Review der US-Version
von Greg
Bei
Parasite Eve handelt es sich urspünglich um einen sehr erfolgreichen
japanischen Bestseller. Square griff das Thema auf und sicherte
sich die Softwarerechte, um damit ihr erstes und eigentlich auch
einziges Spiel aus dem selbst-titulierten Genre "Cinematic
RPG" zu kreieren. Wer mit dieser blumigen Wortschöpfung
nichts anfangen kann, Square umschrieb damit ein Horroradventure
mit "filmreifer" Präsentation und Rollenspiel-Elementen.
Das "Cinematic RPG" erschien zuerst im März '98
in Japan, ein paar Monate später konnten sich die US-Fans
drauf stürzen und bekamen für ihr Geld dazu noch die
sogenannte Collector's Disc mit einer spielbaren Xenogears-Demo
drauf.
Doch kommen wir wieder zum eigentlichen Spiel zurück. Parasite
Eve wirkt beim ersten Anspielen wie besagte Horroradventures,
ihr bewegt eure Polygon-Figuren durch schummrig gestaltete Render-Hintergründe,
es wirkt fast wie eine weitere RE-Fortsetzung . Dies ändert
sich spätestens, wenn ihr das erste Mal in einen Kampf geratet.
Ganz RPG-like sind die Gegner nicht die ganze Zeit über sichtbar,
bewegt ihr euch gerade durch ein Kampfgebiet, blitzt der Bildschirm
kurz auf und die Hauptfigur Aya Brea positioniert sich zusammen
mit den Gegnern auf dem Bildschirm. Nun dürfen sich Aya und
Gegner in Echtzeit umeinader in einem abgesteckten Areal bewegen
und Aktionen je nach Aufladung einer Zeitleiste ausgeführen.
Aya kann zwischen Angriff per Schalgstock oder Pistole oder Magie,
hier Parasite Energy genannt, auswählen. Die Schusswaffen
unterscheiden sich in Attributen wie Angriffskraft oder Reichweite
und können durch Items aufgewertet oder per Werkzeug auf
andere Waffen verteilt werden. Die Parasite Energie ermöglicht
Aya Zauber wie Heilen oder Entgiften einzusetzen.
Die technische Seite von Parasite Eve ist auf dem damaligen höchsten
Stand. Renderhintergründe und Polygonfiguren bewegen sich
auf einem höheren Niveau als in den ersten RE-Episoden. Die
Hauptfigur Aya ist ziemlich "lecker" von den Squaresoft-Designern
entworfen worden und sieht auch im niedrig aufgelösten Polygon-Gewand
noch gut aus, aber auch der Rest der Figuren und Gegner wurde
ebenfalls mit Sorgfalt gestaltet. Der Sound rangiert zwischen
Mittelmaß (der Großteil der Tracks) bishin zu Erstklassig
(das treibenden Titel-Thema), enttäuscht aber etwas durch
die meist gegebene Belanglosigkeit. Die FMVs legen im Vergleich
mit dem einige Monate zuvor erschienen Final Fantasy VII noch
eine Schippe drauf und bereichern die Atmosphäre um einiges,
und Aya darf als eine der ersten präzise mit dem damals neuen
Analog-Pad durch die Locations gesteuert weden. Die Story um Mutationen
im heutigen New York erweist sich als ziemlich fesselnd und motiviert
doch um einiges zum Durchspielen, da hat Square mit dem "Cinematic"
nicht zuviel versprochen.
Kommen wir zu den Kritikpunkten. Zu einem ist PE nicht besonders
umfangreich, hat man die 6 (in Tage unterteilten) Spielabschnitte
geschafft, eröffnet sich mit dem 77-stöckigem Chrysler
Building zwar eine Sonderstage, die aber recht einfallslos ist
und der Spieldauer nicht so richtig unter die Arme greift. Im
Vergleich zu den gängigen Horror-Kollegen der damaligen Zeit
ist PE zudem nichtmal auf mehrfache Durchgänge designt (nach
2 Mal hat mal alles gesehen), so dass man dies auch nicht berücksichtigen
kann. Der andere Punkt ist der relativ entönige Spielablauf,
ein Tag vergeht meist mit Location aufsuchen, sich zum Endboss
bahnen, besiegen, zurück und ab zum nächsten Tag. Die
Rätsel sind nicht besonders anspruchsvoll (z.B. finde die
3 Sicherungen und setze sie ein) und halten den Spieler nur wenig
auf. Der Schwierigkeitsgrad der Kämpfe ist ebenfalls unausgegoren,
es kann passieren dass ihr den Endboss einer Location locker besiegt,
die normalen Feinde auf dem Weg zurück euch aber den Garaus
machen, bzw. euch wesentlich mehr Energie abziehen. Ausserdem
bewegt sich Aya etwas lahm durch die Gegend, was insbesondere
bei langen Märschen und bei weitläufigen Gebieten auffällt.
Ein letztes: Trotzt des Horrorthemas fehlt bei etwas PE die beklemmende
Stimmung eines Resident Evil, was aber durch die spannende "Detektiv-Atmosphäre"
etwas wieder wettgemacht wird. Lasst euch durch die vielen vorhanden
Kritikpunkte aber nicht zu sehr abschrecken, PE ist immer noch
ein Spielchen wert und vor allem besser als die mißratene
Fortsetzung, die die RPG-Elemente von Teil 1 einem actionorientieren
Buttongemashe nach Resi-Art opfert.
Fazit : Parasite Eve ist trotz einiger Mankos wie dem geringen
Umfang und ein paar unglücklich inszenierter Sequenzen ein
empfehlenswertes Action-RPG. Selbst mit Hinblick auf das mittlerweile
hohe Alter machen die Render/Polygon-Optik und die hübschen
Videosequenzen immer noch eine gute Figur, die treibende Intro-Musik
ist eh zeitlos. Knappe 10 Stunden sollten beim ersten Durchlauf
eingeplant werden.
Grafik
Sound
Spielspaß