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Alt 15.03.2007, 12:02   #1
b.rog
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Ausrufezeichen TUTORIAL - painting in photoshop

Aloha, sec meinte, ich sollte mal ein Tutorial schreiben. Hier ist eins. Anhand meines Bildes von meinem Master Character Design „Yunuxx“ erkläre ich, wie ich arbeite. Natürlich ist mein Werkzeug der Wahl Photoshop, in diesem Fall CS2, und mein neues Grafiktablett WACOM Intuos3 A5.
Um mit diesem Tutorial etwas anfangen zu können, benötigt man die nötigen Grundkenntnisse in Photoshop. Meistens beantworten sich alle Anfängerfragen aber, wenn man mal genauer hinschaut oder ggf. die programminterne Hilfe konsultiert.

Ich bitte darum, Rechtschreibfehler großzügig zu übersehen.
Für Kommentare, Anregungen und Kriki... Krikikitikk... Krikk...Kritik bin ich (fast) jederzeit bereit

Hier erst einmal das Final:



Bild 1

Auf einer neu angelegten Ebene wird grob die Pose des Charakters anskizziert und anschließend die Sichtbarkeit der Ebene auf 30% heruntergesetzt. Darüber wird dann auf der „design“-Ebene die Vorzeichnung gesetzt. Unsaubere Linien radiere ich meistens nach. Sobald die Vorzeichnung fertig ist, blende ich die posen-Ebene aus (oder lösche sie). Die Vorzeichnung erledige ich zumeist mit einem runden 9er Pinsel ohne Größenvarianz aber mit Opazitätsvarianz. Für ein stylischeres aussehen kommt ein 45°-kalligraphiepinsel der Größe 11-13 ziemlich gut. Für Yunuxx habe ich den runden Pinsel genommen, da ich das komplette bild mit nur einem Pinsel painte, wobei ich ab und zu die Größe verändere oder die Größenvarianz aktiviere. Den Malabstand setze ich übrigens auf 1% herab, damit alles schön fließt. Ich empfehle jedem !dringendst!, alle 15-30 Minuten unter einem neuen Dateinamen zu speichern, falls was gewaltig schiefläuft. Ich nummeriere dabei meine Dateien durch. In diesem Beispiel habe ich allerdings sehr selten gemacht, weil ich ja nur ein Tutorial schreiben wollte.


Bild 2

Die design-Ebene setze ich auf „Multiplizieren“ (ebenfalls 30%) und sperre sie für alles. Dann lege ich zwischen Designebene und Hintergrund für jedes Bildelement, das eine andere Farbe bekommen soll, eine separate Ebene an und male die Elemente großzügig mit verschiedenen Graustufen aus. Bei Elementen, bei deren Farbe ich mir sicher bin, male ich statt grau meistens die dunkelste Farbtönung. Den gesamten Vorgang nennt man meistens auch „blocken“, weil man dazu große, einfache Pinsel verwendet. In meinem fall verwende ich immer runde oder waagerechte Kalligraphiepinsel der Größen 60-200 - je nach Bildgröße.
Es ist immer gut, für jede Elementebene einen schlüssigen Namen zu vergeben, damit man später nicht durcheinander kommt.


Bild 3

Jetzt kommt der teil, den ich am meisten hasse: das radieren.
Stift umdrehen (oder ‚e’), dann ‚f’ einmal drücken und dann jedes Element sauber an den kanten abradieren, bis es so aussieht wie auf dem bild. Lediglich Elemente mit scharfen spitzen (in diesem fall die haare), radiere ich großzügig ab, denn die Strähnen male ich später mit einem Größenvariierenden Pinsel nach.
Wer es immer noch nicht weiß: mit der Leertaste bewegt ihr eure Arbeitsfläche.
Tipp: macht für diesen Prozess das bild so groß wie möglich (in meinem fall waren das 6000 px Höhe), dann könnt ihr schneller abradieren und schont eure Augen. Wenn zum Schluss das fertige bild auf Webgröße zurechtskaliert wird, sieht es sehr sauber aus.


Bild 4

Nun wird es spannend (und für mich macht es wieder Laune): allen Elementebenen sperrt ihr die Transparenz (siehe Markierung), und dann stellt ihr per strg+u für jedes Element eine Grundfarbe ein – vorzugsweise immer die dunkelste Tönung, denn es lässt sich zum Licht hin besser painten als andersherum. Da die Transparenz nun gesperrt ist, kann man mit einem groben Pinsel schön schnell die ersten helleren stellen auf die Ebenen klatschen, ohne angst zu haben, über den Rand hinaus zu malen.
Anhand der pinselspitze auf den haaren kann man ablesen, wie groß mein Pinsel ist. Ich arbeite ja gerne eher nach Augenmass.
Übrigens gehören bei menschlichen Charakteren immer die Augenbrauen zu den haaren! Das vergisst man leider wohl sehr oft…


Bild 5

Mit strg+u färbe ich gerne während des Prozesses herum, um herauszufinden, ob es doch noch eine Farbkombination gibt, die besser aussieht als die bisherige. Zudem wird der Pinsel nun etwas kleiner gemacht und noch hellere stellen gemalt (und hier und da noch ein schatten hinzugefügt, den ich gerne mal zwischenzeitlich vergessen habe). Bei den Helligkeiten ändere ich nicht nur die Helligkeit der Farbe, sondern wandere zudem bei der Farbwahl die Farbtonskala etwas nach oben (haut -> Richtung gelb, Kimono -> Richtung blau). Dadurch wirkt alles nicht so tot.
An manchen stellen füge ich noch an dieser stelle schnell ein paar kleinere Korrekturen ein. In diesem fall habe ich Yunuxx noch einen weißen Unterkimono (oder wie man das nennt) verpasst, der ebenfalls knapp knöchellang ist.


Bild 6

Der Pinsel wird noch kleiner und die Farbe noch heller. An dieser stelle !spätestens! skaliere ich das bild hoch auf die effektivste Arbeitsfläche (Gesicht füllt bei 100% Größe den kompletten Monitor aus). Zudem blende ich nun die jetzt nervige „design-Ebene aus.
Wie man erkennt, vermehren sich nun die Ebenen bei mir ungefragt . so langsam beginne ich mit Details wie z.B. den Augen und intensiviere die schatten. Weil der blanke hals von Yunuxx irgendwie blöde aussieht, hab ich ihm das Halsband aus einem der vorherigen Designs verpasst.


Bild 7

Nun geht es ans eingemachte: die Pinsel werden immer kleiner, und nun setzt es Glanzpunkte, und die haare bekommen nun etwas Erkennbarkeit. An dieser stelle bricht bei mir planerisch das Chaos aus, weil ich nebenher noch „mal schnell“ schmuck, latschen.
Weil mir irgendwas nicht gepasst hat, habe ich die Arbeitsfläche gespiegelt. Man braucht einen guten Rechner, um ein psd mit dieser Größe und diesen Ebenenmengen schnell zu spiegeln.


Bild 8

Arbeitsfläche nach kleineren Korrekturen zurückgespiegelt. Noch mehr Details hinzugefügt. Ein paar Spielereien mit strg+u. für Verzierungen oder Details speziell für ein Element erzeuge ich eine neue Ebene mit der aktivierten Funktion „Schnittmaske aus vorheriger Ebene erstellen“. Sehr praktisch, das. Die aktive Ebene „Schildkröte“ ist das winzige grüne Logo ganz unten am Rande des Kimono, das ich später noch richtig hinschiebe. Zwar erkennt man die Schildkröte auf dem Final nicht mehr, aber es macht unglaublich Spaß, solche Details einzubasteln, die dem Bild eine schöne Lebhaftigkeit bringen, wie ich finde.


Bild 9

Das bild ist fast fertig, nachdem ich mit diversen Schnittmaskenebene nun auch den Kimono und den Obi mit Zierden geschmückt habe (meistens hatten die Ebenen dann den ‚Überlagern’-Modus oder einfach eine Opazität von ~50%). Wieder Arbeitsfläche für Fehlersuchen gespiegelt.
Die Kimonomuster: hierfür habe ich eine art Blatt gemalt, per strg+j dupliziert und mit strg+t gedreht und mit den anderen Kopien zusammengeordnet. Ich habe das dann ausgewählt und daraus eine neue pinselspitze generiert (bearbeiten -> neue Pinselvorgabe). Mit dieser neuen spitze einfach ein paar Tupfer in die Schnittmaskenebene, und batsch – da ist das Muster!


Bild 10

Ursprünglich wollte ich noch einen schönen Hintergrund erzeugen, aber leider muss ich hier auch mal was anderes tun als immer nur malen. Deswegen habe ich schnell einen blau-purpurnen Schatten gepaintet und zu den Kontaktgrenzen zwischen Schatten und Körper abgedunkelt – es gibt tatsächlich Verschattungen in Schatten, wenngleich die meistens sehr subtil sind. Aber alleine durch so etwas gewinnt das bild etwas Realismus. Zusätzlich färbe ich alles, was reflektieren könnte, an den rändern mit der Farbe der nahe liegenden Objekte ein. Zum Beispiel der Goldreif reflektiert etwas haut, der Kimonostoff reflektiert den giftgrünen Obi usw. 3d-Artists kennen die Phänomene von Verschattung und Farbreflektion auch als ambient occlusion und color bleeding.


Bild 11 – Final

Das Motiv so gespiegelt, wie ich es gerne hätte und dann die Bildgröße skaliert auf Webgröße (in diesem Beispiel). Auf eine Ebene reduziert, mittels Gradationskurven Farbkorrekturen gemacht. Zudem dupliziere ich die Bildebene mit strg+j und versehe die obere Ebene mit einem Gauß’schen Weichzeichner (so um die 3+5 Pixel Radius. Anschließend setze ich deren Ebenenopazität auf 25-30%. Alles auf eine Ebene reduzieren (nur zwei Ebenen reduzieren: obere Ebene anwählen und dann strg+e). Logo oder Unterschrift draufgesetzt und eingetrübt, damit es nicht allzu weit im Vordergrund steht.
Zu guter letzt den heißgeliebten Filter „Unscharf maskieren“ draufgesetzt. Des woar’s.

Eine Detailansicht von Yunuxx während der Phase von Bild 10 - KLICK MICH ENDLICH, VERDAMMT!
__________________
questions you cannot answer
black magic

Geändert von b.rog (15.03.2007 um 12:15 Uhr).
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Alt 15.03.2007, 12:21   #2
Solidsnake Männlich
Held
 
Benutzerbild von Solidsnake
 
Registriert seit: 21.03.2002
Ort: Düsseldorf
Alter: 28
Beiträge: 6.196
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Autsch, das ist wirklich genial! Tolle Arbeit und gute erklärung :)
Ich denke damit lässt sich durchaus was anfangen, ich werd damit zumindest später mal einwenig rumprobieren... Danke, ich finds super :)
__________________

The hole in my head has gotten bigger than the hole that's in my chest
Solidsnake ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.03.2007, 12:26   #3
Miau Weiblich
Attentäter
 
Benutzerbild von Miau
 
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Ort: St. Augustin
Alter: 29
Beiträge: 1.125
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Ich bin... beeindruckt. oO Danke für das Tutorial, ich glaub ich werd's sofort ausprobieren. =D
__________________
Miau ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.03.2007, 12:32   #4
Bai Männlich
Ritter
 
Registriert seit: 27.06.2002
Ort: Mannheim
Alter: 29
Beiträge: 1.604
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wirklich sehr schönes tut, das kann ich gut gebrauchen!
ich finds gut das du dir die arbeit gemacht hast das mal schritt für schritt zu erklären und es so ausführlich zu machen...

ich bin zwar zur zeit mehr auf dem "richtig-zeichnen-trip" aber wenn ich mal wieder vorhab was größeres am rechner zu machen, werde ich mir deine tipps zu herzen nehmen!

zum bild: das ist nicht so ganz mein geschmack (muss es ja auch nicht ^^) aber zeichnerisch mal wieder erste sahne!! das einzige was mir nicht so gefällt sind die füße die sehen so "klumpig" aus und passen imo net richtig zum rest...
naja aber das ist halt geschmacksache jedenfalls sehr geil was du da wieder fabriziert hast!! weiter so!
__________________

Bai ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.03.2007, 15:40   #5
Freierfall Männlich
Anfänger
 
Benutzerbild von Freierfall
 
Registriert seit: 13.02.2006
Beiträge: 56
Standard

schönes tutorial, auch wenn mir das jetzt ned soo viel geholfen hat (außer vllt das benutzen von tastenkombinationen <g>)

Zu dem Bild muss ich sagen, das mir die Beine irgendwie falsch erscheinen, zu nahe beinander oder so, ich weiß nicht was genau es ist, aber es sieht ein bisschen unnatürlich aus.

wie lange haste an dem bild gesessen?^^
__________________
~Hoffnung ist ein Mangel an Information.~

Freierflug
Freierfall ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.03.2007, 18:32   #6
secroit ™ Männlich
Hauptmann
 
Benutzerbild von secroit ™
 
Registriert seit: 27.08.2002
Beiträge: 2.630
Standard

Schoenes Tutorial, wird man sicher was mit anfangen koennen. Danke dafuer. (:
__________________

signatur ™
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