Review der PAL-Version
von Greg
Das erste Panzer Dragoon erschien seinerzeit kurz nach dem Saturn-Release
und war ein waschechtes 3D-Shoot 'em Up, die Mischung aus knallharter
Action und toller Fantasy-Umgebung kam bei den Fans sehr gut an
und machte Segas' Saturn-Lineup gleich um einiges attraktiver.
Vom Erfolg des Erstlings beflügelt sah sich Sega dazu veranlasst,
einen Nachfolger zu entwickeln und so folgte einige Zeit später
das ähnlich gestrickte Panzer Dragoon Zwei. Anstatt nun aber
die Reihe mit einem spielerisch gleichen Teil 3 fortzusetzen,
entschloßen sich die Sega-Entwickler vom Team Andromeda
das Panzer Dragoon-Gameplay mit vielen RPG-Elmenten aufzuwerten
und schufen damit eines der besten Saturn-Rollenspiele, welches
schlußendlich gegen Mitte 1997 als Azel - Panzer Dragoon
RPG in die japanischen Geschäfte kam. Da sich der Saturn
damals aber schon fast am Ende seines Lebenszyklus befand, war
zunächst unklar, ob es der Titel noch überhaupt in den
Westen schaffen würde. Zum Glück stiessen die Wünsche
der Fans nicht auf taube Ohren, nach einigem hin und her bestätigte
Sega offiziell eine US- und Pal-Version des Titels. Die hiesigen
Fans durften dann ein knappes, halbes Jahr später mit Panzer
Dragoon Saga und dem Horroradventure Deep Fear die beiden letzten
Saturn-Spiele in Empfang nehmen.
Sicherlich war es eine nette Geste von Sega den Titel auch außerhalb
Japans zu veröffentlichen, aber man merkt der Lokalisation
an, dass sie mehr oder minder ein Schnellschuß ist. Weder
eine Pal-Anpassung ist vorhanden, die Balken sind schön dick
und die zahlreichen Rendermovies ruckeln fröhlich vor sich
hin, noch sind die an sich recht passablen englischen Texte frei
von Fehlern. Doch die "Faulheit" des Lokalisations-Teams
hat auch seine Vorteile, denn die großzügig eingesetzte
japanische Sprachausgabe ist unberührt geblieben und trägt
dank tollen Sprechern und perfekter Intonation enorm viel zur
dichten Atmosphäre bei. Nichts auszusetzten gibt es hingegen
am Packungs-Design der Pal-Version, das 4 CDs umfassende Spiel
wurde in zwei mit Artwork verzierten Saturngame-Hüllen, die
in einem schmucken Pappschuber stecken ausgeliefert, ein Blickfang
in jedem Regal. Doch genug über die Hintergründe geschwafelt,
kommen wir zum eigentlichen Spiel selber.
Wie schon erwähnt hat sich Team Andromeda das bekannte PD-Shooter
Gameplay vorgenommen, es Rollenspiel-konform umgewandelt und einiges
an Extras spendiert. Ihr übernehmt die Rolle des jungen Kadetten
Edge, der im knapp 10-minütigen Vorspann mit ansehen muss,
wie seine Kameraden vom düsteren Lord Craymen getötet
werden und er in eine tiefe Schlucht gestürzt wird. Er überlebt
den Fall, sieht sich aber gleich einem Angriff von Bio-Monstern
ausgesetzt und wird von einem längst für ausgestorben
gehaltenen Reit-Drachen gerettet. Er freundet sich mit dem Drachen
an und startet einen Rachefeldzug gegen Craymen, und schwupps
steht ihr mittendrin in einem der ungewöhnlichsten RPGs überhaupt.
Ganz grob betrachtet lässt sich PDSaga in drei verschiedene
Bereiche teilen. Zu einem wäre da der Walkmodus, der vorwiegend
beim Besuch in Städten zum Einsatz kommt. Ihr steuert Edge
per Steuerkreuz aus der 3rd-Person Perspektive durch die Gegend,
könnt mit Leuten reden, Items einkaufen oder bestimmte Gegenstände
untersuchen. Außerhalb könnt ihr zusätzlich noch
jederzeit campieren und Tamagotchi-like die Entwicklung eures
Drachen per Lob & Tadel voranschreiten lassen. Verlasst ihr
nun den Walkmodus, klickt ihr euch auf einer Landkarte ins nächste
Kampfgebiet und es wird in den Flightmodus geschaltet, welcher
den Löwenanteil am Gameplay einnimmt.
Beim Flightmodus übernehmt ihr primär die Rolle eures
Drachen, mit dem ihr euch frei in alle Richtungen bewegen und
jeden Winkel der oft sehr weitläufig konstruierten Kampfgebiete
abgrasen könnt. Edge hält derweil den Sattel warm und
schießt auf Kommando per Laser auf alles, was sein Zielcomputer
in den Focus nimmt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass ihr frei
nach Lust und Laune alles kaputtballern könnt, denn im Flightmodus
übernimmt der Laser mehr "pazifistische" Aufgaben.
So könnt ihr beispielsweise damit Tore öffnen, Aufzüge
betätigen, Speicherkristalle aktivieren, Sandwurm-Babies
aus einer tödlichen Gefahren-Situation retten, die Aktions-Möglichkeiten
sind schier endlos und passen sich je nach Begebenheit und Umgebung
an. Dies ist auch bitter nötig, denn die Leveldesigner haben
aus dem Vollen geschöpft und sehr abwechslungreiche Locations
auf die Beine gestellt, von der sandigen Wüste bishin zum
uralten Techno-Tunnel ist alles drin und dazu noch randvoll mit
Tasks gefüllt, sehr schön. Leider sieht man sich desöfteren
mit Aufgabenstellungen konfrontiert, die repetive Abläufe
von euch verlangen und euch für längere Zeit in Beschlag
nehmen, so daß ihr z.B. auch mal ein Stündchen damit
beschäftigt sein könnt, einer Schergenbasis von allen
Seiten die Schutzmauern wegzuballen. Zum Glück kriegt das
Spiel aber nach so einer Phase meist rechtzeitig die Kurve, und
die gut konstruierte Dramturgie reisst euch wieder gebannt vor
den Bildschirm. Was auch etwas ermüdent rüberkommt ist
das an sich vorblidliche Automapping, welches nur "blockweise"
vostatten geht und eure Anwesenheit verlangt. Die Topographie
der jeweiligen Location wird zwar schön auf einer immer einblendbaren
Karte eingetragen, doch man muß zum Freischalten jedes noch
so kleine Fitzelchen selbst abfliegen, da einfacher Sichtkonkakt
nicht ausreicht.
Da die Kampfgebiete nicht grundlos ihren Namen tragen seid ihr
dort natürlich auch nicht vor gegnerischen Angriffen gefeit,
was uns ohne Umschweife zum gelungensten Bereich von Panzer Dragoon
Saga bringt, der Battle-Engine. Die Kämpfe werden dabei in
luftiger Höhe ausgetragen und laufen nach dem Active Time
Battle-Pinzip ab, in dem vor dem Ausführen von Aktionen immer
erst einen (oder mehrere) Zeitbalken aufladen müsst. Im Gegensatz
zum Flighmodus fliegt ihr während der Battles aber nicht
eigenständig umher, eure Bewegungen werden stattdessen auf
eine Achse limitert, die euch in feste Positionen um die Gegnerschaft
schwenken lässt. Eine dynamische Positionierung ist dabei
unabdingbar, da jeder Kampf dank des sehr variablen Gegner-Designs
immer anders ablaufen kann und ihr Schwachstellen & Angriffsmuster
erstmal ausloten müsst, bevor ihr eurem Gegenüber per
Hand-Feuerwaffe, Streulaser oder einem der vielfältigen Drachen-Zauber
einheizen könnt. Besonders zum tragen kommt dieser Umstand
bei den zahlreichen Bossen, die geschickte Planung und taktieren
von euch verlangen, "Hau-Drauf"-Buttonmasher haben angesichts
der guten KI nichts zu melden. Team Andromeda hat das Kunstück
geschafft und damit quasi einen rundenbasierten Shooter auf die
Beine gestellt, der darüber hinaus perfekt funktioniert und
sensationell gut in Szene gesetzt wurde, dafür verdienen
sie ein Sonderlob.
Technisch macht das Drachen-Abenteur eine recht gute Figur, zwar
kommt die Optik mit ihren groben Polygonmodellen und etwas geringer
Sichtweite mittlerweile nicht mehr so gut rüber wie zum Release,
ist aber für Saturn-Verhältnisse äußerst
gelungen und zaubert viele stimmungsvolle Settings auf den Bildschirm.
An der Musik hingegen gibt es nichts auszusetzen, der Soundtrack
passt mit seinen atmosphärischen Melodien perfekt zum Rest
des Spieles und hört sich auch unabhängig davon sehr
klasse an, wer an den OST herankommen kann, sollte unbedingt zugreifen.
Neben der vorhin erwähnten erstklassigen Sprachausgabe wurden
die 4 CDs dazu genutzt, das Spiel noch mit zahlreichen Rendermovies
zu versehen. Die sind zwar handwerklich gut gemacht, aber dank
der schlechten Video-Kompression des Saturn nur verwaschen und
im Mini-Format zu sehen.
Was
gibt es sonst zu sagen? Trotz der vielen CDs beschränkt sich
die Spielzeit nur insgesamt rund 16 Stunden, was doch ein wenig
mager erscheint. Dies ist im Endeffekt aber zu verschmerzen, denn
bis auf die angesprochenen kleineren Längen ist der Spielablauf
mit viel Abwechslung vollgestopft und wird dank des guten Gameplays
und der feinen Story nur selten langweilig. Wer sich an die Unzulänglichkeiten
gewöhnt hat, bekommt eines der innovativsten und spaßigsten
RPGs überhaupt vorgesetzt, absolute Kaufempfehlung.
Fazit : Panzer Dragoon Saga ist eine innovative Mischung
aus Rollenspiel und 3D-Shoot 'em Up. Technisch für Saturn-Verhältnisse
top, überzeugen auch Musik, Chara-Design, Story und nicht
zuletzt die hervorragende Battle-Engine. Leider ist der Umfang
mit knapp 16 Stunden Spielzeit nicht allzu groß ausgefallen
und einige kleinere Unzulänglichkeiten stören das ansonsten
einwandfreie Gesamtbild, aber davon sollte sich keiner davon abgehalten
fühlen dieses Stück Ausnahme-Software zu spielen. RPG'ler
mit Saturn kommen nicht dran vorbei.
Grafik
Sound
Spielspaß