- Vorwort -
O_o Vorwort? Was
habe ich denn hierzu noch zu sagen? Vielleicht einige Erklaerungen abzugeben,
das ja ...
Also. Erstens gehe
ich seit Final Fantasy I davon aus, dass die Black Mages ein Gesicht unter
ihrem Hut und ihrer Kutte haben. Wie wuerden sie sonst reden, essen, trinken
und so koennen? Einer der Black Mages in diesem lustigen Dorf da sagte ja
selbst, dass sie diese Kleidung nur tragen, weil sie sehr lichtempfindlich
sind ... und diese Idee habe ich prompt aufgegriffen, wie man lesen kann. *g*
Zweitens weiss
ich, wie FF9 endet ... und ich habe irgendwie das Gefuehl, dass die Entwickler
an der Stelle, wo ein NEUNJAEHRIGER Vivi angeblich KINDER haben soll irgendwie
besoffen waren oder so. Einerseits ist Vivi ganz eindeutig menschlich, sonst
haette er nicht mit Zidane an die Mauer pinkeln koennen. *g* Und mit neun
Jahren ist man ganz einfach noch nicht zeugungsfaehig ... andererseits gibt es
den Nebel, aus dem er ja erschaffen wurde, nicht mehr. Und da Black Mages nun
mal aus besagtem Nebel erschaffen werden, ist es von der Logik her einfach
absolut unmoeglich, dass er Kinder hat.
Es ist mir auch
klar, dass Vivi nach diesem einen Jahr, als das naechste Theaterstueck
stattfindet, schon tot ist. *sniff* Aber auch dieses Gesetz werde ich ausser
Kraft setzen. *g* Denn ich bin die Autorin! MWAHAHAHA!!!
Umm. Naja. Ihr
wisst schon. *g*
Auch sollte ich
vielleicht vor einigen recht ... blutigen Szenen warnen, die fuer die
juengeren und labileren Leser nicht sehr geeignet sein koennten. Schliesslich
ist das hier kein Harry Potter. (Wobei ich persoenlich Harry Potter sehr
genial finde! Ich wuenschte, ich koennte wie J. K. Rowling schreiben...)
Ausserdem vergebe
man mir meine Schreibweise. Das ist nun mal mein Stil, und bis jetzt ist er
ganz gut angekommen. Manchem mag es vielleicht auffallen, dass die Wortwahl
etwas "unguenstig" ist (Beispiel - Vivi beobachtet Garnet, die sich
jetzt "an Freyas Schulter ausheult" ...), aber das ist absolut
beabsichtigt. Vivi denkt nun mal so, er kennt dafuer keine anderen Worte. Naja,
kennen schon, aber ihr wisst, was ich meine.
Hups. Ich glaube,
ich sabbel schon wieder viel zu viel. *winkt ab* Anmerkungen der Autorin
werden wohl zwischendurch immer mal wieder auftauchen, aber trotzdem viel
Spass beim Lesen.
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Woher kommen Traenen? Was verursacht sie? Ist es wirklich nur der Koerper ansich, der ueberfluessige Fluessigkeit ausstoesst? Ist es eine rein physische Reaktion? Man sagt, man koenne sich die Seele aus dem Leib weinen ...
Vivi hatte diesen Spruch nie verstanden. Aber er konnte nicht anders, als sich an selbigen zu erinnern, als er zu Garnet sah. Sie war lauthals am Schluchzen, kniete in der Asche, die einmal der Baum Iifars gewesen war und wuehlte verzweifelt an einer Stelle. Freya stand hinter ihr, redete auf sie ein, aber dessen schien sie sich nicht bewusst. Steiner suchte in einigem Abstand mit ungebremstem Eifer weiter in der Asche. Anscheinend wollte er die Prinzessin - nein, die Koenigin - damit aufmuntern. In irgendeiner Form.
Vielleicht sollte sie die Hoffnung nicht verlieren. Aber, so schien es Vivi, das hatte sie schon. Er selbst wuehlte mit seinem blau glaenzenden Holzstab auch in der Asche, achtete jedoch nicht so recht drauf, was er tat. Sonst haette er womoeglich gemerkt, dass er seit 10 Minuten an einer Stelle wuehlte.
Vielmehr machte er sich Gedanken darueber, was passiert war. Es war zu viel gewesen. In einem Moment standen sie noch vor Kuja, im naechsten Moment waren sie irgendwo anders ... Vivi hatte seine gesamte arkane Kraft dafuer verbraucht, Kuja zuzusetzen. Kuja, der ihn erschaffen hatte. Ohne Kuja wuerde es ihn gar nicht geben. Man konnte Kuja als ... seinen Vater ansehen.
Blinzelnd schuettelte Vivi den Kopf. Es war nicht gut, zu viel nachzudenken, das stimmte. Er nahm seine Augen also von Garnet, die sich mittlerweile bei Freya ausheulte und schaute wieder auf das, was vom Baum, der so viel Unheil gebracht hatte, uebrig war. Ein paar dickere, verkohlte Aeste hier und da, ansonsten nur Schlamm und Asche.
Als er auf eine Pfuetze sah, und verzerrt sein Spiegelbild erkannte, merkte er erst, dass es regnete. Jetzt merkte er erst, wie ihm der kalte Regen in den Nacken lief, wie er von der Krempe seines zerrissenen und verkohlten Hutes tropfte. Und erst jetzt merkte er, dass er eigentlich schon komplett durchgeweicht war. Er dachte darueber nach, sich einen Schild ueber den Kopf zu zaubern ...
Zaubern. Seine Gedanken drifteten wieder ab. Frueher, als er Zidane und seine Truppe zum ersten Mal traf, war es ihm gerade mal moeglich, ein paar kleine Flammen von sich zu schleudern, die ihr Ziel meistens nicht mal trafen. Und jetzt? Jetzt konnte er, wenn er wollte, ein ganzes Dorf mit ein paar Handbewegungen ausloeschen ...
Vivi schloss die Augen. Weshalb dachte er darueber nach, ein Dorf auszuloeschen? Er wuerde doch nie Menschen verletzen, die ihm nichts getan haben ... geschweige denn toeten. Aber hatte er das nicht die ganze Zeit getan? Hatte er nicht die Soldaten aus Alexandria "getoetet"? Zidane hatte ihn zu schnell mit sich mitgezogen, er hatte sich nicht versichern koennen, ob sie noch lebten oder nicht. Vielleicht war das gut so. So konnte er sich einreden, dass er sie nicht getoetet hatte, dass sie vielleicht noch leben ...
Er hatte sich in seinem Leben so Vieles eingeredet. Er hatte sich eingeredet, dass--
Jaeh wurde er aus seinem Gedankengang gerissen, als er auf irgendetwas Hartes im Matsch, das zugleich noch sehr glatt war, trat und darauf ausrutschte. Er fiel seitlich auf ein paar verbrannte, alte Wurzeln und halb in den Matsch, aber das stoerte ihn nicht. Seine Augen ruhten auf dem, was seinen Fall verursacht hatte.
Denn aus dem Matsch ragte eine Dolchspitze hervor.
Eine gezackte Dolchspitze. Die aus blaeulichem Metall war. Verzweifelt versuchte Vivi in diesem Moment einen Ton hervorzubringen, aber der Kloss in seinem Hals war effektiver als jeder Stille-Spruch. Er drueckte sich mit einem Arm vom Boden ab, liess seinen eigenen Stab fallen und kniete sich direkt vor den Dolch, um ihn aus dem Matsch zu ziehen. Erst jetzt merkte er, dass der Dolch an der Schneide einige Einrisse hatte und die sonst leuchtende Klinge verrusst war. Vorsichtig hielt er den Dolch einen Augenblick in den Regen, damit der Matsch etwas von ihm gewaschen wurde. Aber er war sich nun sicher. Das war eindeutig Zidanes Dolch.
Und mit einem Mal wusch unglaubliche Trauer ueber ihn. Das war der Beweis, dass Zidane diese Explosion nicht hatte ueberleben koennen. Wenn selbst sein Dolch dermassen beschaedigt war .. sein Dolch, der aus dem angeblich haertesten Metall ueberhaupt sein soll .. wie soll es dann Zidane geschafft haben?
Ein Teil seines Geistes wollte dieses Faktum noch nicht akzeptieren. Er malte sich vor seinem geistigen Auge Szenarien aus, in denen Zidane noch vor der Explosion geflohen ist, in denen er nicht mehr im Inneren des Baumes war, als er wortwoertlich in die Luft flog. Aber der logisch denkende Teil seines Verstandes gewann bald die Ueberhand, und er schloss seine Augen, als sie anfingen zu brennen und Traenen seine staendig im Schatten liegenden Wangen hinunter liefen. Er sah sich um, die von den Traenen verschwommene Landschaft schien ihm nunmehr surreal. Der Rauch, der noch aus einigen Loechern aufstieg ... der Nebel, der sich aus dem Regen und der noch vorhandenen Hitze bildete ...
Fuer einen Augenblick ueberlegte er, ob er Garnet diesen Dolch ueberhaupt zeigen sollte. Vielleicht hatte sie tatsaechlich noch Hoffnung und ... aber dadurch wuerde Zidane auch nicht wiederkommen. Er selbst koennte ihr den Dolch nicht uebergeben. Er wuerde es nicht ertragen, sie dabei anzusehen. Sein Schmerz war schon genug fuer ihn, da wuerde er es nicht ertragen, auch noch andere Leute mit so viel Schmerz zu sehen. Fuer einen Augenblick fragte er sich, ob dieser Gedankengang nicht etwas egoistisch sei ...
"M-Meister Vivi! Was ist da-- ... oh ..." brach Steiner seinen viel zu Lauten Satz ab, als Vivi den Kopf hob. Steiner stand vor ihm, selbst patschnass, mit dreckigen Handschuhen und verkratzten Platten-Knien und sah auf den Dolch. Man konnte foermlich beobachten, wie seine anfaengliche Neugierde sich mit einem einzigen Wimpernzucken in eben die Trauer verwandelte, die auch Vivi im Moment verspuerte.
Mit offenem Mund, unfaehig, ein einziges Wort ueber die Lippen zu kriegen, hockte er sich vor Vivi, sah auf den Dolch, auf Vivi und wieder auf den Dolch. Aus irgendeinem Grund war Vivi dankbar, dass es regnete, so vermischten sich seine salzigen Traenen mit dem Regen. Aber der Geschmack seiner Traenen drang selbst durch seine geschlossenen Lippen. Der Geschmack der Niederlage. Der Geschmack der Trauer. Der Geschmack des Verlustes.
Steiner senkte seinen Kopf, sah auf den Boden. Er weinte nicht. Vivi hatte Steiner noch nie weinen gesehen. Natuerlich, er war ein Kaempfer, ein Elite-Soldat der alexandrischen Wache ... und manchmal wuenschte sich Vivi, auch so stark wie er zu sein. Auch wenn man es unter seiner Hutkrempe und hinter seinem Kragen nicht sehen konnte, wenn er weinte, so hoerte man es doch an seiner Stimme.
Und langsam, langsam aber sicher fuehlte er den altbekannten Zorn in sich aufsteigen. Zorn, der einer Welle arkaner Kraft glich, Zorn, der sich bei ihm in gewaltigen Blitzstuermen oder alles vernichtenden Feuersbrunsten austobte. Den Zorn, der sich bei ihm in Magie manifestierte, in der ihm angeborenen Magie.
Schweigend legte er Steiner den Dolch in die Hand, nahm seinen Stab, stand auf und drehte sich um. Er konnte fuehlen, wie Steiner seinen Ruecken mit fragenden Blicken bedachte. Aber das war ihm egal. Im Moment versuchte er sich zu konzentrieren, was ihm jedoch kaum gelang. Langsam aber sicher verlor er die Kontrolle. Kleine, blaue Blitze zuckten von seiner Schulter in seine zu einer Faust geballten Hand und bahnten sich von dort ihren Weg in den nassen Boden.
Aber im Gegensatz zu Frueher hatte er es gelernt, seine Wut, seine Angst, was auch immer dieses Ansteigen der arkanen Kraft in seinem Koerper verursachte so weit zu kontrollieren, dass er besagt Kraft nur bei Bedarf einsetzte. Er schloss also die Augen, holte einmal tief Luft und oeffnete sie wieder. Leise hoerte er noch das klappern von Steiners Ruestung, als dieser sich von ihm wegbewegte ... das leise, traurige Gespraech zwischen ihm, Freya und Garnet, dann Garnets Aufschrei und Schluchzen. Er brauchte sich nicht umdrehen, er hatte die Szene, die sich dort gerade abspielte vor seinem geistigen Auge. Deutlicher, als es ihm lieb war.
Er versuchte krampfhaft, dieses Bild zu verdraengen, aber es gelang ihm nicht. Mit jedem Schluchzer der Koenigin wurde es nur schaerfer, es brannte sich foermlich in seine Seele. Und dann war da ploetzlich noch etwas anderes, etwas Neues und doch schon immer Gewesenes. Eine Praesenz, die seine Gedanken mit einem Schlag verbannte und nichts als Leere hinterliess. Er wirbelte herum, seinen Stab in beide Haende nehmend -
Und er stand im absoluten Nichts, Necron, das ewige Dunkel vor ihm.
Aber wie-?! Sie hatten ihn besiegt, hatten ihn vernichtet! Er konnte nicht mehr existieren! Wie automatisch nahm Vivi seinen Stab wieder in eine Hand und begann seine Formeln vor sich hinzumurmeln ... mit dem Unterschied, dass er nicht mehr sprechen konnte. Zuerst dachte er, es laege ein Stille-Spruch auf ihm, aber als er mit seiner freien Hand seinen Mund betastete, merkte er, dass selbiger zugenaeht war. Mit dicken, rauhen Lederschnueren. Als er in absolutem Schock wieder zu Necron aufsah, merkte er, dass dieser das klauenartige Paar seiner vielen Arme zum Zaubern erhoben hatte, heisse, blaue Blitze in ihnen sammelte ...
Vivi verfiel der Panik. Er wollte sich umdrehen und weglaufen, aber seine Fuesse ruehrten sich keinen Meter. Er wollte seine Haende hochreissen, um sich vor dem kommenden arkanen Sturm zu schuetzen, aber auch diese bewegten sich keinen Zentimeter. Nicht einmal schreien konnte er. Necron senkte seine Klauen auf Vivis Hoehe, breitete sie aus, und die unglaublick starken Energieboegen sprangen von ihm auf Vivis hilflosen Koerper ueber.
Er konnte foermlich fuehlen, wie jede einzelne Zelle seines Koerpers von der Energie verbrannt wurde, wie er trotzdem bei Bewusstsein blieb, und er hoerte Necron lachen ...
Er riss mit einer einzigen Bewegung die Arme zur Seite, schrie aus Leibeskraeften und baeumte sich auf. Irgendetwas schlug gegen seinen Kopf, und er merkte, wie sein Koerper gar nicht mehr brannte ... und er auf dem Boden lag. Seine fahl gelb leuchtenden Augen brauchten einen Moment, bis sie sich an die Dunkelheit gewoehnt hatten... und er realisierte, dass er neben seiner Pritsche lag, in seiner Hoehle. Mit dem Kopf musste er an einen der Balken der Pritsche geschlagen sein, als er von selbiger fiel.
Schwer atmend legte er sich auf den Ruecken. Die Decke hatte er nur halb mit runtergerissen, und so lag sein von kaltem Schweiss bedeckter Ruecken groesstenteils auf dem kalten Felsboden. Er schloss die Augen wieder und fuhr sich mit einer Hand durch die zerzausten Haare. Er wusste schon, weshalb er die Hoehle von Quan, seinem "Grossvater", als Unterschlupf nutzte. Hier war es nachts stockfinster, die einzige Gelegenheit fuer ihn, sich seiner ueblichen Kleidung zu entledigen.
Er war sich nicht mal sicher, ob die anderen jemals mehr von seinem Gesicht gesehen hatten als nur seine Augen. Wahrscheinlich nicht. Er konnte sich auch nicht dran erinnern, jemals ohne seinen zerfledderten Hut geschlafen zu haben. Meistens war es in den Herbergen und selbst in den Zelten noch zu hell, als dass er sich nicht die Haut verbrannt haette. Einmal hatte er ihn abgenommen ... und da wurde er im Dunkeln prompt mit Zidane verwechselt.
Zidane ... er war tot, das hatte Vivi mittlerweile akzeptiert. Den Schwarzmagiern im Dorf erzaehle er, dass Zidane "stehen geblieben" sei ... dass das bei Menschen normal sei. Sie alle schienen etwas traurig darueber, aber akzeptierten es um einiges schneller als er es akzeptiert hatte.
Besucht hatte er ihr Dorf oefter, aber er blieb nie lange dort. Auch wenn er ihnen keine speziellen Gruende nannte, so war es einfach nur Angst, weshalb er nicht dort blieb. Er wusste, dass ein Jahr fast um war, und dass die Magier frueher oder spaeter sterben wuerden. Er hatte viele, viele andere schwarze Magier sterben sehen und er selbst war auch mehr als einmal kurz davor, aber einen schwarzen Magier, der einen angreift, sterben zu sehen ist bei Weitem etwas Anderes als einen schwarzen Magier sterben zu sehen, der ein Freund ist ...
Bald wuerde er wohl wieder alleine auf der Welt sein. Vielleicht wuerde er aber auch demnaechst sterben. Er wusste nicht, was sterben ist. Er dachte, er hoffte, dass es wie ein ewiger Schlaf ist. Ein Schlaf ohne Traeume. Sollte das so sein, so wuerde er diesen ewigen Schlaf willkommen heissen ...
Aber dann stellte er sich vor, wie Zidane wohl gehandelt haette, wenn er ihm von seinen Gedanken erzaehlt haette. Womoeglich waere Zidane gleich wieder auf saemtliche Palmen im Umkreis gegangen und haette Vivi verboten, so zu denken. Er haette ihm gesagt, dass er nicht alles so "schwarz" sehen solle (was ein fuer Vivi unlogischer Satz war), dass das Leben immer irgendwie weitergeht.
"Ja, es geht immer irgendwie weiter ... nicht wahr, Zidane?" Er erwischte sich beim Murmeln dieser Worte, wusste im naechsten Augenblick jedoch nicht mehr, ob er sie nun laut ausgesprochen hatte oder nur gedacht hatte. Seufzend und muede stand er auf, legte die Decke wieder auf die Pritsche und machte sich auf den Weg zum Hoehlenausgang, jedoch nicht ohne seinen Hut, der direkt neben der Pritsche lag, mitzunehmen. Auf dem Weg nach Draussen setzte er ihn auf - man konnte nie wissen, wie hell der Mond schien.
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