zur Arbeit verkommen als zum
spielspaßfördernden Element, nur die Bosse setzen dabei
ein Highlight.
Trotz der vielen Kritikpunkte gibt es eine Sache, die Legend of
Mana vor dem Sturz ins Mittelmaß bewahrt, und das ist die
hammergeile 2D-Grafik. Alle Charaktere und Hintergründe sind
ganz nach SaGa Forntier 2-Art handgezeichnet, und dabei qualitativ
so hochwertig, daß selbst dem größten Fan von
Polygon-Grafik die Worte im Halse stecken bleiben. Die Backgrounds
sind durchweg exzellent, die Charas überraschen mit netten
Animationen und einem fantaschtischen Charakterdesign, ein Blick
auf Legend of Mana genügt, um jegliche andere "Grafik-Verbrechen"
aus seinem Gedächtnis zu verbannen. Mit der absolute technische
Höhepunkt sind die Bosse, da werden bilschirmgroße
Figuren so genial animiert, dass einem fast die Tränen kommen.
:) Der einzige Nachteil ist, dass das Spiel aufgrund der riesigen
Detail-Fülle nur mit 30 anstatt mit 60 fps läuft und
so ein wenig ruckelig daherkommt, was aber zu vernachlässigen
ist. Die Musik steht dem kaum nach und verzaubert mit passend-malerischen
Fantasy-Klängen, auch wenn dem Soundtrack der Einzug in den
Sound-Olymp verwehrt bleibt.
Leider wiegt die herausragende Technik die angesprochene Kritik
nicht auf, wer sich nicht komplett in die Welt von Legend of Mana
fallen lässt, kann sehr leicht die Lust mitten im Spiel verlieren
und LoM verstaubt im Regal. Ist man zudem noch ein eingefleischter
Action-Adventure & Secret of Mana-Fan, dürfte man warscheinlich
DIE Enttäuschung des Jahres 2000 erleben, denn Teil 4 der
Serie versagt ganz einfach in den relevanten Punkten. Trotzdem,
wer sich ohne große Erwartungen und Vorurteile ans Spiel
setzt wird mal einer ganz anderen Art von RPG entlohnt, welches
dazu noch randvoll mit kleinen Geheimnissen und Gags gefüllt
ist, die die etwas knappe Spielzeit von rund 20 Stunden etwas
strecken. Bei Interesse unbedingt vorher ein Testspiel organisieren,
sonst konnte man den Kauf bereuen.
Fazit : Gute Fortsetzung der Seiken Densetsu-Reihe, welche
mit vielen Innovationen und einem interessanten RPG / Adventure-Mix
aufwartet . Technisch eine wahre Pracht, mit sehr guter Musik
und hervorragender 2D-Grafik. Leider drücken die fehlende
Storyline & der schwache Kampfmodus stark auf die Motivation,
Fans der klassischen Action-Adveture Art frei nach Zelda oder
Alundra machen besser einen Bogen drum oder riskieren vorher zumindest
einen kleinen Blick.
Grafik
Sound
Spielspaß