Fanfiction
Vampires Dawn von Laguna Loire
3. Kapitel
"Blut...ich sehe einen Strom von Blut..."
"Es dürstet mich...gebt mir zu trinken..."
"Ich möchte trinken...bitte gebt mir zu trinken!"
"Ich fühle mich schwach...so als wäre ich schon lange gestorben. Zurück bleibt nur meine Leere Hülle...und doch..."
"Ich fühle wie etwas Neues diese Hülle besetzt...Wie es sich an meiner Seele vergeht...Nein! Ich will das nicht!..."
"Was ist das für ein Gefühl?...Etwas dringt in mich ein!"
"Es fühlt sich so fremd an..."
"Dunkelheit...es ist Kalt, ich spüre wie ein Zorn in mir empor steigt und ein Drang zu töten! Dieser Drang ist nicht mein eigener! Das sind nicht meine Gefühle!....Niemals!!"
"Lass mich sterben...bitte"
"Ich will nicht mehr dass es wehtut. Mach das es nicht mehr wehtut!..."
"Oh mein Gott! Wenn es dich gibt....erlöse mich von diesen Schmerzen, sie fressen mich innerlich auf, und zerreißen mich wie das lodernde Feuer den Holzscheit im Kamin!..."
Valnar träumte. Es war mehr als ein einfacher Schlaf, er lag in einem Trance ähnlichem Zustand aus dem er nicht mehr erwachen konnte. Die Schmerzen die Asgars Biss bei ihm verursacht hatten, hatten sich inzwischen in seinem gesamten Körper ausgebreitet und waren qualvoller als alle Wunden, die sich der Junge je in seiner Jugend eingefangen hatte. Nein, diese Schmerzen konnte man mit keiner Verletzung vergleichen, denn sie vergriffen sich auch an Valnars Psyche. Veränderten ihn. Er fühlte sich heiß, sein ganzer Körper brodelte förmlich, wie ein gekochtes Wasser das man zulange auf der Herdplatte hatte stehen lassen. Seine Hände und seine Füße zitterten und das schlimmste daran war, dass Valnar nichts dagegen unternehmen konnte. Er war gelähmt und außerstande eine Regung zu machen. Nicht mal mehr seinen eigenen Atem konnte er wahrnehmen, und sein Herzschlag schien völlig verstummt, so glaubte er. Einen klaren Gedanken fassen konnte er nicht. Da waren diese Schmerzen, die ihm durch Mark und Bein fuhren, aber am schlimmsten war dieses Gefühl das etwas in seinen Körper einzudringen schien. Dieses etwas versuchte die Kontrolle über Valnars Körper zu gewinnen, das konnte der Junge genau spüren. Und plötzlich verspürte Valnar einen unheimlich starken Drang, ein Gefühl das er noch nie verspürt hatte. Er hatte Durst. Es war kein gewöhnlicher, es war ein Durst nach Blut und in seinen Fantasien stellte er sich gerade vor wie er über eine wehrlose Frau herfiel und ihr das Blut bis zum letzten Tropfen aus dem Körper saugte. Entsetzen überfiel Valnars Gedanken, und wenn er sich hätte rühren können, hätte er bestimmt laut aufgeschrieen. Im Traum öffnete der Junge die Augen und Erinnerungsfragmente von Aysha und ihm zogen an ihnen vorbei, wie ein schneller Luftzug. Er sah sich selbst, wie er mit Wild beladen, aus dem Wald zurückkehrte- stolz auf seine Beute, erblickte Aysha in ihrer vollen Schönheit, als sie an einem sonnigen Tag auf einem Spaziergang in den dichten Wald gingen. Ein Bild von Leon und ihm auf einer Holzbank, wo er damals öfters mit dem alten Mann vor sich hinphilosophiert hatte, erschien vor seinen Augen. Er sah sich selbst wie er Aysha in einem verheißungsvollen Moment den Verlobungsring an den Finger steckte. Das war der wohl glücklichste Tag in Valnars Leben gewesen. Die Gedankenströme schossen weiter vorwärts. Bilder aus ihrer Hochzeitsnacht erschienen Valnar in seinem Traum. Er sah Aysha und sich selbst. Beide nackt, aufeinander liegend, wie sie es miteinander trieben und sich dabei der Lust hingaben. Aysha lächelte ihn dabei spitzbübig an, wie ein ungezogenes Mädchen und zeigte ihm ihre Zähne. Valnar schrie auf. Ihre Zähne waren lang und spitz, an einer Ecke klebte sogar noch etwas Blut und als er zu sich nach unten blickte, konnte er eine gewaltige Bisswunde an seinem linken Handgelenk ausmachen. "Nein...mach dass das aufhört!! Bitte...." schrie Valnar panisch in seinem Traum. "So war es nicht! Aysha war kein Vampir, sondern schon immer ein Mensch!! Ich war doch all die Jahre mit ihr zusammen, ich habe sie gekannt!...". Seine Schreie klangen fast flehend und gingen in ein Wimmern über.
"Hast du sie wirklich gekannt?"
"Sie war meine Geliebte! Niemand kannte sie besser als ich...Für mich war sie alles!!"
"Und wenn sie dir nur etwas vorgespielt hat?"
"Nein, so war es nicht.... Ich habe sie geliebt und das hat sie gewusst!!! Sie hätte mich nie angelogen!"
"Alle Wesen betrügen einander. Wie kannst du dir da sicher sein, dass sie dir nicht auch etwas vorgemacht hat?"
"..."
"Sie hat dich belogen! Doch du wolltest nur nicht einsam sein und hast dich täuschen lassen. Ist es nicht so?"
"Das stimmt nicht..."
"Vampire benutzen einander wie Menschen. Da machen sie keinen Unterschied. Vielleicht ist die Kluft zwischen Mensch und Vampir gar nicht so groß? Was meinst du?"
"Das ist nicht wahr...Aysha war kein Vampir..."
"Vielleicht willst du sie bloß nicht wahrhaben. Die Wahrheit!"
"Halt den Mund! Ich hasse dich!"
"Du wirst dich verändern, Valnar! Wir werden uns verändern. Ist das nicht schön? Empfindest du nicht irgendwo tief in deinem inneren ein Gefühl der Freude?"
"Gott verdammt halt dein Klappe!!! Warum quälst du mich so?..."
"Du bist es doch selbst, der sich so quält. Meine Stimme ist deine eigene. Eine deiner vielen Stimmen die zu dir sprechen. Ich entstehe aus den Zweifeln in dir!"
"Lass mich doch einfach in Ruhe...ich will das diese Schmerzen aufhören..."
"Valnar? Spürst du es? Dieses etwas in dir übernimmt langsam die Kontrolle. Verändert deinen Körper und reinigt ihn von allem menschlichen!"
"Es beschmutzt meine Seele..."
Der Gedankenstrom fuhr fort, ihm Erinnerungen aus seiner Vergangenheit aufzuzeigen, einige von ihnen so schmerzhaft, das Valnar dachte es würde ihn auf der Stelle innerlich zerreißen. Sein Körper brannte weiterhin wie Feuer und mittlerweile hatte er das Gefühl wie eine Wunderkerze aufzugehen die angezündet wird. Längst vergessene Erinnerungen wurden aufgefrischt, als Valnar sich selbst als tollendes Kind, mit den anderen Dorfjungen in einer wüsten Schlägerei erblickte. Was war er doch damals für ein ungezogener Bengel gewesen. So unbeschwert und frech wie alle anderen Kinder in der Stadt. Er konnte sich plötzlich genau daran erinnern, wie Leon ihm am kommenden Abend eine Strafarbeit aufgedrückt hatte, weil er einem seiner Freunde in seinem wüsten Temperament das Nasenbein gebrochen hatte. Doch was war danach gewesen? Der Junge konnte Stück für Stück spüren wie sich seine Gedanken leerten, noch ehe er sie richtig einordnen konnte. Dieses etwas schien langsam aber sicher die Oberhand über seinen Körper zu gewinnen und Valnar begriff plötzlich das er wahrscheinlich fortan damit leben musste nicht mehr sein eigener Herr zu sein, wenn dieses etwas ihn derart einnehmen würde. Vielleicht würden die Veränderungen am Anfang nicht sichtbar sein, aber sie waren vorhanden, das konnte er schon jetzt fühlen. Und er begriff auch das dieses etwas sehr mächtig war, und sehr sehr alt. Es hatte vielleicht schon existiert als die Menschheit sich gerade voll entfaltet hatte und war von einem Jahrhundert ins nächste gewandert. Es hatte gesehen wie die Menschen sich in Kriegen gegenseitig abschlachteten und sich seine Wirte gesucht. Doch was war es? Schwarze Magie vielleicht? Ein Jahrtausend alter überdauernder Fluch? Nichts von beiden schien ihm auch nur annähernd zu ähneln oder konnte erklären was es eigentlich war- aber Valnar wusste genau was es tat. Es war böse. Es strahlte Dunkelheit aus die seine Seele zu verführen, letztendlich zu vergiften drohte. Aber Valnar hatte nicht vor sich selbst so schnell aufzugeben, das würde er mit allen Mitteln verhindern. Seine Seele war das einzige was er noch besaß und er würde sich nicht auf so hilflose Weise an den Teufel verkaufen. Nicht ohne einen Kampf, auch wenn wenig Hoffnung bestand ihn zu gewinnen, aber daran dachte Valnar in diesem Augenblick gar nicht. Er würde eher sterben wollen als als ein Monster wiedergeboren zu werden. So wie dieser Asgar wollte er nicht enden. Seine Grausamkeit hatte ihn erschreckt, mehr noch, ihm war übel von seiner Art geworden mit den Leuten umzugehen. Als Kind hatte Valnar mal einen anderen Jungen sein Spielzeug geklaut. Es war nichts besonderes gewesen, nur eine Säckchen voll von glänzenden Murmeln, von denen einige schon abgenutzt und leichte Sprünge vorgewiesen hatte, doch als Kind waren solche Dinge für Valnar so viel wie ein kleiner Schatz Wert gewesen. Noch Jahre danach fühlte er sich deshalb schuldig, weil er den Diebstahl nie offen gestanden hatte. Aber Asgar war schlimmer. Er hätte dem Jungen nicht nur sein Spielzeug geklaut, und hämisch gelacht- oh das wäre bei weitem noch zu nett für Asgar gewesen. Er hätte ihn mit Sicherheit auch noch umgebracht und seinen blutenden Kopf, abends vor die Schwelle seines Elternhauses gelegt. Am nächsten Morgen hätte der Vater oder vielleicht die Mutter, das war eher wahrscheinlicher, denn Mütter zeigen ihre Ängste um ihr Kind meist offener als die Väter, den Kopf ihres Sohnes auf der Türschwelle gefunden und angefangen zu schreien und gleichzeitig zu weinen- und Asgar hätte nur gelacht oder nicht viel mehr als ein müdes Lächeln für die Eltern übrig gehabt. Hätte er alle getötetet, die Eltern und das Kind, so hätte es keine Hinterbliebenen gegeben und weniger Schmerz. Aber so gnädig war Asgar nicht. Es hätte wohl nicht in sein Bild gepasst, denn er schien auf jegliche Art von Schmerz, die er den anderen zufügen konnte stolz zu sein. Valnar konnte sich gedanklich in seinem Traum inzwischen gut ein Bild von Asgar machen, aber dass er plötzlich so eine erschreckende Vorstellungskraft auf grausame Morde hatte, gefiel ihm überhaupt nicht. Es erschreckte ihn sehr und er sah in sich einen kleinen Funken von Asgars Art die Dinge zu beschreiben, die dieser grausame Mann tat, heranwachsen. Die Erinnerungen stoppten genauso plötzlich wie sie angefangen hatten. Es war als hätte man am Schluss einer vorgelesenen Geschichte das Buch zugeschlagen um anzudeuten das das nun das Ende war. Stattdessen ergoss sich ein Wasserfall von Blut über Valnar und der Junge konnte das Blut überall in seinen Poren spüren und pulsieren hören. Es floss ihm in die Ohren, in die Nase und als Valnar seinen Mund öffnen wollte um zu schreien musste er geschockt feststellen dass dieser ebenfalls voll von Blut war. "Das ist die Strafe für mich..." dachte Valnar mit einem müden Gesichtsausdruck.
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