Review der US-Version
von Greg
Mit
Star Ocean : The second Story meldete sich Enix nach langer Abstinenz
wieder mit einem Rollenspiel ausserhalb Japans zurück. Das
Spiel stellt die offizielle Fortsetzung des Super Nintendo-Klassikers
Star Ocean dar, welcher nur in Japan erschien . Star Ocean war
damals eines der letzten großartigen SNES Spiele, fand jedoch
trotz vieler Innovationen angesichts der aufkeimenden 32-Bit Euphorie
(Saturn und PSX waren schon auf dem Markt) nicht den verdienten
Erfolg. Umso
mehr darf man sich jetzt an der sehr gelungenen PlayStation-Fortsetzung
erfreuen, die viele Elemente aus dem Vorganger übernommen
hat. Damit Enix beim Comeback einen guten Eindruck macht, hat
man sich die Zusammenarbeit mit erfahrenen Leuten gesichert. Das
Programmierteam tri-Ace hat schon Tales of Destiny für namco
gemacht. Für die tollen Zwischensequenzen , die gerenderte
und gezeichnete Elemente miteinander verknüpfen, zeichnen
sich LINKS verantwortlich, die Final Fantasy 7 mit den Rendersequenzen
versorgten.
Die technische Seite von Star Ocean 2 kann man als gelungen bezeichnen.
Die Grafik bietet wunderbar gerenderte Hintergründe, in denen
sich fein gezeichnete Figuren bewegen, sozusagen ein Mix der Grafikstile
von FF7 und Xenogears. Im Gegensatz zu Xenogears sehen die Figuren
dank Anti-Aliasing auch bei hohen Zoomstufen immer noch gut aus.
Polygone kommen nur auf der Oberwelt und in den Kampfarenen zum
Einsatz. Die Sounduntermalung hinterlässt hingegen Sakuraba-typisch
einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits sind die Melodien
durchweg ordentlich komponiert , aber oft sehr turbulent und geradezu
aufdringlich, man wird oft akustisch von einem Instrumentenhagel
erschlagen, leider ein Markenzeichen von Komponist Sakuraba und
auch hier keine Ausnahme. Star Ocean 2 hat aber nicht nur technisch
viel zu bieten, die Rollenspieler werden in vielerlei Hinicht
ebenfalls verwöhnt.
Eines der wichtigsten Elemente von SO2 ist die Charakterwahl zu
Beginn des Spieles. Je nachdem, ob man mit dem jungen Weltraumkadetten
Claude Kenni oder der Expellianerin Rena Lanford spielt, ändert
sich die Sichtweise der Storyline. Im Klartext heißt dies,
dass wenn ihr z.B mit Claude ins Abenteuer geht, sich das Hauptaugenmerk
auf Claude richtet und Rena die Nebenrolle übernimmt. Wenn
sich die Charaktere mal trennen, seht ihr dann die Geschichte
von Claude's Seite aus. Habt ihr zu Anfang Rena gewählt,
dann spielt man den Abschnitt von Rena's Seite aus. So gesehen
muss man mindestens 2 Durchgänge investieren , um die Story
in ihrer Gesamtheit zu erfassen. Dass es dann letzendlich wohl
zu noch mehr Durchgängen kommen kann liegt an den über
80 verschiedenen Abspännen, die durch das an sich recht offene
Spielsystem zusammenkommen, von denen sich viele aber nur recht
marginal unterscheiden.
Enix hat es geschafft, eine durchdachte und spannende Geschichte
mit einer gewissen Freiheit im Spielablauf zu kombinieren. Anstatt
stur der Story zu folgen, hat man oft die Möglichkeit an
Sidequests teilzunehmen , bei denen man viele andere Charaktere
treffen und in die Party aufnehmen kann. Ein wenig Geduld muss
man dabei jedoch auch aufbringen, denn wer unbedingt erfahren
will, wie es in der eigentlichen Geschichte weitergeht , muss
dann auf einmal z.B. einen Umweg über 5 verschiedene Sidequests
machen.
Ein weiteren Punkt, welcher entscheidend für den Abspann
ist, sind die sogenannten "Private Actions". In jedem
Wohngebiet hat man am Stadteingang die Möglichkeit, anstatt
als Gruppe den Ort zu durchstöbern , die Party aufzuteilen
und jeder geht seinen eigenen Weg. Man kann sich dann 'privat'
mit den anderen Partymitgliedern unterhalten und so die Beziehung
zu den Charakteren in gewisse Bahnen lenken. Im Gegensatz zu anderen
Rollenspielen haben hier die Antworten, die man auf gestellte
Fragen geben kann, einen Einfluss auf den weiteren Spielablauf.
So kommt dann auch diese astronomisch hohe Zahl an verschiedenen
Abspännen zustande.
Die Besonderheiten hören jedoch damit nicht auf. In Anlehnung
an die alten AD&D Computer-Rollenspiele wurde ein sehr komplexes
Skill-System eingebaut. Bei jedem Level-Up bekommt jeder Charakter
eine gewisse Anzahl an Skill-Points, welche auf die verschiedensten
Fähigkeiten verteilt werden können, und so die Fertigkeit
des Charakters auf dem Gebiet aufwerten. Die Fähigkeiten
reichen vom Kochen über Komponieren bishin zum Schriftstellern
oder Metalle schmieden. Aus den Fähigkieten entwickeln sich
auch Super-Skills, die einem noch mehr Möglichkeiten eröffnen
als man schon vorher hat. Die unglaubliche Anzahl an Skills erweckt
teilweise den Eindruck, dass man alles im Spiel anstellen kann
, was man will, wenn man keine Lust mehr aufs Malen hat, geht
man eben auf Diebestour oder fälscht Wertpapiere :).
Leider stolpert das Spiel auf seinem Weg in den RPG-Olymp über
das Kampfsystem. Man duelliert sich in einer Polygonarena quasi
in Echtzeit und frei beweglich (auf Wunsch auch automatisch) mit
einem blitzenden Leuchtgewitter, welches man abseits von extravaganten
Zaubern anderer Spiele eher selten sieht. Man kann die Steuerung
einer der Figuren übernehmen, die anderen werden dann von
der CPU gesteuert, die oft so hanebüchen reagiert, dass man
seine Hände voll mit dem reinen Überleben der Truppe
hat. Desweiteren sind die Kampfschauplätze recht belebt,
in Hohlen z.B. fahren auf einmal Loren durchs Bild oder rollen
Felsbrocken auf die Kämpfer zu. Abschliessend sei zu erwähnen,
das der relativ hohe Schwierigkeitsgrad aus Star Ocean 2 ein Spiel
schon erfahrene Rollenspieler macht, Anfänger könnten
durch die häufigen und oft schwer zu überstehenden Feindkontakte
nach kurzer Zeit entnervt aufgeben, wer am Ball bleibt, wird mit
einem der abwechslungsreichsten PSX-RPGs überhaupt verwöhnt
. Das Spiel erschien übrigens einige Zeit später auch
in Deutschland und ist zum Sparpreis von knapp 30,- € erhältlich.
Fazit : Star Ocean: The Second Story ist ein technisch
gelungenes und mit vielen Innovationen gespicktes Rollenspiel.
Die Liebe zum Detail und die Möglichkeit, die Storyline aus
verschiedenen Blickwinkeln zu erleben motiviert durchaus zum mehrmaligen
Durchspielen, aber der aus dem misslungenen Kampfsystem resultierende
hohe Schwierigkeitsgrad verleidet einem den Spaß doch ein
wenig. Pro Durchgang investiert man zwischen 40 und 50 Spielstunden.
Grafik
Sound
Spielspaß