Und schon wieder eine - notwendige! - Anmerkung der Autorin. -_-; Dieses Kapitel wird blutig werden. Und wenn ich es in dieses nicht reinkriege, dann eben in das naechste. *g*
Enjoy anyway.
BTW - DANKE MATT!! ^__^ Ohne dich haette ich dieses Kapitel wohl nie zu Ende bekommen! Seelischer Beistand ist etwas Feines. *g*
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Life it seems, will fade away
Drifting further every day
Getting lost within myself
Nothing matters, no one else
I have lost the will to live
Simply nothing more to give
There is nothing more for me
Need the end to set me free
- Metallica
Wuetend schlug die zernarbte Faust auf das viel zu labile Holztischchen, was unter der Wucht aechzte. Die Kerze auf dem Tisch machte einen kleinen Satz, flackerte kurz, so dass die wuetenden Gesichter der Bauern um den Tisch herum fuer einen Moment wie surreale Masken schienen. Die Mistgabeln und Knueppel, die die meisten Bauern dabei hatten, machten die ganze Szene nur noch unheimlicher.
"Dieser kleine Daemon kann es sich nicht noch laenger erlauben, in unserem Dorf ein- und auszuwandern!" erklang die rauhe Stimme des Mannes durch den dunklen Raum. Durch die Fenster, deren Vorhaenge zugezogen waren, fielen ein paar Lichtstrahlen des Abendlichts, aber das meiste Licht wurde von ein paar aufgestellten Kerzen gespendet. "Haben diese verdammten Schwarzmagier nicht schon genug Schaden angerichtet?"
Ein zurueckhaltendes Raunen der Zustimmung kam aus der Menge der etwa 20 Bauern. Einige nickten, andere wiederrum hoben als Antwort ihre Mistgabel.
"Wir werden ihm eine Lektion verpassen, die er so schnell nicht vergessen wird!" raunte der Mann weiter, wobei seine Stimme bei jedem Wort lauter wurde. Die Bauern um ihn herum groehlten auf, packten ihre Mistgabeln und schlugen mit dem Stiel auf den morschen Holzboden.
Der Bauer, welcher der Anfuehrer zu sein schien, richtete sich zu seiner vollen Groesse von stattlichen 1.90 Metern auf und sah seine Kollegen an. "Er wird jede Sekunde hier eintreffen, und--"
Genau in diesem Moment riss ein kleiner Junge mit verfilzten, strohblonden Haaren die Tuer auf. Aufgeregt und schnell atmend sah er sich um, erblickte schliesslich in der Masse von Gesichtern seinen Vater und sagte, "D-der kleine Daemon ist auf dem Waldweg draussen! Er kommt sicher wieder hierher!"
Einige der Bauern sprangen auf, andere sahen zu dem grossen Mann. "Gehen wir ihn uns kaufen, Clyde?" fragte einer aus der Menge, und nun sahen auch die anderen fragend zu Clyde. Der Junge hatte mittlerweile die Tuer schon wieder zugemacht ... womoeglich, um den anderen Dorfbewohnern von dem kommenden Spektakel zu berichten.
* * *
Vivi schlenderte den gut ausgebauten Waldweg entlang, ein Liedchen vor sich hinsummend. Eigentlich ging er nicht gerne in das kleine Dorf, aber auch er musste sich ja irgendwie ernaehren. Die Leute waren nicht freundlich, sie sahen ihn alle so merkwuerdig an wenn er an ihnen vorbei ging. Aber das war er nun wirklich gewohnt.
Elysia, die Dame, der das Lebensmittelgeschaeft gehoerte war die Einzige, die freundlich zu ihm war. Jedes Mal, wenn er sie fragte, weshalb die Anderen ihn so merkwuerdig ansahen, erwiderte sie, dass einige Menschen doch einfach nicht lernen wollen.
Elysia war eigentlich der einzige Grund, warum Vivi genau in dieses kleine Doerfchen einkaufen ging. Es war nicht so nah wie andere Doerfer, aber es war ruhig - und es hatte eine Windmuehle! Vivi war schon oefter auf dem Weg an der Windmuehle vorbei gestolpert, weil er auf die sich drehenden Fluegel anstatt auf den Weg vor ihm geguckt hatte.
Eine warme Brise wehte durch den Wald, und Vivi adjustierte seinen Hut. Nicht etwa, weil er es nicht mittlerweile geschafft hatte, ihn mit einem netten kleinen Zauberspruch auf seinem Kopf zu halten, sondern rein aus Gewohnheit. Er fummelte eigentlich immer an der Kraempe seines Hutes rum, wenn er nervoes war. Und aus irgendeinem Grund war er es im Moment.
Langsam kam das Dorf vor ihm in Sicht. Es war am Daemmern, er wuerde wohl wieder im Dunkeln nach Hause laufen muessen. Seitdem er jedoch gemerkt hatte, dass der Levitas-Spruch bei laengeren Fussmaerschen durchaus von Vorteil war, war auch das kein Problem mehr fuer ihn. Monster griffen ihn nur selten an, und wenn sie das taten, war er dank des Spruches meist schneller. Am Anfang war es etwas ungewohnt, durch Luft zu laufen und es fuehlte sich auch so an, als liefe man auf dickem Schaumstoff, aber mit der Zeit hatte er sich sogar an die Hoehe gewoehnt.
Als er das Dorf betrat, konnte er keine Menschenseele auf dem Dorfplatz sehen. Normalerweise liefen hier immer Hunde rum, oder Kinder spielten mit einem zerfledderten Lederball ... aber niemand war zu sehen. Und es war unheimlich still.
Vivi wusste nicht, ob es ihn freuen sollte, dass nun niemand da war, der ihn schief angucken wuerde oder ob er sich Sorgen ueber die Stille machen sollte. Er entschied sich fuer ersteres. Womoeglich war im Umkreis ein Fest im Gange, und die Leute waren alle dort. Oder es gab sonst irgendetwas zu sehen ... sicherlich wuerde die Desertierung des Dorfplatzes ueberhaupt nichts mit ihm zu tun haben.
So betrat er also Elysias Laden. Sie stand wie ueblich hinter ihrer Theke und laechelte ihn an. Vivi laechelte zurueck, obwohl er wusste, dass sie das sowieso nicht sehen kann.
"H-hallo." gruesste er sie.
"Hallo, Vivi." kam die zoegerliche Antwort zurueck. Irgendetwas war seltsam. Sonst begruesste sie ihn viel froehlicher ... "Was darf's denn Heute fuer dich sein, mein Kleiner?"
Vivi ueberlegte kurz. "Ich brauche n-nur ein bisschen Gemuese." antwortete er schliesslich. Elysia nickte und ging nach hinten, blieb aber kurz vor der Tuer zu ihrem Lager stehen. Mit zusammen gezogenen Augenbrauen drehte sie sich um, ging um die Theke herum und hockte sich direkt vor einen sehr verwirrten Vivi.
"Hoer zu, Vivi." Ihre Stimme klang gedrungen und sehr hastig. "Du solltest hier so schnell wie moeglich abhauen. Die Bauern des Dorfes hab--"
Weiter kam sie nicht. Die Tuer wurde mit einem ohrenbetaeubenden Krachen aufgetreten, und ein staemmiger Bauer stand mit seiner Mistgabel in der einen, mit einer Fackel in der anderen Hand vor ihnen. Vivi, der nun gar nichts mehr verstand, wich einen Schritt zurueck. Der Bauer sah zu Elysia, dann zu Vivi, und seine Augen verengten sich und er zischte etwas zu einem Mann hinter ihm.
Elysia stellte sich mit dem Ruecken zu Vivi. "Garinn, er hat euch nichts getan! Was zum Teufel soll das?" fragte sie den Mann ruhig und gelassen.
Getan? Was? Wem getan? Er? Meinen sie damit etwa mich?
Vivis Gedanken ueberschlugen sich foermlich, er nahm das Gegroehle von Draussen und den Fackelschein, der durch die Fenster strahlte, gar nicht wahr. Erst als Elysia von dem Mann in der Tuer grob zur Seite geschubst wurde, so dass sie fast hinfiel und er seine Mistgabel direkt auf Vivi richtete, merkte er wieder, was vor sich ging.
"Har, kleiner Daemon! Du wirst unserem Dorf kein Unglueck mehr bringen!" fuhr der Mann ihn an und machte Anstalten, mit der Mistgabel zuzustechen. Vivi schaute ihn nur fragend an, er realisierte die Bedrohung durch die Mistgabel nicht wirklich.
"W-was denn f-fuer U-unglueck?" stotterte er, nun doch besorgt, dass diese vielen Leute da draussen alle nur hinter ihm hersein koennten. Der grosse Mann vor ihm lachte trocken und holte mit seiner Mistgabel aus.
Mit einem "Bastard!" riss Elysia eine schwere Vase hoch und schleuderte sie direkt auf den Bauern. Die Vase riss ihn aus der Tuer und gegen seine Hintermaenner, die auch alle mit wuetenden Schreien mehr oder weniger umkippten. Hastig drehte sich Elysia zu Vivi um, der noch immer wie eine Salzsaeule da stand.
"Lauf, Kleiner!" sagte sie, als sie ihn am Arm packte und mit hinter die Theke riss. Draussen waren die Maenner, unter lautem Gefluche, damit beschaeftigt, wieder aufzustehen. Einige versuchten ueber die Hingefallenen drueberwegzusteigen, was aber nicht so recht gelang, und so war die Tuer - wenigstens fuer ein paar Sekunden - blockiert. Vivi fand sich im naechsten Augenblick vor einem Hinterausgang mit Elysia wieder.
Konfus drehte er sich zu ihr um. "A-aber w-was .. ?" Mehr brachte er nicht hervor.
"Bitte frag nicht... es tut mir leid. Lauf!" sagte Elysia nur noch, bevor sie sich schnell umdrehte, etwas wuetendes in den Raum rief und dann die Tuer direkt vor Vivis Nase zuknallte und verriegelte. Vivi hatte kaum Zeit, sich umzudrehen, als einer der Maenner mit einer Fackel um die Ecke gerannt kam, die Augen aufriss, auf ihn zeigte und bruellte, "Hier, hier ist er!"
Zu viele Fragen schossen Vivi in diesem Moment durch den Kopf. Zu viele, um sie alle zu ordnen. Er wollte im Moment nur eines:
Weg von hier.
Also drehte er sich auf dem Hacken um, rutschte fast aus und fiel die kleine Treppe hinab, fing sich aber und spurtete Richtung Wald los. Er drehte sich kein einziges Mal um, aus Angst. Angst, zu sehen, dass die Bauern schon ganz dicht hinter ihm waren, Angst, zu sehen, dass es mehr und mehr wurden.
Ein ohrenbetaeubender Knall uebertoente fuer eine Sekunde die Meute hinter ihm, und ein paar Meter neben ihm schlug etwas mit solcher Wucht in den Waldboden, dass es Blaetter und Erde fast zwei Meter hoch schleuderte.
Ohmeingott--
Mit einer einzigen Handbewegung und einer einzigen, hastig gefluesterten Formel setzte sich aus den arkanen Faeden um Vivi der Schild des Protes-Zaubers zusammen. Obwohl er rannte so schnell ihn seine Beine trugen, hoerte er die Meute immer naeher bei sich. Immer oefter sah er die Schatten seiner Verfolger neben ihm auftauchen, die sich im Licht ihrer Fackeln bildeten.
Was er mehr verfluchen sollte wusste er nicht. Seine zu kurzen Beine, die ihn immer wieder im Stich liessen, den Mob dafuer, dass sie ihn nicht verstehen wollten... oder seinen Schoepfer dafuer, dass er ihn geschaffen hatte wie er war.
Als er sich letztendlich doch entschloss, sich zu seinen Verfolgern umzudrehen entpuppte sich das als schlechte Idee; er blieb mit einem Fuss in einer Wurzel haengen und fiel der laenge nach hin.
"Der Levitas-Spruch!", schoss es ihm durch den Kopf als er sich aufrappelte. Er hatte ihn nie besonders gut gekonnt, aber jetzt musste er sein Leben retten. Er hob beide Haende noch waehrend des Laufens, murmelte die dafuer noetigen Formeln und wurde mit einem Ruck arkaner Macht einen Meter ueber den Boden befoerdert. Fuer einen Augenblick stand er mit den Armen rudernd da, als ob er umfallen wuerde, dann fing er sich jedoch und begann riesige Saetze durch den Wald zu machen.
Ohne die Hindernisse des Bodens gewann er schnell an Abstand zu seinen Haeschern. Er war sich sicher, dass das Gegroehle jetzt wuetender Klang. Sie ahnten wohl, dass ihnen ihre Beute entschluepfen wollte. Doch sicher fuehlen konnte er sich nicht, noch war er nicht entkommen.
Unweigerlich liess die Wirkung des Spruches nach. Langsam sank er tiefer, immer naeher kam er dem Boden. Schon beruehrte sein erster Fuss den Boden, dass er ins Straucheln kam, beinahe wieder hinfiel. Doch er fing sich ab, stolperte weiter...
... und achtete dabei so darauf, wohin er trat, dass ihn der Ast voellig unvorbereitet traf. Kurz wurde es sehr hell vor seinen Augen, dann wieder stockduster.
Es war still, nichts zu hoeren als das Summen hinter seiner Stirn. Er wagte nichteinmal zu atmen... sie mussten ihn verloren haben, denn er hoerte sie nicht mehr. Andererseits fiel es ihm schwer seine Sinne zu ordnen. Er versuchte sich aufzurichten, und wurde jaeh niedergerissen, als ihm sein rechter Ellbogen wegknickte. Der Schlag auf den Schaedel hatte wohl seine Wirkung getan, dachte er, und versuchte es nochmal... doch gehorchte ihm sein Arm nicht mehr, und er blieb hilflos auf dem Ruecken liegen. Sein Blick wanderte an seiner Schulter entlang, zu seinem Ellbogen... wo er erstarrte.
Der Blanke Knochen ragte ihm aus dem Fleisch, und ein schwarzer Stiefel hielt ihn am Boden fest. Wie aus dem Nichts tauchten die Fackeln um ihn herum auf. Er sah zu dem hinauf, der auf seinem Arm stand, halb flehendlich, halb anklagend. Doch jener Bauer, ein Narbengesicht, formte mit seinen Lippen Worte, aber er sagte nichts.
Als Vivi grade den Mund oeffnen wollte um etwas zu sagen wurde er an den Schultern hochgerissen und herumgewirbelt, landete schliesslich mit dem Ruecken an einem Baum. Keuchend ging er in die Knie. Um ihn herum schloss sich der Kreis der Haescher. Sie alle rissen die Muender auf, wie sie es immmer taten, wenn sie ihn beschimpften. Doch sie sagten nichts... nein er hoerte nur nicht, was sie sagten... nur das Brummen in seinem Kopf war da. Er hoerte sich sagen, was sie von ihm wollten, aber doch hoerte er diese Stimme nur aus seinem Inneren.
Einer stiess ihn zu sich herum, schien ihn anzubruellen, eine Frage zu stellen. Ein anderer kam hinzu, riss ihn zu sich herum, redete auf ihn ein... aber er verstand sie doch nicht. Ein Stiefel traf ihn im Magen, ein Schaft einer Mistgabel haemmerte ihm den Schaedel gegen den Baum. Ein riesiger Mann packte ihn schliesslich am Kragen, bruellte ihn an, das spuerte er. Aber hoeren konnte er nichts.
Schliesslich schien es dem Mann zu viel zu werden und er blekte die Zaehne zu einem Grinsen, als er sich zu den anderen verschwommenen Gestalten umdrehte. Dann durchstroehmte Vivis Koerper ein stechender Schmerz von seiner Schulter aus. Er wollte von diesem Baum weg, raus aus dem Kreis seiner Peiniger... doch er konnte nicht. Statt dessen durchfuhr ihn eine weitere Welle des Schmerzes. Das Narbengesicht stand noch immer vor ihm, hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt...
Nein, nicht auf die Schulter...
Sie ruhte auf dem Griff eines Dolches... der in seiner Schulter steckte. Vor Vivis Augen wurde es schwarz, als er in sich zusammensackte. Nur der Dolch verhinderte, dass er zu Boden ging.
"Lasst ihn, die Woelfe erledigen den Rest." hoerte er durch das Brummen, bevor er das Bewusstsein verlor.
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